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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ohrenbetäubender Lärm. Alle sprangen auf und hielten sich die Ohren zu. Webb rannte aus dem Raum, und Brock folgte ihm einen Augenblick später.
    »O nein, die Pferde«, rief Roanna und schoß zur Tür. Beim Test der Alarmanlage waren alle Pferde in Panik geraten. Webb hatte überlegt, ob er eine weniger schrille Sirene installieren sollte, hatte sich dann jedoch für die Sicherheit der Familie entschieden.
    Der Höllenlärm brach abrupt ab, als sie die Halle erreichte. Statt dessen hörte sie Corliss vor Vergnügen wiehern und Webb fluchen wie einen Postkutscher. »Halt's Maul!« schrie Brock Corliss an.
    Die anderen drängten hinter ihr nach; Corliss hatte sich aufs Treppengeländer gestützt und hielt sich den Bauch vor Lachen. Jetzt richtete sie sich allerdings entrüstet auf. Ihr Gesicht war krebsrot und wutverzerrt. Ihr Mund arbeitete hart, dann spuckte sie ihren Bruder unversehens an. »Erzähl mir bloß nicht , daß ich mein Maul halten soll!« fauchte sie ihn an. Die großzügige Menge Spucke hatte Brock verfehlt, doch sein Blick war angewidert auf den nassen Fleck am Boden gerichtet.
    Lanette starrte ihre Tochter entsetzt an. »Du bist betrunken!« zischte sie.
    »Na und?« meinte Corliss streitsüchtig. »'N bißchen Spaß hat noch keinem was geschadet.«
    Webb sah sie mit einem Blick an, der Frostschutzmittel hätte gefrieren lassen. »Dann kannst du dich woanders amüsieren. Ich habe dich gewarnt, Corliss. Du hast eine Woche Zeit, um dir eine neue Bleibe zu suchen, danach bist du draußen.«
    »Ach ja?« Sie lachte. »Du kannst mich nicht rausschmeißen, Big Boy. Tante Lucinda steht ja vielleicht mit einem Bein im Grab, aber solange nicht beide Beine dort sind, gehört dieses Haus nicht dir.«
    Gepeinigt preßte Lanette die Hand vor den Mund und maß Corliss so verstört, als ob sie sie nicht wiedererkannte. Greg nahm einen bedrohlichen Schritt auf sie zu, aber Webb stoppte ihn mit erhobener Hand. Lucinda richtete sich stolz auf und wartete stoisch auf Webbs Reaktion.
    »Drei Tage«, sagte er zu Corliss. »Und wenn du dein großes Maul nochmal aufmachst, bist du schon morgen draußen.« Er blickte Roanna an. »Komm, schauen wir nach den Pferden!«
    Sie verließen das Haus durch die Vordertür und gingen über den Hof zu den Ställen; die Luft war erfüllt von dem ängstlichen Wiehern der Pferde und dem Donnern ihrer Hufe gegen die Boxen. Roanna mußte zwei Schritte machen für jeden von Webb und rannte praktisch, um sein Tempo zu halten. Loyal und die paar Stallburschen, die zu dieser späten Stunde noch Dienst taten, versuchten ihr bestes, die in Panik geratenen Tiere zu beruhigen. Sie fluchten, doch sie befleißigten sich eines ruhigen Tonfalls, da es ja nicht auf die Worte ankam, sondern auf die Wirkung.
    Roanna rannte in den Stall und schloß sich dem Chor zärtlicher Laute an. Die Pferde draußen auf der Koppel waren ebenso verängstigt wie die Tiere in den Boxen, aber sie hatten genug Bewegungsfreiheit. Die Pferde in den Boxen dagegen waren zumeist Tiere mit kleinen oder größeren Verwundungen und konnten sich in ihrer Panik noch mehr Schaden zufügen.
    »Sch«, sagte Loyal zu seinen Stallburschen, und alle verstummten, damit Roanna singen konnte. Alle fuhren fort, die Tiere zu streicheln und ihrem eigenartigen Singsang zu lauschen, der die Aufmerksamkeit jedes Tieres im Stall erregte. Dieses Talent besaß sie seit ihrer Kindheit, und Loyal hatte es mehr als einmal genutzt, um einen verängstigten Gaul in den Griff zu bekommen.
    Webb ging wie die anderen von Box zu Box und streichelte glatte, schweißglänzende Pferdehälse. Roanna schritt leise singend durch den Stall, und alle spitzten bei ihrer schönen Stimme die Ohren, als ob sie sich keine Note entgehen lassen wollten. Innerhalb von fünf Minuten waren sämtliche Tiere ruhig, wenn sie auch noch schwitzten.
    »Los, holt ein paar Lumpen, Jungs«, brummte Loyal. »Wir wollen meine Babys trockenreiben.«
    Roanna und Webb halfen auch mit, während Loyal jedes Tier untersuchte, um festzustellen, ob sich eines vielleicht etwas getan hatte. Alle schienen bis auf ihre ursprünglichen Verletzungen in Ordnung zu sein, aber Loyal blickte Webb dennoch kopfschüttelnd an. »Ich hasse dieses schrille Läuten«, sagte er unverblümt. »Und die Pferde werden sich auch nicht dran gewöhnen, der Ton ist einfach zu hoch. Tut ihren Ohren weh – meinen auch, wo wir schon davon reden. Was ist passiert, zum Teufel?«
    »Corliss«, sagte Webb ärgerlich. »Sie

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