Daemmerung der Leidenschaft
ihrer Frühreife auch physisch anzupassen. Alles was sie tun mußte, war tief Luft zu holen und ihre Brüste zu recken – schon starrte Webb sie derart fixiert an, daß sie sich kaum das Lachen verbeißen konnte. Er hatte sie auch geküßt, und als sie ihre Brüste an ihm rieb, hatte er auf einmal angefangen zu Keuchen, und sein Schwanz war ganz hart geworden. Sie hatte erwogen, es ihn tun zu lassen, aber ihre angeborene Schläue hielt sie davon ab. Sie und Webb lebten im selben Haus; das Risiko einer Entdeckung wäre zu groß und würde außerdem möglicherweise das Bild trüben, das er von ihr hatte.
Gerade streckte sie die Hand nach einem Nudistenmagazin aus, als auf einmal die tiefe, heisere Stimme eines Mannes hinter ihr ertönte. »Was hat denn ein hübsches Mädchen wie du hier zu suchen?«
Erschrocken zog Jessie die Hand zurück und wirbelte zu ihm herum. Sie paßte immer so gut auf, daß niemand sie in dieser Abteilung erwischte, aber ihn hatte sie nicht kommen hören. Mit weit aufgerissenen, überraschten Augen starrte sie zu ihm auf, während sie sich fieberhaft auf ihre Rolle als unschuldiges junges Mädchen besann, das aus Versehen in diese Abteilung geraten war. Was sie jedoch in diesen heißen, unglaublich blauen Augen, die sie so durchdringend musterten, sah, ließ sie zögern. Diesen Mann konnte sie nicht so leicht hinters Licht führen.
»Du bist Janet Davenports Kleine, stimmt's?« fragte er, immer noch mit gesenkter Stimme.
Langsam nickte Jessie. Jetzt, da sie ihn genauer im Blickfeld hatte, überrann sie ein kleiner Schauder. Er war wahrscheinlich Mitte Dreißig, also viel zu alt! Aber außerdem war er echt muskulös, und der Ausdruck in diesen blitzenden Augen brachte sie auf den Gedanken, daß er ein paar wirklich häßliche Dinge drauf haben mußte.
Er grunzte. »Dacht' ich es mir doch. Tut mir leid wegen deiner Mama.« Während er diese Höflichkeitsfloskel von sich gab, hatte Jessie das Gefühl, das Unglück anderer sei ihm mehr als gleichgültig. Er musterte sie von oben bis unten, und zwar auf eine Weise, als ob sie ihm gehörte.
»Wer sind Sie?« flüsterte sie und warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter.
Ein wölfisches Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus und entblößte eine Reihe weißer Zähne. »Mein Name ist Harper Neeley, kleiner Schatz. Schon mal gehört?«
Sie hielt den Atem an, denn den Namen kannte sie. Immerhin durchwühlte sie regelmäßig Mamas Sachen. »Ja«, erwiderte sie so aufgeregt, daß sie kaum noch stillstehen konnte. »Sie sind mein Daddy!«
Ihre Kenntnis hatte ihn überrascht, dachte sie jetzt, als sie beobachtete, wie er sich faul unter dem Baum räkelte und auf sie wartete. Aber wie sehr diese Begegnung sie auch verwirrte, hatte es ihn im Grunde nicht die Bohne gekümmert, daß sie seine Tochter war. Harper Neeley nannte einen ganzen Haufen Kinder sein eigen, mindestens die Hälfte davon Bastarde. Eine mehr, selbst eine aus dem Hause Davenport, bedeutete ihm nicht das geringste. Er hatte sich nur so, aus Spaß, an sie herangemacht, nicht weil er wirklich etwas für sie empfand.
Irgendwie kam ihr auch das unheimlich aufregend vor. Auf einmal traf sie die geheime Jessie, die da im Körper ihres Vaters herumlief.
Er faszinierte sie. Sie sorgte dafür, im Lauf der Jahre immer mal wieder seinen Weg zu kreuzen. Bei seiner Grobheit und Selbstsucht hatte sie oft das Gefühl, er würde sich über sie lustig machen. Das erbitterte sie; aber bei seinem Anblick verspürte sie jedesmal dieselbe, elektrisierende Erregung. Diese Gemeinheit, dieser Mensch aus der Gosse, der vollkommen unannehmbar für ihre Kreise war ... und der ihr gehörte ...
Jessie konnte sich nicht genau an den Moment erinnern, an dem ihre Erregung umschlug in Sex. Vielleicht war es ja von Anfang an so gewesen, bloß daß sie es noch nicht gleich akzeptieren wollte. Sie war so darauf konzentriert gewesen, Webb unter ihre Fuchtel zu bekommen, so übervorsichtig, sich nur in der Ferne von Davenport zu amüsieren, daß ihr der Gedanke nie klar geworden war.
Aber eines Tages, vor etwa einem Jahr, als sie ihn sah, hatte sich die übliche Aufregung auf einmal verschärft, brannte förmlich in ihrer Intensität. Sie war wütend auf Webb gewesen – wie so oft in letzter Zeit –, und da kam ihr Harper gerade recht; sein muskulöser Körper reizte sie, und seine heißen blauen Augen hatten sie gemustert, wie kein Vater je seine Tochter ansehen sollte.
Sie hatte ihn umarmt, sich an
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