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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Schmerzen waren anfangs schlimmer gewesen, als sie es sich vorgestellt hatte, doch letztlich tat das ihrer Freude und Erfüllung keinen Abbruch.
    Der Tequila mochte ja für das erste Mal verantwortlich sein, vielleicht auch für das zweite, aber wie war es mit den folgenden Malen? Als er immer wieder, bis zum Morgengrauen, nach ihr verlangte, da war er doch ganz sicher wieder nüchtern gewesen, oder? Ihr Leib tat ihr immer noch weh, doch dieser Schmerz war kostbar für sie, erinnerte er sie doch an jene seligen Stunden.
    Er war kein selbstsüchtiger Liebhaber. Trotz seines Zorns hatte er sie zärtlich befriedigt, manchmal sogar mehrfach hintereinander, bevor er sich seinen Höhepunkt erlaubte. Seine Hände und sein Mund waren so zart mit ihr umgegangen, so vorsichtig, um ihr nicht noch mehr wehzutun, als es leider durch sein Eindringen der Fall war.
    Doch dann hatte er sie einfach in dem billigen Motel zurückgelassen, hatte sich davongeschlichen, als ob sie ein Kojotenweib wäre. So nannten die Säufer und Rowdys eine Frau, die so häßlich war, daß ein Mann, der neben einer solchen Schreckschraube erwachte, sich lieber den eigenen Arm abbiß, als sie zu wecken. Nun, Webb hatte immerhin eine Nachricht hinterlassen. Zumindest war er zurückgekommen und hatte sie nicht dem Dilemma ausgesetzt, selbst zu ihrem Wagen zurückfinden zu müssen.
    Er hatte gesagt, sie hätte sich zur Hure gemacht für Lucinda. Außerdem war sie ihm schon ihr ganzes Leben lang lästig gewesen, und das hatte mehr wehgetan als seine andere Bemerkung. Nach dem furchtbaren Ereignis hatte sie sich immer mit jenen Jahren vor Jessies Tod getröstet, die sie als ihre süße Jugend bezeichnete, weil sie ihn als Helden und Beschützer gehabt hatte. In jener schrecklichen Nacht, als Jessie ermordet worden war, begriff sie, daß er nur Mitleid mit ihr gehabt hatte, und das war schon entsetzlich genug. Jetzt jedoch mußte sie zu ihrer tiefsten Scham erkennen, daß sie sich offenbar von Anfang an etwas vorgemacht hatte. Freundlichkeit war nicht dasselbe wie Liebe, Geduld nicht dasselbe wie Zuneigung.
    Unmißverständlich hatte er klargemacht, daß sie eine Fortsetzung ihrer Affäre nicht erwarten konnte. Es war ein einmaliger Ausrutscher gewesen und würde es auch bleiben. Es gab keine Beziehung zwischen ihnen, außer der von entfernten Verwandten.
    Doch dann hatte er sie geküßt und gesagt, daß sie überhaupt nichts verstünde. Und er war erregt gewesen, darüber bestand kein Zweifel; nach jener Nacht kannte sie sich aus mit seiner Männlichkeit. Wenn er sie nicht mehr wollte, warum fühlte er sich dann so an?
    Eins jedoch war sicher: immer noch hegte er großen Zorn.
    Mit angezogenen Beinen saß sie in ihrem Sessel, beobachtete das ferne Gewitter und dachte an Webb. Irgendwann gegen Morgen fiel sie dann in einen unruhigen Schlummer.
    Gloria versammelte an diesem Tag die gesamte Familie um den Frühstückstisch, was eine Seltenheit war, denn gewöhnlich trank jeder seinen Kaffee, wann es ihm paßte. Offenbar glaubte sie, Verstärkung nötig zu haben. Nach einer unruhigen Nacht, in der sie kaum ein Auge zugetan hatte, war Roanna zu Lucinda ins Zimmer gegangen, um ihr die Neuigkeit zu überbringen. Daraufhin stand Lucinda voller Vitalität auf. Ihre Bewegungen waren frischer, und ihr Gesicht besaß an diesem Morgen eine viel lebhaftere Farbe als sonst. Sie zog überrascht die Brauen hoch, als sie die versammelte Meute erblickte, dann grinste sie und zwinkerte Roanna zu, als wolle sie sagen: »Ich weiß, was die im Schilde führen.«
    Da also im allgemeinen jeder frühstückte, wann es ihm gefiel, gab es morgens immer ein Büfett. Roanna füllte je einen Teller für sich und Lucinda und setzte sich an ihren Platz.
    Gloria wartete, bis sie den Mund voll hatten, bevor sie das Feuer eröffnete. »Lucinda, wir haben uns alle darüber unterhalten, und wir wünschten, du würdest dir diese hirnrissige Idee, Webb die Geschäfte wieder zu überlassen, nochmal überlegen. Roanna macht ihre Sache doch gut, und wir brauchen ihn wirklich nicht.«
    »Wir?« fragte Lucinda schluckend und musterte ihre Schwester über den Tisch hinweg. »Gloria, ich habe deine Gesellschaft in den letzten zehn Jahren wirklich geschätzt und genossen; doch anscheinend muß ich dich daran erinnern, daß dies nur die Davenports etwas angeht, und Roanna und ich sind die einzigen Davenports hier. Wir beide sind nun übereingekommen, daß Webb seinen angestammten Platz in der Familie wieder

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