Daemmerung der Leidenschaft
würdest.«
Sie konnte seinem harten, grünfunkelnden Blick nicht entkommen. Es war ganz so wie letzte Nacht, als sie sich vor ihm ausgezogen hatte, nur daß sie sich jetzt emotional nackt fühlte. Ihre Unterlippe zitterte ein wenig, und sie riß sich sofort wieder zusammen. Abstreiten war sinnlos, denn ihr Verhalten hatte ihm bereits recht gegeben. Als er ihr die Gelegenheit gab, das Ganze abzublasen, hatte sie ihn praktisch gebettelt weiterzumachen.
»Aus dem, was ich für dich empfinde, habe ich nie ein Geheimnis gemacht«, sagte sie schließlich. »Du hättest nie mehr tun müssen, als mit dem Finger zu schnippen, und ich wäre angerannt gekommen; du hättest immer schon mit mir machen können, was du wolltest.« Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab. Es war nicht viel, aber immer noch besser als Heulen. »Daran hat sich nichts geändert.«
Er forschte in ihren Zügen, versuchte die Distanz in ihrem Gesichtsausdruck zu durchdringen. Zorn und Frustration flammten in seinen Augen auf. »Jedenfalls sollst du wissen, daß meine Rückkehr nicht davon abhängt, ob du mit mir ins Bett gehst. Du mußt dich nicht zur Hure machen, bloß damit Lucinda bekommt, was sie will.«
Diesmal konnte sie ein leichtes Zusammenzucken nicht verhindern. Sie zog den Kopf weg und rang sich ein weiteres Lächeln ab. Es wirkte noch angespannter als das erste. »Alles klar«, sagte sie mit erzwungener Gelassenheit. »Ich werde dich nicht länger belästigen.«
»Aber das tust du, zum Teufel noch mal«, fuhr er auf. »Du belästigst mich schon fast dein ganzes Leben lang.« Er beugte sich vor und blickte sie böse an. »Du belästigst mich, wenn du dich im selben Raum aufhältst. Sogar dein Atmen belästigt mich.« Wütend riß er sie in seine Arme und preßte seinen Mund auf den ihren. Roanna war so überrascht, daß sie sich nicht wehrte. Sie hing einfach nur in seiner Umklammerung und öffnete ihren Mund unter seiner zornigen Attacke. Der Kuß war tief und leidenschaftlich, seine Zunge drang in sie ein und rieb sich an der ihren, und an ihrem Bauch fühlte sie seine eisenharte Erektion. Dann stieß er sie ebenso abrupt von sich, wie er sie gepackt hatte. »Und jetzt trotte schön brav zu Lucinda und melde: Mission erfüllt! Du kannst ihr erzählen, wie du es geschafft hast oder es bleibenlassen, das ist dein Bier!« Er öffnete die Wagentür und drängte sie hinein, stand daraufhin einen Moment lang da und blickte auf sie hinunter. »Aber du verstehst überhaupt nichts«, sagte er ungerührt.
Dann knallte er die Wagentür zu und marschierte zu seinem Pick-up zurück.
11
Roanna war total erschöpft von diesem zweiten, ebenso anstrengenden Reisetag, als sie am selben Abend die lange Auffahrt nach Davenport entlangrollte. Ärgerlich sah sie, daß im großen Haus noch Licht brannte. Besser hätte es ihr gefallen, wenn alle schon im Bett wären, so daß sie sich ein wenig sammeln konnte vor der zu erwartenden Inquisition. Sie hatte sogar gehofft, wenigstens so viel Schlaf zu bekommen wie in der Nacht zuvor – obwohl das ziemlich unwahrscheinlich war. Sollte sie keine Ruhe finden, so konnte sie zumindest noch einmal jene aufregenden Stunden an sich vorüberziehen lassen, konnte sich seinen herrlichen Körper vorstellen, wie er auf ihr lag, seine Küsse, seine Liebkosungen, die Momente absoluter Glückseligkeit, als er tatsächlich in sie eindrang. Und sobald sie etwas ruhiger war, würde sie über den Rest nachdenken, über die häßlichen Dinge, die er gesagt hatte, und die Tatsache, daß er sie kein zweites Mal haben wollte ... Aber warum hatte er sie dann geküßt? Sie war zu müde, um einen klaren Gedanken fassen zu können, also würde die Analyse wohl oder übel warten müssen.
Sie benutzte ihre Fernbedienung, um das Garagentor zu öffnen, und bremste dann abrupt, als ihre Scheinwerfer über einen Wagen glitten, der ihren Platz besetzte. Corliss schon wieder! Sie hatte sich ihre Abwesenheit zunutze gemacht, um ihr eigenes Auto in die Garage zu stellen. Die große Garage bot fünf Stellplätze, und die waren für Lucinda reserviert, obwohl sie mittlerweile nicht mehr selbst fuhr, sowie für Roanna, Harlan, Lanette und Greg, die jeder ihr eigenes Auto besaßen. Brock und Corliss sollten die ihren eigentlich draußen parken; aber Corliss hatte die schlechte Angewohnheit, ihren Wagen in jede Lücke zu plazieren, die gerade frei war.
Roanna stellte ihr Auto neben Brocks Fahrzeug und stieg müde aus, wobei sie mühsam ihre kleine
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