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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Korbstühle, die aussahen, als sollten sie um einen Bridgetisch gestellt werden – was manchmal auch der Fall war. Erika McCorkle und Haynes saßen nebeneinander auf der Couch, über der ein verblichener Chintzbezug lag. McCorkle saß auf dem Klavierschemel vor dem Steinway-Stutzflügel, auf dem seine Frau Fredl virtuos spielte und er ziemlich schlecht nach Gehör. Sein bestes, wenn nicht sein Lieblingsstück, blieb »Smoke Gets in Your Eyes«.
    Das Wohnzimmer lag nach Süden und Osten. Die Ostfenster gingen auf die Connecticut Avenue. Durch die Südfenster sah man auf das Gebäude nebenan. Es war ein großes, freundliches Zimmer, zu dem ein offener, früher mit Holzscheiten befeuerter Kamin gehörte. Seit sechs Jahren benutzte McCorkle Gasscheite an Stelle der echten. Sein vorgegebener Grund war, daß Gasscheite die Luftverschmutzung minderten. Sein wahrer Grund war, daß echte Scheite einfach zuviel Arbeit machten.
    Die beiden McCorkles, Padillo und Mott starrten Haynes an und warteten, wie er auf den Vorschlag reagieren würde, daß er sich irgendwo verstecken sollte.
    »Am besten wäre ein Motel«, sagte Haynes.
    »Fassen Sie Maryland ins Auge«, sagte Mott. »Oder selbst West Virginia in der Nähe von Harpers Ferry.«
    Haynes nickte zustimmend und sagte: »Ich werde ein Auto mieten müssen.«
    »Besser, Sie leihen es sich privat.«
    Erika wandte sich Haynes zu: »Du kannst meins haben.«
    »Über dich und Granville wissen zu viele Leute Bescheid«, sagte Padillo.
    »Über was Bescheid?« blaffte sie.
    Padillo lächelte und hob abwehrend beide Hände. »Daß du ihn in deinem Wagen durch die Gegend kutschierst – mehr nicht.«
    Mott räusperte sich und sagte: »Ich denke, ich habe eine Lösung.« Er zog seine Brieftasche aus der Jacke, nahm eine Visitenkarte heraus und schrieb etwas darauf. Als er fertig war, stand er auf, ging zu Haynes und gab ihm die Karte.
    »Das ist die Werkstatt in Falls Church, wo Steadys alter Cadillac steht«, sagte Mott. »Ich rufe den Besitzer an und sage ihm, daß jemand den Wagen abholt.«
    Padillo gefiel die Idee. »Nehmen Sie ein Taxi«, empfahl er Haynes. »Haben Sie Bargeld?«
    »Ein paar hundert.«
    Padillo zog seine Brieftasche heraus, schaute hinein und reichte Haynes ein Bündel Zehner und Zwanziger. »Hier sind noch zweihundert.« Er schaute zu McCorkle, der bereits den Inhalt seiner Brieftasche untersuchte. »Wieviel hast du?« fragte Padillo.
    »Dreihundert«, sagte McCorkle, stand auf und gab Haynes die Scheine.
    Mott zog eine dünne Rolle aus der Hosentasche, schälte fünf Einhundertdollarnoten ab und gab sie Haynes. »Ein Beitrag von Tinker Burns.«
    Haynes grinste das Grinsen seines Vaters. »Hat Tinker Ihren Vorschuß in bar bezahlt?«
    »Er hat’s versucht.«
    »Sie kennen sich ja aus«, sagte Padillo zu Haynes.
    Haynes nickte, während er das Geld in die Hosentasche steckte. »Barzahlung im voraus. Unter falschem Namen anmelden. ›Clarkson‹ hat mir immer gefallen, weil er nicht zu geläufig und nicht zu ungewöhnlich ist. Im Anmeldeformular den Wagentyp eintragen, das Baujahr, aber um ein oder zwei Jahre vor- oder zurückdatiert. Erfundenes Autokennzeichen. Und wenn sie einen Führerschein sehen wollen, geht man.«
    »Ich komme mit dir«, sagte Erika. »Dann kannst du uns als Mr. und Mrs. Geoffrey Clarkson eintragen.«
    Einen Moment herrschte Schweigen, bis Haynes sagte: »Der Name gefällt mir.« Er drehte sich um und sah McCorkle an. Auch Padillo und Mott sahen ihn an. Erika nicht.
    McCorkle war damit beschäftigt, die kindersichere Verpakkung von einem Nicorette-Kaugummi zu entfernen. Haynes fiel auf, daß er länger als sonst dazu brauchte. Endlich bekam McCorkle den Kaugummi heraus, steckte ihn in den Mund und kaute sieben- oder achtmal nachdenklich, während er die Decke studierte.
    Dann sah er zu seiner Tochter, die ihm immer noch den Rücken zuwandte, und sagte: »Gar keine schlechte Idee, Erika.«

39
    Das private Krankenzimmer im zweiten Stock des Sibley Hospital hoch im Nordwesten von Washington wurde von Mr. Pabst und Mr. Schlitz bewacht. Als Pabst Padillo und McCorkle aus dem Aufzug kommen sah, stieß er Schlitz an, und die beiden großen Männer erhoben sich von ihren Metallklappstühlen, um sich vor der Tür des Krankenzimmers aufzubauen.
    »Keine Besucher«, mahnte Pabst, als McCorkle und Padillo nahe genug waren, um ihn zu verstehen.
    Die beiden Möchtegernbesucher blieben stehen. Padillo fixierte Pabst einige Sekunden und sagte dann: »Sag

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