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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Ich habe beschlossen, mir deinetwegen nicht zu viele Gedanken zu machen. Aber so etwas kann ich nicht einfach an- und abschalten. Und deshalb habe ich letzte Nacht schlecht geschlafen.«
    »Entschuldige bitte.«
    »Für was entschuldigst du dich diesmal?«
    »Für all meine Fehler«, sagte Haynes.
    Das Wandtelefon in der Küche läutete. Erika nahm den Hörer von der Gabel, meldete sich, lauschte einen Moment und sagte: »Bleib dran«, und gab Haynes den Hörer. »Es ist Padillo.«
    Als Haynes sich meldete, sagte Padillo: »Bleiben Sie da, bis ich komme.«
    »Warum?«
    »Tinker Burns. Man hat ihn erschossen im Rock Creek Park gefunden.«

38
    Selbst im Tod trug Tinker Burns seinen taubengrauen Borsalino in einem leicht verwegenen Winkel. Er saß, den Rücken gegen die Kante eines Tisches gelehnt, auf einer Picknickbank. Im linken Revers seines grauen Zweireihers – der mit den feinen Nadelstreifen – waren zwei kleine schwarze Löcher.
    Ein Fotograf der städtischen Polizeibehörde hockte vor dem Toten, um eine Nahaufnahme der Einschußlöcher zu machen. Burns’ Mantel befand sich ordentlich gefaltet neben ihm auf der Bank. Seine Hände lagen mit den Handflächen nach oben in seinem Schoß. Seine Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Sein zerfurchtes Gesicht hatte, wenn überhaupt, nur wenig von seiner alten tropischen Bräune verloren.
    Der Picknickbereich, nur wenige Meter vom Rock Creek entfernt, war mit gelbem Absperrband gesichert. Detectives in Zivil und Techniker stöberten herum und verständigten sich murmelnd. Uniformierte Polizisten dirigierten den Verkehr auf der Asphaltstraße, die durch den Park führte, und trieben die motorisierten Gaffer zur Eile. Einige Spaziergänger und Jogger standen hinter dem gelben Band und warteten darauf, was als nächstes passierte.
    Darius Pouncy kam, mit McCorkle im Schlepptau, kurz vor dem Krankenwagen und direkt nach einem Assistenten des Gerichtsmediziners an. Pouncy ließ McCorkle hinter dem gelben Band zurück, bückte sich unter der Absperrung durch, ging zu Tinker Burns und richtete fast eine ganze Minute seinen Blick auf ihn. Dann sprach er kurz mit dem Assistenten des Gerichtsmediziners, hörte sich an, was zwei ältere Detectives zu sagen hatten, stellte ein paar Fragen und ging zurück zu McCorkle, der noch immer auf der anderen Seite des gelben Bands stand.
    »Sieht so aus, als hätten ihn zwei Schüsse getroffen«, sagte Pouncy. »Aus nächster Nähe.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Zwei Jungs«, sagte Pouncy und schaute wieder auf den toten Tinker Burns, bevor er sich mit düsterem Blick an McCorkle wandte und sagte: »Schwarze Jungs. Vierzehn und fünfzehn. Schulabbrecher. Die Brieftasche steckte noch in der Brusttasche der Jacke. Mit siebenhundert Dollar drin.« Pouncy blickte runter auf den Boden, dann hoch zu McCorkle. »Schätze, die Jungs haben jeder hundert genommen. Vielleicht mehr. Vielleicht weniger.«
    »Tinker ist das egal«, sagte McCorkle.
    Pouncy nickte bedrückt.
    »Was halten Sie davon?« fragte McCorkle.
    »Sie meinen, wie er hierhergekommen ist?«
    »Das wäre ein guter Einstieg.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Pouncy. »Höchstwahrscheinlich im Taxi. Die Sonne muß herausgekommen sein, denn er hat seinen Mantel ausgezogen und schön ordentlich zusammengefaltet. Saß dort auf der Bank, hielt vielleicht das Gesicht in die Sonne und wartete auf seine Verabredung. Die Person fährt in einem Auto vor, steigt aus, geht hin, sagt: ›Schöner Tag heute‹, erledigt ihren Job, zweimal sogar, steigt in den Wagen und fährt nach Hause oder vielleicht in eine Bar, um sich eine kleine Stärkung zu genehmigen.«
    »Und Tinker läßt das so einfach zu?« sagte McCorkle.
    Pouncy stieß mit dem Zeigefinger gegen McCorkles Brust.
    »Dauert etwa so lange. Zwei Sekunden. Drei höchstens.«
    »Wenn es jemand war, den Tinker kannte.«
    »Nicht unbedingt jemand, den er kannte. Mußte nur jemand sein, den er erwartet hat.«
    »Sie denken, derselbe Jemand hat Isabelle und Undean getötet.«
    »Ist das eine Frage?« sagte Pouncy. »Mit Sicherheit hat’s nicht nach einer Frage geklungen.«
    »Sagen wir, es war eine.«
    »Dann, ja, ich denke, es ist derselbe Jemand. Aber Denken ist nicht Beweisen. Nur eins weiß ich sicher: Am Freitag waren vier Leute draußen in Arlington, und am Montag sind drei davon Mordfälle. Von den vieren ist nur noch der Sohn von dem Mann übrig, den sie am Freitag begraben haben. Und er lebt nur noch aus dem Grund, weil

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