Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Abenteuergeschichte«, sagte Haynes, »wie ein eher schelmenhafter Steadfast Haynes fast im
Alleingang eine lange Reihe wackliger Demokratien rettet – außer ein paar in Südostasien, deren Verlust nicht wirklich seine Schuld ist.«
»Schwungvoll?« fragte Mott.
»Es geht flott voran«, sagte Erika.
»Und wie ist die CIA dargestellt?«
»Wenn nicht mit Ehrfurcht, dann wenigstens mit wohlwollender Verachtung.«
»Nichts Anstößiges oder Beleidigendes oder eine Bedrohung für die nationale Sicherheit – was immer das sein mag?«
»Nichts«, sagte Haynes und warf Erika einen auffordernden Blick zu. Sie öffnete die Segeltuchtasche auf ihrem Schoß, zog das Manuskript heraus und gab es Mott.
Nachdem er es kurz durchgeblättert hatte, wie um sich zu vergewissern, daß ihm nicht schon wieder eine Sammlung leerer Seiten ausgehändigt worden war, blickte Mott Haynes an und sagte: »Harmlos, sagen Sie?«
»Absolut.«
Mott legte das Manuskript auf den Tisch neben seinem Sessel, faltete die Hände über seinem Bauch und starrte zu der dreieinhalb Meter hohen Decke hinauf. »Steady erzählt also allen in der Stadt, daß er ein tödliches Exposé über die CIA geschrieben hat. Aber da die Agency nicht beweisen kann, daß er jemals wirklich für sie gearbeitet hat, hat sie keine rechtliche Handhabe, die Veröffentlichung zu unterdrücken. So weit – so gut?« sagte er, senkte den Blick von der Decke und ließ ihn erst auf Erika, dann auf Haynes ruhen. Beide nickten.
»Allerdings«, fuhr Mott fort, »ist Steady überzeugt, daß die Agency ihm schließlich ein Angebot machen wird, das er – sobald das Gefeilsche beendet ist – annehmen wird, um Langley anschließend alle Rechte zu übertragen. Und wenn das erledigt und das Geld auf dem Konto ist, wird er ihnen, ob sie darum bitten oder nicht, eine Kopie des Manuskripts geben, und zwar nur, um zu gewährleisten, daß sie vollends begreifen, was für Trottel sie waren.«
»Damit er zuletzt lachen konnte«, sagte Erika.
»Bloß, daß Steady gestorben ist«, sagte Mott.
»Und noch drei andere«, sagte Haynes. »Oder vier, wenn man Purchase mitzählt, der auch dazu beigetragen hat, den Spaß zu verderben.«
»Irgend jemand«, sagte Mott, »hat gottverdammte Angst davor, was Steady wußte und möglicherweise geschrieben hat. Derselbe Jemand hat solche Angst, daß er oder sie oder sogar mehrere bereit waren, Isabelle Gelinet, Gilbert Undean und Tinker Burns zu töten. Von diesen drei hatte meines Erachtens nur Burns den Verdacht, daß er in Gefahr schwebte.« Mott hielt inne, starrte Haynes an, nickte vor sich hin und fuhr fort: »Außerdem glaube ich, daß Tinker Ihnen womöglich den Grund für seinen Verdacht hinterlassen hat.«
»Was meinen Sie mit ›hinterlassen‹?« fragte Haynes.
Mott stand auf, ging zu seinem alten Rollschreibtisch und griff nach einem Federal-Express-Umschlag. »Das hier ist heute nachmittag gekommen«, sagte er. »Es ist von Tinker und wurde gestern morgen etwa um elf abgeschickt. Das heißt, es mußte bis runter zum Federal-Express-Verteilzentrum in Memphis, dann den ganzen Weg zurück nach Washington.«
»Hat er es an Sie oder an mich geschickt?«
»An mich«, sagte Mott. »Aber in dem Fed-Ex-Päckchen war ein großer Umschlag. In Druckbuchstaben stand der ziemlich melodramatische Hinweis ›Nur im Falle meines Todes zu öffnen‹. Und darunter befand sich Tinkers Unterschrift. Da Tinker nun tatsächlich tot ist, habe ich den Umschlag geöffnet. Innen steckte ein kleiner Umschlag, der an Sie adressiert ist.«
Mott ging zu Haynes und gab ihm den kleinen Umschlag.
Haynes starrte auf den Umschlag. Sein Name war darauf mit Kugelschreiber geschrieben. Daneben und ein bißchen nach rechts stand in Großbuchstaben das eine Wort PERSÖNLICH, dreimal unterstrichen.
Haynes riß den Umschlag auf und nahm drei Blatt Papier von unterschiedlicher Größe und unterschiedlichem Gewicht heraus. Das eine war ein Blatt Briefpapier für Gäste des Madison Hotels. Die anderen waren der Durchschlag eines zweiseitigen, einzeilig geschriebenen Memorandums, datiert vom letzten Samstag und verfaßt von Gilbert Undean. Der vorgesehene Empfänger war »Akte«.
»Darf ich einen Vorschlag machen?« fragte Mott.
»Klar.«
»Lesen Sie es zuerst nur für sich, und dann entscheiden Sie, ob es notwendig – oder klug – ist, daß einer von uns den Inhalt kennt.«
»Okay«, stimmte Haynes zu.
Zuerst las er das Anschreiben von Tinker Burns. Dann las er Gilbert
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