Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
der Villa, die Hamilton und Muriel Keyes gehörte. Sie nahmen an, daß Keyes wahrscheinlich erst nach Westen fuhr – weg von ihnen – und dann nach Süden. Andernfalls würde er Schwierigkeiten mit der California Street bekommen, die plötzlich zur Einbahnstraße wurde.
»Er sitzt da drinnen und schlürft seinen zweiten Kaffee aus einer Haviland-Goldrandtasse«, sagte McCorkle. »Und wir sind in diesem klapprigen Sportwagen mit aufgeschlitztem Dach gefangen, das den Wind mit einem Kälte-Faktor von minus zehn Grad hereinläßt. Und was haben wir zu trinken? Kalten Roy-Rogers-Kaffee in Plastikbechern.«
»Howard-Johnson-Kaffee«, sagte Padillo.
»Zwanzig Jahre habe ich keinen Ho-Jo-Kaffee getrunken, und meiner Treu, er ist nicht die Bohne besser geworden.«
»Fast hatte ich es vergessen«, sagte Padillo.
»Was?«
»Was für ein Sonnenschein du morgens bist.«
»Was dagegen, daß ich rauche?«
»Mach das Fenster auf.«
»Draußen ist es unter null.«
»Und das Leben ist eine Reihe von schweren Entscheidungen.«
»Dann kau ich eben«, sagte McCorkle und zückte ein Nicorette-Päckchen.
»Da kommt er.«
»Wahrhaftig«, sagte McCorkle und steckte den Nicorette-Kaugummi wieder ein.
Das automatische Kipptor der Keyesschen Dreifachgarage war fast ganz oben. Einen Moment später fuhr ein dunkelblauer Buick mit Keyes am Steuer rückwärts auf den Wendeplatz heraus. Keyes fuhr dann die Auffahrt hinunter und wandte sich westwärts, weg von Padillos Coupé.
»Welchen Wagen fährt sie?« fragte McCorkle, als sich das Garagentor wieder schloß.
»Den Mercedes.«
»Woher weißt du das?«
»Ich hab ihn gesehen.«
»Wann? An dem Abend, als du vergessen hast, mir zu sagen, wer sie ist?«
»Ich hab es nicht vergessen«, sagte Padillo, ließ den Wagen an und fuhr keine fünfundsiebzig Meter, bevor er in die Grundstückseinfahrt bog. Er parkte eine Handbreit vor dem Kipptor, wodurch er es blockierte. Er und McCorkle stiegen aus, gingen zur Haustür und drückten einen Klingelknopf, der ein Glockengeläut auslöste. Sekunden später wurde die Tür von dem salvadorianischen Dienstmädchen geöffnet.
In raschem Spanisch, das für McCorkle viel zu schnell war, stieß Padillo einen langen Satz aus. Die einzigen Worte, die er verstand, waren »la Señora« und »los Señores Padillo y McCorkle«. Aber das Dienstmädchen verstand alles, besonders den gebieterischen Ton, der sie veranlaßte, den Kopf einzuziehen, die Tür weiter zu öffnen und sie zu bitten, drinnen zu warten, während sie la Señora Bescheid gab.
»Die Hausangestellten müssen dich früher auf der alten Hacienda geliebt haben, mi jefe « , sagte McCorkle.
»Das war eine verbale Abkürzung.«
»Die sie zu Tode geängstigt hat.«
»In El Salvador hat sie Schlimmeres gehört.«
»Wieso weißt du, woher sie kommt?«
Bevor Padillo antworten konnte, kam das Dienstmädchen mit tänzelnden Schritten zurückgetrippelt, um ihnen auszurichten, la Señora werde sie bald im Empfangszimmer begrüßen.
Padillo schenkte ihr sein bezauberndstes Lächeln, bedankte sich artig und erkundigte sich, ob ihre Sehnsucht nach San Salvador immer noch akut sei. Sie erwiderte, in den letzten Monaten habe sie etwas nachgelassen. Padillo sagte, er hoffe, sie könne ihrer Heimat bald ohne Gefahr einen Besuch abstatten. Sie dankte ihm und sagte, er sei sehr freundlich.
Inzwischen waren sie in dem mit Antiquitäten gefüllten Wohnzimmer. Das Mädchen ging, und Padillo und McCorkle setzten sich auf die beiden Stühle, die auf sie den stabilsten Eindruck machten. Wenige Minuten später trat Muriel Keyes ein. Sie trug eine beigefarbene Hose, Sandalen, eine Seidenbluse in der Farbe von Bitterschokolade und ein nervöses Lächeln.
Padillo erhob sich schnell, McCorkle langsamer. Muriel Keyes zog es vor, McCorkle bis auf einen flüchtigen Blick zu ignorieren, und lächelte Padillo an. »Michael, wie nett!«
»Muriel.«
Nachdem sie ihm die Wange für eine flüchtige Berührung mit den Lippen dargeboten hatte, sagte er: »Ich glaube, du hast Mr. McCorkle, meinen Partner, kennengelernt, als du Reba Skelton, die berühmte Kalligraphin, gespielt hast.«
»Schnell! Präzise! Prompt!« sagte McCorkle.
»Seid ihr deswegen hier?« fragte sie Padillo.
»Eigentlich nicht.«
Zu McCorkle gewandt, sagte sie: »Ich muß mich entschuldigen, Mr. McCorkle, das war sehr dumm von mir.«
»Sie waren wirklich sehr gut«, sagte er.
»Aber offenbar nicht gut genug.« Sie sah Padillo an. »Was hat mich
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