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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Karte ein paar Sekunden, blickte hoch und sagte: »Vielleicht nehme ich einen Fremdenführer mit.«
    »Mögen Sie meine Karte nicht?«
    »Ein Führer kann gleichzeitig Zeuge sein.«
    »Wofür?«
    »Für alles, was passieren könnte.«
    »Haben Sie einen bestimmten Begleiter im Sinn?«
    »Erika McCorkle.«
    »Ah.«
    »Was bedeutet ›ah‹?«
    »Es bedeutet, daß Sie jemanden mitnehmen, der Steady ziemlich gut kannte, was sich als nützlich erweisen könnte, und der außerdem so attraktiv ist, daß er einen netten Ausflug noch netter macht.« Er machte eine Pause. »Das bedeutet ›ah‹.«
    Haynes ignorierte die Erklärung und sagte: »Ich würde Sie gern als meinen Anwalt engagieren.«
    »Ich koste zuviel.«
    »Es wäre ausschließlich ›für den Fall, daß‹.«
    »Für den Fall, daß Sie in der Scheiße landen.«
    »Genau.«
    »Das würde weniger, aber immer noch zuviel kosten. Plündern Sie irgendeine Regierungsbehörde aus, ein paar Millionen vielleicht, und rufen Sie mich dann an.«
    »In was für einer Verfassung befindet sich Steadys sechsundsiebziger Cadillac-Cabriolet?«
    »Sie wechseln wieder das Thema«, sagte Mott, sein Tonfall plötzlich wachsam.
    »Tu ich das?«
    »Der Wagen ist in perfektem Zustand«, sagte Mott. »Steady hat ihn gehegt und gepflegt.«
    »Wo ist er?«
    »Ich habe ihn von einem Mechaniker in Falls Church abholen lassen. Es ist derselbe, der sich während der letzten sieben Jahre um den Wagen gekümmert hat.«
    »Was ist er wert?«
    »Es ist das letzte Cabriolet, das Cadillac gebaut hat – bis sie anfingen, die Fünfzigtausend-Dollar-Dinger in Italien zu bauen, die keiner kaufen will. Ich schätze, Steadys wird mindestens zehn- oder fünfzehntausend bringen. Vielleicht zwanzig.«
    »Sind Sie schon mal darin gefahren?«
    »Zweimal, und beide Male ist mir das Wasser im Mund zusammengelaufen.«
    »Der Wagen ist Ihr Honorar.«
    »Treffen Sie immer den verwundbarsten Punkt?«
    »Immer.«
    Mott seufzte. »Okay. Sie haben einen Anwalt. Sonst noch was?«
    »Wie ist Mr. McCorkles private Telefonnummer?«
    Mott spulte sie aus dem Gedächtnis herunter.
    »Darf ich Ihr Telefon benutzen?«
    Mott nickte zum Telefon auf seinem Schreibtisch, fragte dann: »Soll ich rausgehen?«
    »Wozu?« sagte Haynes, als er aufstand, zum Schreibtisch ging, den Hörer in die Hand nahm und eine Nummer eingab. Es klingelte dreimal, bevor eine Frau sich mit Hallo meldete.
    »Erika?« sagte Haynes.
    »Ja.«
    »Granville Haynes. Kennen Sie den Weg nach Berryville?«

14
    Als das Taxi vor Mac’s Place anhielt, bezahlte Haynes, stieg aus und hielt die Wagentür für einen US-Senator um die Fünfzig aus einem der westlichen Bundesstaaten auf – Idaho oder Montana, dachte er –, zu dem eine hübsche Frau von Ende Zwanzig gehörte.
    Der Senator musterte, taxierte und verabschiedete Haynes mit geübtem Blick und einem Dankesnicken. Aber die Frau bemerkte ihn auf die Art, wie viele Frauen es taten – leicht aufgeschreckt, wie von der Vorstellung getroffen, er müsse wichtig, berühmt oder zumindest reich sein. Aber ein zweiter Blick, mit dem sie ihn jetzt bedachte, führte zur üblichen gegenteiligen Überzeugung, daß Haynes trotz seines Aussehens ein absoluter Niemand sei. Und die Neubewertung rief, wie immer, mehr Erleichterung als Enttäuschung hervor.
    Haynes hielt ihnen die Taxitür auf, bis sie im Wagen saßen, schloß sie sorgfältig und betrat, nach einem schwachen Lächeln der Frau, das Restaurant, um seine mitternächtliche Verabredung mit Michael Padillo wahrzunehmen. Obschon es jetzt in Washington und der übrigen östlichen Zeitzone 23.58 Uhr war, herrschte, wie immer, Zwielicht in Mac’s Place.
    Diese Beleuchtung, oder ihr Fehlen, war von McCorkle und Padillo vor langer Zeit gewählt worden, nachdem eine Reihe unwissenschaftlicher Experimente sie überzeugt hatte, daß ein Hochsommerzwielicht – in einem gewissen Moment nicht lange nach Sonnenuntergang, aber deutlich vor Mondaufgang – genau das war, was den Gesichtszügen von Gästen über dreißig schmeichelte und ihnen dennoch ermöglichte, die Speisekarte zu lesen, ohne ein Streichholz anzünden zu müssen. Gäste unter dreißig, hatte McCorkle argumentiert, würden Halbdunkel als Atmosphäre, vielleicht sogar als Ambiente betrachten.
    Haynes zählte vier einsame Männer an der langen Bar, von denen alle den Stempel des praktizierenden Säufers trugen. An weit voneinander entfernten Tischen vertrödelten zwei offenbar verheiratete Paare bei Kaffee und

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