Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
entwickelte sich zu einer informellen Informationsbörse.«
»Ein Basar für Klatsch und Tratsch.«
Padillo ging nicht auf Haynes’ Klarstellung ein. »Karl wird von zahlreichen Rundfunk- und Zeitungsreportern zitiert, allerdings nie mit Namen. Er ist immer ein erfahrener Kongreßbeobachter, eine bestens informierte Quelle oder dieser großartige alte Beistand: aus gut unterrichteten Kreisen. Karl hat Isabelle Tips zu ein paar Storys gegeben, mit denen sie AP aus dem Feld geschlagen und ihre Redakteure so sehr beeindruckt hat, daß man ihr die Bush-Kampagne anvertraute und, im letzten Monat, die von Reagan.«
»Zwei nette Trips.«
»So nett, daß kurz nach der Wahl Einladungen eintrudelten. Zu Banketts. Botschaftsempfängen. Verschiedenen Bällen. Intimen Treffen zu zwölft in Spring Valley. Solche Sachen. Manchmal brauchte sie Begleitung, manchmal nicht. Wenn sie Begleitung brauchte, hat sie gewöhnlich mich gefragt. Wahrscheinlich, weil ich einen Smoking habe und Tango tanzen kann.«
Haynes grinste, was Padillo erneut vor Augen führte, wie sehr der Sohn dem toten Vater glich. »Jedenfalls«, sagte Padillo, »dauerte das achtzehn Monate, vielleicht zwanzig, und dann kam Steady.«
»Was hatte er zu bieten – außer unbegrenztem Charme?«
»Neue Richtungen.«
»Die wohin führten?«
»Zu verpfuschten Geheimoperationen. Terrorismus – ihrer und unserer. Einem Sortiment an interessanten ausländischen Verwicklungen. Bezahlten eigenen Spionen. Überläufern, die wieder zurück überliefen. Es waren aufregende Zeiten, und Isabelle begann sich zu fragen, ob das nicht hauptsächlich so war, weil der alte Bill Casey zurück war.«
»Wieder zurück?«
»Von seinen ruhmreichen OSS-Zeiten.«
»Haben Sie ihn gekannt?«
»Gewissermaßen.«
»Und Isabelle?«
»Zum Schluß hat sie ein unautorisiertes und wenig schmeichelhaftes dreiteiliges Porträt von Casey verfaßt«, sagte Padillo.
»Sie hatte reichlich Hilfe von Steady und einer bunten Mischung von Casey-Beobachtern, die er für sie zusammengetrommelt hatte. Ein paar haben ihr sogar erlaubt, sie namentlich zu zitieren. Später hat sie mir eine Kopie der Artikelserie geschickt. Ich glaube, ich hab sie noch irgendwo – eine Mordsgeschichte. Aber zwanzig Minuten nachdem AFP sie getickert hatte, hat man sie wieder vom Markt genommen. Isabelle hat zuerst getobt und dann gekündigt. Eine Zeitlang hat sie als freie Journalistin gearbeitet, dann ist sie zu Steady auf die Farm gezogen, entweder um seine Memoiren zu schreiben, oder um ihm dabei zu helfen, sie selbst zu schreiben – so habe ich sie jedenfalls heute beim Mittagessen verstanden.«
Nachdem er Padillo fast fünfzehn Sekunden lang gemustert hatte, sagte Haynes: »Sie haben doch nicht immer eine Bar betrieben, oder?«
»Ich habe es immer gewollt.«
»Was haben Sie gemacht, bevor Sie und McCorkle das Restaurant hier eröffnet haben?«
»Wir hatten eins in Bonn.«
»Was ist daraus geworden?«
»Man hat es in die Luft gejagt.«
»Wer ist man?«
»McCorkle war von Anfang an der Überzeugung, daß die
CIA die Bombe geliefert und der KGB sie gezündet hat.« Er lächelte leicht. »Andererseits hat McCorkle eine ziemlich zynische Sichtweise auf die Weltereignisse.«
Die sich anschließende Stille wurde von Haynes beendet, der zuerst zum Fußboden, dann zu Padillo sprach. »Isabelle war meine älteste Freundin. Wir sind in Nizza praktisch Tür an Tür aufgewachsen. Als Tinker aus der Legion, von Dien Bien Phu und all dem zurückkam, hat er sich in Nizza ein Zimmer im Haus einer schwangeren Witwe gemietet. Drei Monate später kam Isabelle auf die Welt. Tinker blieb weiter als Madeleine Gelinets Mieter, Liebhaber und Vaterersatz für Isabelle. Neunzehnhundertneunundfünfzig starb meine Mutter – damals war ich drei. Steady und ich sind von Paris nach Nizza gezogen und haben drei Häuser entfernt von Madeleine Gelinet ein Haus gemietet. So haben Steady und ich Isabelle und Tinker kennengelernt.«
»Ich habe mir meine Gedanken gemacht«, sagte Padillo.
»Kurz nachdem Steady meine Stiefmutter Nummer eins geheiratet hat, sind er und Tinker in den Kongo gezogen – aber auf verschiedenen Seiten. Als Tinker zurückkam, fing er mit dem Waffenhandel an und ließ seine Affäre mit Isabelles Mutter wieder aufleben.«
»Wo hatte er das Kapital her?« fragte Padillo. »An einem Tag ist Tinker ein arbeitsloser Söldner, am nächsten hat er ein florierendes internationales Waffengeschäft.«
»Er hat’s gestohlen.
Weitere Kostenlose Bücher