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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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zu dem ein Paar sanfte, warme graue Augen gehörte. Das Grau ihrer Augen ergänzte das natürliche Grau in ihrem dunklen Haar und entsprach fast der Farbe ihres Kaschmirpullovers. Die Art, wie sie den Pullover ausfüllte, ließ Undean an den alten Agency- Klatsch denken, wonach Muriel Keyes, damals noch Muriel Lamphier, in Hollywood einer Wette wegen Probeaufnahmen gemacht, aber die Rolle, die man ihr anbot, abgelehnt habe. Undean schätzte sie jetzt auf vierzig oder vielleicht sogar zweiundvierzig und ertappte sich dabei, wie er sich fast in ihrem sanften, warmen Glanz absoluten Selbstvertrauens sonnte, das, vermutete er, von altem, klug investiertem Geld herrührte.
    Muriel Keyes versicherte Undean, er sei ganz bestimmt nicht zu spät, und führte ihn durch die harmonisch aufgeteilte Eingangshalle in einen mit Antiquitäten vollgestopften Wohnraum. Sie wandte sich um zu ihm und lächelte wieder, als sie den Wohnraum durchquerten und ein kleineres Zimmer mit einer Bücherwand betraten, die meisten von ihnen immer noch in ihren glänzenden Schutzumschlägen.
    »Mr. Undean ist da, Ham«, sagte sie.
    Hamilton Keyes stand hinter einem Schreibtisch auf, der nicht annähernd so prachtvoll wie der in seinem Büro war, dankte seiner Frau mit einem Lächeln, nickte Undean zu und fragte: »Möchten Sie etwas?«
    »Er meint, zu trinken«, sagte Muriel Keyes, bevor Undean die Frage mißverstehen konnte.
    »Danke, nein.«
    »Es war so schön, Sie wiederzusehen, Mr. Undean«, sagte sie, lächelte wieder und ging.
    »Ich nehme einen Scotch«, sagte Keyes und trat zu einem Silbertablett, auf dem Flaschen und Gläser standen. »Sicher, daß Sie nicht mittrinken wollen?«
    »Ich bin sicher«, sagte Undean und nahm das Zimmer in Augenschein, während Keyes sich eingoß. Es war ein langer, schmaler Raum mit dem Schreibtisch an einem Ende. Der Schreibtisch stand vor einer Terrassentür, durch die man einen mit schwachen orangefarbenen Lampen erleuchteten Garten sehen konnte. An einer Wand stand eine braune Ledercouch, die für zwei zu breit, für drei aber nicht breit genug war. Ein Ledersessel paßte zur Couch.
    Es gab außerdem einen knorrigen Walnußcouchtisch, einige Leselampen auf weiteren Walnußtischchen, ein paar Bilder und einen schönen Orientteppich, der mindestens ein Drittel des glänzenden Eichenparkettbodens bedeckte. Den Drink in der Hand, winkte Keyes Undean zu der Couch mit der unüblichen Größe und entschied sich selbst für den Sessel.
    »Wie hoch mußten Sie gehen?« fragte Keyes, sobald sie saßen.
    »Bis zum Limit. Ich bin bis fünfzig gegangen, und Haynes hat abgelehnt. Er sagt, ihm habe schon jemand hunderttausend geboten, und die habe er ebenfalls abgelehnt. Er sagt, er weiß, wo er steuergünstige Abschreibungsmittel beschaffen kann –«
    »Sind ihm Auslandsmittel angeboten worden?«
    »Er behauptet bloß, zu wissen, wo er genug auftreiben kann, um einen Spielfilm auf der Grundlage von Steadys Memoiren zu produzieren. Und außerdem will er Regie führen, das Drehbuch schreiben und die Hauptrolle übernehmen – das heißt, er will Steady spielen. Das war ungefähr das einzige, was einen richtigen Sinn ergab, denn er sieht ihm verteufelt ähnlich.«
    »Ich glaube, das Hunderttausend-Dollar-Angebot kann ich mit ziemlicher Sicherheit als imaginär einstufen«, sagte Keyes.
    »Sie glauben, er lügt, nicht wahr?«
    »Sie nicht?«
    Undean zuckte mit den Achseln. »Ich berichte Ihnen bloß, was er gesagt hat. Sein wichtigster Punkt schien zu sein, daß Sie, wenn Sie wirklich Steadys Buch und alle Rechte daran kaufen wollen, das Gebot mit richtigem Geld eröffnen. Er meinte, eine Dreiviertelmillion wäre ungefähr richtig genug.«
    Der Betrag schien Keyes nicht zu verblüffen. »Aber er hat Ihnen keinen Hinweis gegeben, wer sonst noch bietet, oder?«
    »Sprechen wir wieder von dem imaginären Bieter?«
    »Schon gut, Gilbert«, sagte Keyes in schroffem Ton. »Vielleicht existiert ein echter Bieter.«
    »Er hat keinen Hinweis gegeben. Ich glaube, weil er ihn nicht kennt.«
    Keyes lehnte sich in seinem Sessel zurück, blickte nach oben und schien die Stuckdecke in gebrochenem Weiß sorgfältig zu inspizieren, als suche er nach Haarrissen. »Wir wollen dieser Diskussion zuliebe annehmen«, sagte er zu der Decke, »daß das Angebot von Hunderttausend echt ist. Als nächstes fragen wir uns, wer am meisten davon profitieren würde, sich alle Rechte an dem ungeschminkten Lebensbericht von Steadfast Haynes zu sichern, und

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