Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Nachtisch die Zeit, als fürchteten sie die Aussicht auf Heim und Bett. Zwei Kellner, der eine alt, der andere jung, unterhielten sich ruhig in ihrer Muttersprache. Etwas, was der junge Kellner sagte, brachte den alten zum Gähnen.
Herr Horst hatte die Jacke abgelegt und machte auf dem Personaltisch neben der Schwingtür zur Küche mit einer Forelle kurzen Prozeß. Er blickte von seinem Abendessen auf, sah Haynes, zeigte mit dem Daumen über die Schulter zum Büroraum und widmete sich dann wieder seiner Forelle.
Als er an die Tür zum Büro kam, klopfte Haynes, wartete auf das »Herein« und trat ein. Padillo saß in Hemdsärmeln und mit gelockerter Krawatte auf seiner Seite des Partnerschreibtischs, neben sich eine Kaffeekanne und zwei Tassen. Padillo wies auf die braune Ledercouch, und Haynes setzte sich.
»Warum sollte sie jemand umbringen?« fragte Padillo.
Haynes sagte: »Wo sind Sie Steady zum ersten Mal begegnet?«
»Kaffee?« sagte Padillo.
Haynes schüttelte den Kopf.
Padillo goß sich eine Tasse ein, nippte daran, stellte die Tasse ab, lehnte sich zurück im Stuhl, legte die Beine auf den Schreibtisch und kreuzte die Füße, an denen er dezente Socken mit Rautenmuster, aber keine Schuhe trug. »Ich habe ihn in Afrika kennengelernt«, sagte Padillo. »Anfang der Sechziger.«
»Wo in Afrika?«
»Was machen wir jetzt – Vertraulichkeiten austauschen?«
»Könnte nützlich sein.«
Nachdem er darüber nachgedacht hatte, sagte Padillo: »Dann fange ich an und beginne mit Isabelle. Vielleicht komme ich später zu Steady. Vielleicht auch nicht.«
»Gut«, sagte Haynes.
Die Füße noch immer auf dem Schreibtisch, die Hände und Unterarme entspannt auf den Sessellehnen, den Blick fest auf Haynes gerichtet, begann Padillo mit einer so ruhigen und ausdruckslosen Stimme zu sprechen, daß sie fast monoton klang. Haynes, der sich ein wenig vorbeugte, damit ihm nichts entging, vermutete, daß Padillo diesen Tonfall benutzt haben mußte, um anderen geübten Zuhörern Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen zu erzählen, und ertappte sich dabei, wie er sich fragte, wer diese Zuhörer gewesen sein mochten und welche Sprachen gesprochen worden waren.
»Vor ziemlich genau neun Jahren«, sagte Padillo, »kam eine vierundzwanzig Jahre alte Französin hier hereinspaziert und stellte sich als Isabelle Gelinet von Agence France-Presse vor. Sie sagte, sie sei von Paris rübergeschickt worden, um Schmonzetten über die Nominierungskampagnen und den Wahlkampf zu schreiben. Aber sie wollte keine Schmonzetten schreiben und fragte, ob ich ihr mit Ratschlägen, Tips, Bekanntschaften oder anderen Sachen behilflich sein könnte. Ihre einzige persönliche Empfehlung war ein Brief von Tinker Burns an mich.«
»Nicht die tadelloseste Referenz«, sagte Haynes.
»Aber eine interessante.«
»Wo haben Sie Tinker kennengelernt?« fragte Haynes.
»In Frankreich.«
»Wann?«
»März fünfundvierzig.«
»War das, nachdem er mit dem Fallschirm mit den Fünfzigtausend in Gold abgesprungen und das Gold in die Loire gefallen war, so daß es nie bei der Résistance ankam?«
»Eine von Steadys interessanteren Lügengeschichten, richtig?«
Haynes bejahte mit einem Nicken und fragte: »Hatte man Sie auf Tinker angesetzt?«
»Wer?«
»Der OSS.«
»Ich hatte Besseres zu tun«, sagte Padillo. »Aber sechsundvierzig in Marseille, glaube ich, ist mir Tinker wieder über den Weg gelaufen, und ich habe erwähnt, daß ihm der CID der Army auf den Fersen ist, wodurch ich mir seine ewige Dankbarkeit erwarb. Für Tinker dauert eine Ewigkeit natürlich ungefähr zweieinhalb Wochen.«
»Das muß gewesen sein, als er in die Legion eintrat.«
»Etwa um die Zeit«, sagte Padillo. »Aber um auf Isabelle zurückzukommen: Als sie hier mit nichts als Tinkers Brief hereinspazierte, kam mir der Gedanke, sie könnte mehr sein als eine von den Nachwuchsreporterinnen, die auf den großen Durchbruch warten.« Er hielt kurz inne. »Obwohl diese Stadt weiß Gott mehr als genug davon gehabt hat.«
»L. A. auch«, sagte Haynes.
»Also habe ich sie mit Karl Triller bekanntgemacht.«
»Ihrem Barchef.«
»Und Minderheitsaktionär.«
»Der Mann, der Steady bei seiner vierten Scheidung bemuttert hat.«
»Eben der«, sagte Padillo. »Über zwanzig Jahre hat Karl die Eskapaden des Kongresses studiert. Es war ein sehr gründliches, sehr deutsches Studium, und wohlgemerkt, ich sagte Eskapaden, nicht Aktivitäten.«
»Ich hab’s gemerkt.«
»Was als Hobby anfing,
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