Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
man den Schaden, den es auslösen könnte, an dem Preis von einhunderttausend Dollar messen, den zu zahlen anscheinend jemand bereit ist. Außerdem ist da noch Steadys recht merkwürdiges Verhalten unmittelbar vor seinem Tod.«
    »Inwiefern merkwürdig?«
    »Er hatte im Hay-Adams für die kommenden drei Wochen ein Zimmer reserviert, zog durch die Stadt und präsentierte alte Wechsel, um beim North-Prozeß einen ständigen Platz zu bekommen.«
    »Herrgott!« sagte Pall.
    »Das kann natürlich auch reine Reklame gewesen sein.«
    »Wofür?«
    Keyes zuckte mit den Achseln. »Wer weiß? Für sein Manuskript vielleicht. Oder möglicherweise hat er andeuten wollen, daß er etwas ganz besonders Saftiges über North, Poindexter und Konsorten wußte – oder vielleicht über andere ehemalige oder jetzige Bewohner des Weißen Hauses, deren Namen hier nicht unbedingt erwähnt werden müssen.« Keyes machte eine Pause. »Es sei denn, Sie wünschen es, versteht sich.«
    Pall drehte sich mit seinem Schreibtischsessel von Keyes weg und starrte in die linke obere Ecke des Zimmers. Den Blick fest dorthin gerichtet, sagte er: »Der junge Haynes hat Ihr Angebot über fünfzigtausend abgelehnt und das andere sogenannte Angebot über hunderttausend. Welchen Preis fordert er also?«
    »Soweit ich weiß siebenhundertfünfzigtausend.«
    Pall drehte sich und sah Keyes ins Gesicht. »Kaufen Sie sie.«
    »Die Memoiren?«
    Pall nickte.
    »Womit?«
    »Mit jeder Währung, die er will, auf jeder Bank, die er aussucht.«
    »Sie beschaffen das Geld«, sagte Keyes und hatte Erfolg damit, es nicht wie eine Frage klingen zu lassen.
    Wieder nickte Pall.
    »Aber angenommen«, sagte Keyes, »nur mal angenommen, es stellt sich heraus, daß die Memoiren nicht mehr als ein Aufguß von Übeltaten sind, die vor langer Zeit und sehr weit weg begangen worden sind – im Kongo beispielsweise.«
    »Glauben Sie das?«
    »Nein, aber die Möglichkeit bleibt bestehen.«
    »Kaufen Sie sie«, sagte Pall wieder. »Sobald sie gekauft sind, bekommen Sie zehn Prozent Finderlohn. Fünfundsiebzigtausend Mäuse bar auf die Hand.«
    Keyes seufzte und schaute zur Seite, als wäre er ein wenig verlegen. »Es ist mir äußerst unangenehm, aber ich glaube, ich sollte erwähnen, daß meine Frau ziemlich reich und furchtbar großzügig ist.«
    Pall brauchte einen Augenblick oder zwei, um die Überraschung auf seinem Gesicht durch ein wissendes graues Lächeln zu ersetzen. »Kapiert. Sie wollen Ihren alten Job wiederhaben.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was denn?«
    »Botschafter.«
    Zuerst kam ein gequälter Gesichtsausdruck, dann ein Seufzen und schließlich die Frage: »Wo?«
    »Die Karibik würde mir gut gefallen.«
    »Die Karibik«, sagte Pall und blickte Keyes mit einer Mischung aus Verwunderung und Abneigung an. »Okay. Sie haben den Posten. Aber lassen Sie mich sagen, was Sie außerdem noch haben: genau eine Woche, um die Haynes-Memoiren aufzutreiben. Sollten Sie sie bis dahin haben, werden wir Ihre Ernennung zum Botschafter in der demokratischen Inselrepublik Rumundsonne oder so bekanntgeben.«
    Pall verstummte einen Moment, beugte sich vor, entblößte den größten Teil der hellgrauen Zähne zu einem knurrenden Lächeln und sagte: »Aber wenn Sie sie bis dahin nicht aufgetrieben haben, werden wir durchsickern lassen, daß die Agency Sie wegen erheblicher Unfähigkeit oder aus noch schlimmeren Gründen gefeuert hat. Wahrscheinlich aus viel, viel schlimmeren Gründen.« Er unterbrach sich, um das scheußliche Lächeln verschwinden zu lassen. »Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    »Ja, ich glaube, das haben Sie«, sagte Hamilton Keyes.

20
    Achtzehn Meilen außerhalb von Berryville gab Erika McCorkle auf, als sie sah, wie das blaue »Zimmer frei«-Leuchtschild des Tall Pine Motels ihr durch den Schneefall zuzwinkerte.
    Sie und Granville Haynes hatten die Farm seines verstorbenen Vaters kurz vor siebzehn Uhr verlassen. Es war jetzt 18.07 Uhr und dunkel, aber sie hatten nur achtzehn Meilen geschafft. Zuerst waren sie durch den Schnee behindert worden, der keine Anstalten machte nachzulassen, und dann durch vier Autowracks, das letzte ein Chevrolet-Pickup, der in einer Kurve außer Kontrolle geraten war und sich überschlagen hatte, wobei der zweiundfünfzig Jahre alte Fahrer und seine siebenunddreißig Jahre alte Freundin getötet wurden.
    Haynes und Erika McCorkle erreichten diese vierte Unfallstelle, als die State Trooper gerade die Warnblinklampen aufgestellt hatten.

Weitere Kostenlose Bücher