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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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von Nostalgie telefonisch aus dem Hammacher-Schlemmer-Katalog bestellt hatten, und stürzten sich die steilsten Hänge hinunter, die sie finden konnten.
    Ein gut gegen die Kälte in Pullover, Skihose, Skimaske, dunkler Brille und Strickmütze verpackter Skifahrer glitt routiniert den abschüssigen Waterview Cluster Drive hinab und kam vor dem Haus Nummer 12430, einem dreigeschossigen Reihenhaus fast am Ende der Sackgasse, sauber zum Stehen.
    Zu dem Reihenhaus, einem der ersten, das am Ufer des künstlichen Sees gebaut worden war, gehörten ein schmaler Holzpier, eine Loggia, zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, zwei Kamine und eine Außenwendeltreppe aus Stahl, die vom Pier zum Balkon im ersten Stock führte. Als das Reihenhaus 1965 neu gewesen war, war es für 32 500 Dollar bei zehn Prozent Anzahlung verkauft worden. Für sein Gegenstück, drei Haustüren weiter, hatte man vor einem Monat einen Preis von 225 000 Dollar erzielt.
    Der Skifahrer lehnte die Skier ans Haus und drückte auf den Klingelknopf. Zwei Minuten später öffnete Gilbert Undean, der siebenundsechzig Jahre alte Burma-Experte, die Tür. Er hatte zwei Treppen aus seinem Arbeitszimmer im obersten Stockwerk herabsteigen müssen, wo er, in einem alten blauen Flanellhemd, Khakihosen und schaffellgefütterten Hausschuhen, einen düsteren Leitartikel in der Sonntagsausgabe der Washington Post gelesen hatte.
    »Ich halte es für besser, wenn Sie mich reinlassen«, sagte der Skifahrer.
    Undean starrte auf die kleine, schallgedämpfte Selbstladepistole in der rechten Hand des Skifahrers, nickte und wich zurück. Der Skifahrer trat ins Haus, zog die Tür ins Schloß und wies mit der Waffe zur Treppe. Undean ging die Stufen hinauf, dicht gefolgt von dem Skifahrer.
    Im ersten Stock machten sie einen schnellen Rundgang durch das Wohnzimmer, die Eßnische und die Küche, bevor sie die Treppe zum Obergeschoß in Angriff nahmen. Dort inspizierten sie zuerst das große Schlafzimmer mit Blick über den See.
    Durch einen kurzen Flur gingen sie zu dem kleineren Schlafzimmer, das Undean zu seinem Büro umfunktioniert hatte. Bis auf die Flächen, die von zwei Schranktüren und einem Fenster mit Blick auf die Straße belegt waren, waren die Wände des kleineren Zimmers vom Boden bis zur Decke mit überfüllten Bücherregalen vollgestellt.
    Erneut benutzte der Skifahrer die Pistole, um Anweisungen zu geben, und winkte Undean zu einem Drehstuhl hinter einem alten Schreibtisch aus Färber-Eichenholz. Sobald Undean saß, öffnete der Skifahrer die Tür des Wandschranks, in dem sich zwei graue Aktenschränke aus Stahl, aber keine Kleidungsstücke befanden. Den Rest des Schrankraums nahmen zwei ein Meter achtzig hohe Stapel von alten Ausgaben der New York Times ein.
    Ein brauner, lederbezogener Ohrensessel war das einzige einladende Möbelstück in dem Zimmer. Eine Messingstehlampe stand links von dem Sessel. Der Skifahrer, immer noch mit Skimaske, Handschuhen, dunkler Brille und Strickmütze bekleidet, setzte sich in den Sessel und hielt die Pistole mit beiden Händen auf Undean gerichtet.
    »Sie scheinen nicht überrascht«, sagte der Skifahrer.
    Undean zuckte mit den Achseln. »Wollen Sie’s wirklich tun?«
    Der Skifahrer nickte.
    »Es müßte doch möglich sein, daß wir uns arrangieren.«
    »Betteln nutzt nichts.«
    »Ach, was soll’s«, sagte Undean. »Ich wäre sowieso bald tot gewesen.«
    Die schallgedämpfte Pistole hustete fast bedauernd. Ein kleines, dunkles Loch erschien im unteren linken Quadranten von Undeans Stirn. Er wippte nach hinten, sackte nach vorn und fiel, da dort nichts war, was ihn hätte aufhalten können, aus dem Drehstuhl auf den Fußboden.
    Tinker Burns saß am Lenkrad des gemieteten Jeep Wagoneer und versuchte zu entscheiden, ob er es durch die bis zu einem Meter hohen Schneewehen schaffen konnte, die den Waterview Cluster Drive blockierten. Burns hatte gehofft, wegbereitende Reifenspuren von mutigeren Fahrern zu finden, und war enttäuscht, daß es keine gab.
    Allerdings sah er Fußabdrücke im Schnee, doch führten sie nur von Haustüren zu geparkten Autos, deren Besitzer offenbar nach draußen gekommen waren, um Schnee von den Windschutzscheiben zu wischen, bevor sie sich wieder ins Haus flüchteten. Außerdem bemerkte Burns, daß jemand auf Skiern zum Ende der Waterview-Cluster-Sackgasse gefahren war, doch er konnte nicht genau erkennen, wo die Skispuren endeten.
    Mit wenig Vertrauen in die Winterreifen und den Vierradantrieb des Wagoneer und

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