Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
er ist. Er sagt mir, er hat gehört, daß Steady seine Memoiren geschrieben hat. Dieser Mann jedenfalls kannte Steady in Zaire, als das noch der Kongo war. Später haben sie gemeinsam ein paarmal in Südostasien und Mittelamerika hingelangt. Du weißt, was ich meine?«
»Eigentlich nicht.«
»Haben Sachen gemacht, die sie vielleicht nicht hätten machen sollen. Sachen, für die es keine Verjährungsfrist gibt.«
»Drecksachen«, sagte sie. »Steadys Spezialität.«
»Ja, genau. Drecksachen. Aber seitdem ist der andere in die besseren Viertel umgezogen. Und jetzt bekommt er immer, wenn die Welt vor dem Abgrund steht, Anrufe von CNN oder vielleicht von dem Knaben mit dem Sprachfehler bei NBC, und sie wollen von ihm das genaue Datum samt Uhrzeit des Armageddon und einen Beitrag über die Folgen in fünfzehn oder weniger Sekunden.«
»Also ist er bei der Regierung«, sagte sie.
»Nein. Er ist nicht bei der Regierung, aber er macht eine Menge Geld, indem er Regierungen berät.«
»Verstehe. Einer von denen.«
»Ja. Richtig. Einer von denen. Also, der Mann ruft mich an und sagt, er hätte von Steadys Buch gehört, und weil ich doch ein alter Kumpel von Steady sei, könnte ich vielleicht, meint er, einen kurzen Blick auf das Ding werfen und nachsehen, ob Steady erwähnt, wo und wie sie vor Jahren gemeinsam hingelangt haben. Außerdem sagt er, er wisse zufällig, wo ich das seit etwa zwanzig Jahren rumliegende alte Kriegsgerät aus Vietnam, das mir unten in Marseille wegrostet, bei einem gewissen Kunden mit Endverbraucherbescheinigung abstoßen kann, der in Schweizer Franken zahlt. Also sag ich dem Mann, klar, ich würde versuchen, einen Blick draufzuwerfen. Aber bevor ich überhaupt dazu komme, kriege ich in Paris den Anruf von Isabelle aus dem Hay-Adams, und sie sagt mir, daß Steady tot im Bett liegt. Soweit alles klar?«
»Soweit ja.«
»Ich fliege also zum Begräbnis rüber. Und was mir zu schaffen macht, ist, daß Steady Hunderte und Aberhunderte von Leuten kannte, aber niemand in Arlington auftaucht – außer mir, Granny, Isabelle und dem alten halbpensionierten Spion Gilbert Undean. Isabelle, Granny und ich essen anschließend zusammen, und Isabelle beginnt zu erzählen, wie sie Steady beim Schreiben seiner Memoiren geholfen habe. Aber vor Granny und Padillo kann ich nicht mit ihr reden –«
»Ihr habt in Mac’s Place gegessen«, sagte Letty Melon. »Wie reizend. Ich glaube, Steady hat dort nach unserer Trennung eine Zeitlang praktisch gewohnt.«
Burns ignorierte die Unterbrechung. »Jedenfalls fahre ich ein oder zwei Stunden später in meiner Mietlimousine zu Isabelles Wohnung, um sie zu überreden, mich das Ding lesen zu lassen. Steadys Buch. Ich fahre in ihr Stockwerk hoch, klopfe an die Tür, keine Antwort. Ich drehe am Türknopf, die Tür ist auf. Ich gehe rein und finde sie splitternackt in der Badewanne, Hände und Füße mit Draht gefesselt, ertränkt. Wahrscheinlich.«
Letty Melon richtete ihre Augen in den entferntesten Winkel des großen Zimmers. »Wie ist dieser Undean umgebracht worden?«
»Erschossen.«
Sie sah ihn an. »Und den hast du auch gefunden, richtig?«
Burns nickte. »Sieht ein bißchen komisch aus, nicht?«
»Sehr komisch.«
»Ich kann nichts dafür, wie es aussieht. Ich kann nur weiter rumschnüffeln und versuchen rauszufinden, wer Steadys Buch hat.«
»Vielleicht sollte ich aufstehen und das Feuer schüren, Tinker. Das machen doch die Leute im Film, wenn sie im Begriff sind, die schlechte Nachricht auszusprechen.«
Burns dachte darüber nach. »Ja, ich glaube, ich habe im Kino eine Menge Feuerschüren gesehen. Hast du schlechte Nachrichten, Letty?«
Statt seine Frage zu beantworten, sagte sie: »Direkt nach Steadys Tod, am nächsten Tag, um genau zu sein, hab ich einen Anruf von einer unserer wenigen gemeinsamen Freundinnen bekommen, und sie hat mir gesagt, Steady hätte in Washington unauffällig verbreiten lassen, daß er seine Memoiren geschrieben hat. Also hab ich die gemeinsame Freundin, übrigens eine ziemlich dumme kleine Hexe, gefragt: ›Wieso sagst du mir das?‹ Sie sagt, sie hätte nur gedacht, daß ich vielleicht neugierig bin, wie Steady mich in seinem Buch behandelt. Ich hab ihr gesagt, daß ich einen Dreck darum gebe, und aufgelegt.«
»Aber du hast einen wirklich großen Dreck darum gegeben, richtig?«
»Sicher. Vor allem, weil er ein solcher Lügner war.«
»Er konnte sich wirklich was zusammenphantasieren«, sagte Burns mit offenkundiger
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