Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
den Gürtel des Mantels zuzog, sagte sie: »Das war der beste Siebzehn-Dollar-plus-Trinkgeld-Cheeseburger, den ich je gegessen habe.«
    Eine leicht unanständige Antwort fiel Haynes ein, doch bevor er sie aussprechen konnte, klingelte das Telefon. Er hob den Hörer ab, meldete sich mit »Hallo« und hörte einen freundlichen Bariton fragen: »Mr. Haynes?«
    »Ja.«
    »Ich bin der Ersatzmann für Gilbert Undean.«
    »Aber nicht im Leichenschauhaus, will ich hoffen.«
    Das folgende Zögern war nicht lang genug, um als Pause angesehen zu werden. Dann sagte der Bariton: »Sie haben davon gehört?«
    »Das habe ich.«
    »Im Radio?«
    »In jüngster Zeit habe ich nicht Radio gehört.«
    »Dann vielleicht von Mr. Padillo? Oder etwa von Mr. Mott, der jetzt, wie ich höre, Tinker Burns vertritt?«
    »Wenn Sie schon dauernd Namen fallen lassen, warum lassen Sie nicht Ihren fallen?«
    »Nicht am Telefon«, sagte der Bariton. »Ich hatte gehofft, Sie kommen runter ins Foyer und nehmen einen Drink mit mir.«
    »Trinken können wir auch hier oben.«
    »Bitten Sie mich nach oben?«
    »Ich bitte Sie um gar nichts, Sie Schlaumeier. Aber wenn wir uns unterhalten, dann hier oben vor einem Zeugen.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Schade«, sagte Haynes und legte auf.
    »Wer war das denn?« fragte Erika McCorkle.
    Haynes schüttelte den Kopf und hob warnend die Hand. Einen Augenblick später läutete das Telefon. Er meldete sich mit »Und?«.
    »Wer ist Ihr Zeuge?« fragte der Bariton.
    »Betrachten Sie sie als meine Verlobte«, sagte Haynes, was Erika McCorkle zum Kichern brachte.
    »Ihr Name?«
    »Vorstellungen können wir uns sparen. Sie wissen, wer ich bin, aber ich weiß nicht, wer Sie sind. Das gibt Ihnen einen Vorteil.«
    »Einen sehr geringen.«
    »Nehmen Sie, was Sie kriegen können.«
    Das Zögern, das jetzt folgte, währte lange genug, um es als Pause anzusehen. »In fünf Minuten?«
    »Sagen wir zehn«, sagte Haynes und unterbrach die Verbindung. Erika McCorkle ging wieder zu dem Tisch auf Rädern, nahm die nächste Fritte, biß sie halb ab, kaute nachdenklich, schluckte und fragte: »Wer warst du denn grade am Telefon?«
    »Der harte Haynes vom Morddezernat.«
    »Etwas übertrieben, nicht?«
    Haynes lächelte. »Findest du?«
    Sie runzelte die Stirn. »Es sei denn, das war gar nicht geschauspielert.«
    Stille machte sich breit, während sie auf seine Antwort wartete. Als er nichts sagte, löste sie den Gürtel ihres Frotteemantels und verkündete: »Ich zieh mich an.«
    »Tu’s nicht«, sagte Haynes. Er stand vom Bett auf, griff nach seinem Hemd und zog es an.
    Langsam knotete Erika McCorkle den Gürtel neu und sah ihm zu, wie er das Hemd zuknöpfte und die Hose anzog. Als er sich setzte und nach einer Socke griff, sagte sie: »Du richtest die Szene her, richtig? Die Reste einer Mahlzeit vom Zimmerservice. Die halbleeren Gläser. Das zerwühlte Bett. Und der unverkennbare Geruch von Sex an einem Sonntagnachmittag.«
    »Ich will einen Vorteil«, sagte Haynes.
    »Und wo willst du mich haben? Auf dem Bett liegend, ein bißchen Oberschenkel zeigend, ein flüchtiger Blick Titte?«
    Haynes hatte jetzt eine Socke angezogen, änderte seine Meinung, zog sie wieder aus und steckte die nackten Füße in seine Halbschuhe. »Ich möchte, daß du auf dem Bett liegst und schön in den Bademantel gewickelt das Sonntagskreuzworträtsel in der Times löst. Mit einem Kugelschreiber.«
    Ihr finsterer Blick wich ihrem Sonnenscheinlächeln. »Blasiert und gelangweilt, richtig?«
    »Exakt«, sagte Haynes, stand auf, suchte nach dem Kreuzworträtsel und reichte es ihr zusammen mit einem Kugelschreiber. Sie rückte die Kissen zurecht, setzte sich mit gekreuzten Beinen aufs Bett, zog den Bademantel sorgfältig zusammen, blickte auf das Kreuzworträtsel und dann zu Haynes hoch.
    »Was will er – wer immer er sein mag?«
    »Er will mir eine Menge Geld anbieten.«
    »Für Steadys Memoiren?«
    Haynes nickte.
    »Wirst du es annehmen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wann weißt du es?«
    »Vielleicht morgen. Oder übermorgen.«
    Sie schenkte ihm ein überraschendes Lächeln, das, wie Haynes meinte, voll kindlicher Vorfreude war – ihr »Kann’s nicht erwarten«-Lächeln.
    »Mein Gott, ist das interessant«, sagte Erika McCorkle.
    Exakt zehn Minuten nachdem Haynes den Hörer aufgelegt hatte, klopfte es leise an der Tür. Er öffnete sie und ließ den höflichen Hamilton Keyes ein, der einen Gabardinemantel über dem Arm trug und immer noch mit seiner alten

Weitere Kostenlose Bücher