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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Bewunderung.
    »Am Tag nach der Beerdigung«, sagte sie, »bin ich zu unserem – na ja, zu seinem Haus bei Berryville rausgefahren. Ich hatte noch einen Schlüssel. Ich bin ins Haus gegangen und hab im Eßzimmer ein Manuskript gefunden. Er und seine Freundin hatten es in eine Art Büro verwandelt. Das Manuskript lag in einer Schachtel für Schreibmaschinenpapier. Ich hab nur die Titelseite gelesen. ›Zum Söldner berufen‹, dann der Name und eine Zeile über das Copyright. Ich hab den Deckel wieder auf die Schachtel gelegt und sie zu meinem Pickup rausgetragen. Dann bin ich zurück ins Haus und wollte mir in der Küche eine Tasse Kaffee machen. Zwei Männer mit Papiertüten über dem Kopf haben mich überfallen, gefesselt, geknebelt und in einen kleinen, düsteren Schrank gesteckt, wo ich jetzt noch wäre, wenn Erika McCorkle und Granville nicht aufgetaucht wären.«
    »Die kleine McCorkle war mit Granny zusammen?« sagte Burns mit hörbarem Interesse. »Du hast Glück gehabt.«
    »Du weißt wohl nichts über die beiden Männer, die mich überfallen haben, Tinker?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Vielleicht, wer sie angeheuert hat?«
    »Wieso glaubst du, daß jemand sie angeheuert hat?«
    »Weil sie nichts gestohlen haben.«
    Burns dachte über ihre Logik nach, stimmte widerwillig mit einem Nicken zu und sagte: »Hast du es noch?«
    »Das Manuskript? Natürlich.«
    Burns rutschte leicht nach vorn, sein ernster Gesichtsausdruck verbarg seine Erregung nur teilweise. »Letty, ich würde es wirklich zu würdigen wissen, wenn ich es ganz schnell mal durchsehen dürfte.«
    »Um zu sehen, ob dein Freund erwähnt ist?«
    »Genau. Es dauert nicht lange.«
    Zum ersten Mal lächelte Letty Melon. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Sie stand auf und ging auf eine Bücherwand am anderen Ende des Zimmers zu. Auch Burns stand auf und folgte ihr. Vor den Büchern stand ein schwarzer Walnußtisch, darauf ein weißer Keebord-Schreibpapierkarton. Letty Melon zeigte auf den Karton und sagte: »Bedien dich.«
    Burns starrte auf die Schachtel, hob sie behutsam hoch, schüttelte sie ein bißchen, stellte sie wieder hin und nahm vorsichtig ihren Deckel ab. Er beugte sich leicht vor, um die Titelseite zu lesen, dann nahm er alle 386 Seiten heraus und legte sie beinahe ehrfürchtig auf den Tisch. Nachdem er die Titelseite mit der Vorderseite auf den Tisch gelegt hatte, las er die Housman-Zeilen, legte sie auch mit der Vorderseite nach unten ab, las die Widmung für Granville Haynes, legte sie umgedreht oben auf die beiden anderen Seiten und begann, Kapitel eins zu lesen. Er las seine zwei Zeilen, hörte auf, las sie noch einmal und drehte langsam den Kopf, um die mittlerweile grinsende Letty Melon wütend anzustarren.
    Burns öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, änderte seine Meinung und blätterte, während sein Gesicht eine gefährliche Röte annahm, schnell die restlichen leeren Seiten durch. Dann erst richtete er sich auf, drehte sich um und bellte seine Frage: »Verdammte Scheiße, Letty, wo ist es?«
    »Du hast es vor Augen, Tinker. Genau, wie ich es gefunden habe. Ein falsches Manuskript. Wenn du es haben willst, es gehört dir.«
    Tinker Burns drehte sich zurück zum zehn Zentimeter hohen Stapel überwiegend leerer Seiten, und nachdem er sie ordentlich zusammengelegt hatte, packte er sie in die Schachtel und schob den Deckel darauf. Er nahm die Schachtel, hielt sie an seine Brust gedrückt und sah sich im Zimmer um, als versuche er sich zu erinnern, wo er seinen Mantel gelassen hatte.
    »Ich werde mit Granny reden«, sagte er, mehr zu sich als zu Letty Melon. »Er muß wissen, wo es ist.«
    »Was ist, wenn es kein Buch gibt?« fragte sie. »Was ist, wenn das Steadys Abschiedsscherz ist? Seine letzte Lüge?«
    Er starrte sie lange genug an, daß sein Gesicht sein normales sonnengebräuntes und wettergegerbtes Aussehen annahm. »Dann sind ein paar Menschen für nichts gestorben, nicht wahr?«

29
    Granville Haynes, der, nur mit Jockey-Shorts bekleidet, an die Kissen gelehnt im Bett saß, blickte von einem Bericht der New York Times über Hollywood-Agenten auf, um der nackten Erika McCorkle zuzusehen, die aus dem Bad spaziert kam, zum fahrbaren Tisch des Zimmerservices ging und sich eine kalte Kartoffelfritte in den Mund steckte. Dann ging sie zum Schrank, um den langen weißen Frotteebademantel überzuziehen, den das Willard Hotel, wie es seine Gäste sanft warnte, auf die Rechnung setzen würde, sollten sie ihn stehlen.
    Während sie

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