Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
sind im Umlauf?«
»Keine Ahnung.«
»Wer leitet die Auktion?«
»Howard Mott, Steadys Anwalt und jetzt meiner.«
»Wie?«
»Telefonisch, nehme ich an.«
»Oh«, sagte Keyes und klang alles andere als erfreut.
»Möchten Sie, daß sich alle im gleichen Raum aufhalten?«
»Ich hätte keinen Einwand.«
»Die anderen vielleicht.«
»Also gut, dann per Telefon«, sagte Keyes. »Und die Zahlungsweise?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Die Summe kann in jeder von Ihnen gewünschten Währung bei buchstäblich jeder Bank auf der Welt deponiert werden.«
»Das würde dem Finanzamt nicht gefallen, deshalb nehmen wir beglaubigte US-Dollarschecks.«
»Dann beabsichtigen Sie, Steuern darauf zu zahlen«, sagte Keyes.
»Enttäuscht?«
»Ganz und gar nicht. Es bedeutet, daß wir einen Teil zurückbekommen.« Keyes stand auf und reichte Haynes eine Karte. »Bitten Sie Mr. Mott, mich unter meiner Privatnummer anzurufen, sobald die Vorbereitungen für die Auktion abgeschlossen sind.«
»Okay.«
Keyes ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und nickte beiden zum Abschied zu. »Mr. Haynes. Miss McCorkle.«
Erika McCorkle blickte von ihrem Kreuzworträtsel hoch. »Ein anderes Wort für Schurke, vier Buchstaben, der erste ein L?«
»Heute morgen habe ich es mit ›Lump‹ probiert«, sagte Hamilton Keyes. »Und es paßte recht gut.« Er öffnete die Tür und ging und zog sie leise hinter sich zu.
30
Gerüchte behaupten, daß alles 1961 an einem trüben Schweinebucht-Sonntagnachmittag begann, als zwei deprimierte CIA-Karrieristen mittleren Dienstgrads das Old Executive Office Building beim Weißen Haus verließen und auf der verzweifelten Suche nach einem Drink per Zufall in eine schmuddelige Cafébar nahe dem mittlerweile abgerissenen Roger Smith Hotel an der Ecke 18th Street und Pennsylvania Avenue spazierten.
Kaum drinnen, entdeckten die Karrieristen angenehm überrascht, daß sie in direkter Verletzung des inzwischen aufgehobenen Sonntags-Alkoholverbots des District of Columbia Kaffeetassen mit Scotch Whisky kaufen konnten. Kurz nach dieser Entdeckung machten Mitglieder der Geheimdienst- und Freibeuterbruderschaft der Hauptstadt die prohibitionsfeindliche Bar zu ihrem inoffiziellen Treffpunkt. Sie fuhren fast vierzehn Jahre lang fort, dort zu trinken – wenn nicht gar zu essen –, bis zu dem Tag im Jahre 1975, als der letzte Helikopter vom Dach der US-Botschaft in Saigon abhob.
Am nächsten Tag kehrten sie, wie vom Wandertrieb gepackt, der Bar hinter dem Roger Smith den Rücken und zogen ein paar Blocks weiter westlich an der Pennsylvania Avenue zur nächsten Branntweinschenke, nicht ganz gegenüber vom mittlerweile verschwundenen Circle Theatre. Und es war genau hier, in der sogenannten »neuen Kaschemme«, daß sie fünf Jahre später ihre berüchtigte achtzehn Stunden lange Manöverkritik über die verpfuschte Befreiungsaktion der amerikanischen Geiseln abhielten, die mit Tod und, wie einige behaupteten, Schande in einer persischen Wüste geendet hatte.
Wie sich herausstellte, war es weniger eine Manöverkritik als eine verbale Rangelei, die etwa zur Mittagsstunde begann und am nächsten Morgen um 5.57 Uhr immer noch tobte, als die Stadtpolizei, herbeigerufen von Geschrei, Gebrüll, Flüchen und dem Geräusch splitternder Glasscheiben, die neue Kaschemme schloß und alle Anwesenden in Taxis nach Hause schickte.
Eine Woche nach der katastrophalen Manöverkritik zogen sie wieder los, diesmal weit, weit weg von der Wisconsin Avenue, fast bis an die Staatsgrenze nach Maryland, wo ihre Kundschafter ein beinahe bankrottes Thai-Restaurant mit Namen Pong’s Palace aufgespürt hatten, das in einer Shopping-Mall lag und die vier Hauptvoraussetzungen bot: eine rechtlich einwandfreie Schanklizenz, wenig Kunden, schlechtes Essen und ausreichend Parkplätze. Zwei Wochen später war Pong’s Palace durch stillschweigende Akklamation dazu auserwählt, als dritte inoffizielle geheime Kneipe zu fungieren.
Der dunkelgrüne, siebzehn Jahre alte Mercedes 280 SL bog drei Häuser von Pong’s entfernt in eine Parkbucht und hielt vor Naughty Marietta’s XXX Video Shoppe. Als der Motor abgestellt und die Scheinwerfer ausgeschaltet waren, öffnete sich die Fahrertür, und Michael Padillo stieg aus. Einen Augenblick später stieg auf der anderen Seite McCorkle aus. Als sie den Eingang von Pong’s Palace erreichten, ging Padillo als erster hinein.
Als er 1978 das Palace eröffnete, hatte Pong den größten Teil des Innenbereichs
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