Daemmerung ueber der See
Schritt an seinen Hintern.
Martin trat zu ihm heran, sein Gesicht war eifrig und aufgeregt.
»Lassen Sie das Groß setzen. Ich will das Schiff fliegen lassen, bevor uns die Burschen entwischen!« Sie grinsten sich an. Alles andere war vergessen.
Die
Anemone
lief gut. Mit rauhem Wind schoß sie durch die Wellen wie ein Vollblut über die Hürden. Spritzwasser flog in großen Wolken über die Galionsfigur und, als alle Segel gesetzt und bretthart durchgeholt waren, lief es in Sturzbächen durch die Speigatten ab, nachdem es die Matrosen durchnäßt hatte.
Dunwoodys Stimme war bei dem Rauschen der Segel und dem Brummen der Takelage kaum zu hören. »An Deck! Zwei Masten, Sir, ich glaube, sie haben uns gesehen.«
Adam wischte sich das Gesicht mit dem Hemdsärmel ab und stellte fest, daß er völlig durchnäßt war.
»Wenn der Regen ausbleibt, wird es ihnen nichts nützen.«
Er lief über das Deck und konnte es kaum verhindern, gegen eine Kanone geschleudert zu werden, wenn der Klüverbaum in den Himmel zeigte und das Sonnenlicht golden reflektierte. Dann ging es ins nächste Wellental, in dem die Verbände vibrierten, als ob sie auf eine Sandbank gelaufen wären.
»An Deck!« Es war wieder der Ausguck. Vielleicht war Dunwoody durch das Spritzwasser zu benommen, um rufen zu können. »Es ist eine Brigg, Sir, ich werde aber nicht schlau aus ihr!«
»Nehmen Sie die Flüstertüte, Aubrey, und holen Sie Dunwoody runter. Das macht doch alles keinen Sinn!«
Dunwoody erschien wieder an Deck. Er zitterte heftig, obwohl sein tropfendes Hemd dampfte.
Adam erkundigte sich: »Was stört Sie, Mr. Dunwoody?« Er war erstaunt, daß er so ruhig sprechen konnte.
Dunwoody blickte auf das Deck und wäre beinahe gestürzt, aber Bond, ein Steuermannsmaat, packte ihn am Arm. Der Junge hob den Kopf und blickte über die See, als ob er alles vor sich sähe. »Das ist kein Sklavenschiff, Sir. Es ist eins der unseren, die Brigg
Orcadia
.«
Adam sah Martin an. »Ist sie beschädigt?« Er drückte den Arm des Jungen leicht. »Ich muß es wissen!«
Dunwoody schüttelte den Kopf, unfähig, es zu begreifen.
»Sie ist manövrierunfähig, aber weist keine Beschädigungen auf.«
»Sie treibt? Verlassen? Sprechen Sie, Mann!«
Adam zog sich in die Leewanten und begann aufzuentern. Jede Webeleine biß in seine Hände, wenn das Schiff heftig rollte. Er mußte eine Weile warten, bis sich das Schiff auf einem langen Brecher so beruhigte, daß er das Glas, gegen die Wanten gelehnt, ausrichten konnte. Die
Orcadia
stampfte und rollte heftig. Das Sonnenlicht beschien ihre Heckfenster und die vergoldeten Schnitzereien, so daß es aussah, als stünde das Heck in Flammen. Das achtere Boot war noch da, aber ein anderes hing in losen Taljen und schlug gegen die Bordwand der Brigg. Also nicht aufgegeben. Er wartete den nächsten Wellenberg ab und versuchte es nochmals. Die Flagge der
Orcadia
hatte sich im Rigg verfangen. Adam spürte förmlich die gespannten Gesichter unter ihm, die darauf warteten, daß er etwas sagte. Noch ein Blick durch das tropfende Teleskop, obwohl er schon wußte, was er sehen würde. Er stieg rasch hinunter. Bald würde es jeder sehen. Er ging zu seinem Ersten und dem Segelmeister, die ihn erwarteten. Es war sinnlos, es aufzuschieben. Er blickte sie an und meinte schlicht: »Lassen Sie die Wache auf dem Achterdeck antreten und bewaffnen Sie sich, Gentlemen.« Er hob die Hand, als Leutnant Lewis forteilen wollte. »Es ist die
Orcadia
.« Er wollte sich die trockenen Lippen lecken, wagte es aber nicht. »Sie hat die gelbe Flagge gesetzt!«
Lewis krächzte: »Fieber!«
»Richtig, Mr. Lewis.« Seine Stimme wurde schärfer. »Bei den Seeleuten noch gefürchteter und verhaßter als Feuer.«
Leutnant Baldwin kam an Deck, seine Augen waren überall, während er seinen scharlachroten Rock zuknöpfte.
Adam erläuterte: »Wir werden in Luv beidrehen und ein Boot aussetzen.« Er sah den schnellen Blickwechsel. »Ich werde mit Freiwilligen selber hinüberfahren.«
»Aber Sie werden doch nicht an Bord gehen, Sir?« Dacre blickte sich um, als ob er schon die Schreckensszenen auf der überfüllten Fregatte vor Augen hätte.
»Das werde ich später entscheiden.«
Die Seesoldaten quollen aus dem Zwischendeck. Alle bewaffnet und bereit zu töten, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Martin bemerkte, wie die Nachricht durch das Schiff lief und die Angst um sich griff. »Der Kommandant ist ein Freund von Sir Richard, glaube ich?«
»Auch von
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