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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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überflog die saubere Handschrift. Er bemerkte nicht ihre plötzliche Besorgnis, als er unbewußt begann, sein verletztes Auge zu reiben.
    Langsam meinte er: »Wir werden nach London reisen, Kate.« Er blickte durch die geöffneten Türen auf die Bäume, den klaren Himmel dahinter.
Fort von hier.
    Plötzlich fiel ihm wieder ein, daß sein Vater oft in diesem Sessel gesessen hatte, wenn er ihm und seinen Schwestern vorgelesen hatte. Man konnte von hier die Bäume und die Hügel sehen, aber nicht die See. War das der Grund, selbst für seinen Vater, der immer so streng und beherzt gewirkt hatte?
    »Nicht auf ein neues Flaggschiff?«
    Ihre Stimme klang ruhig; nur das Heben und Senken ihrer Brüste strafte sie Lügen.
    »Es scheint, daß wir eine neue Strategie diskutieren werden.« Er zuckte die Achseln. »Was immer das sein mag.«
    Sie vermutete, was er dachte. Sein Verstand rebellierte dagegen, das friedliche Leben hinter sich lassen zu müssen, das sie zwei glückliche Wochen lang hatten teilen können.
    »Es ist nicht Falmouth, Richard, aber mein Haus in Chelsea ist immer ein sicherer Hafen.«
    Bolitho warf den Umschlag auf den Tisch und erhob sich.
    »Es stimmt, Lord Godschale hat die Admiralität und London, das er so offensichtlich genoß, verlassen, wenn auch aus den falschen Gründen, wie ich vermute.«
    »Wer wird dich empfangen?« Ihre Stimme war beherrscht, vorbereitet, als ob sie es schon wüßte.
    Bolitho erwiderte: »Admiral Sir James Hamett-Parker.« Vor seinem geistigen Auge sah er deutlich den schmalen Mund und die farblosen Augen, als ob der Mann zugegen wäre.
    »Was das nicht der …?«
    Er lächelte grimmig. »Ja, liebe Kate, der Vorsitzende von Thomas Herricks Kriegsgericht.« War das erst ein Jahr her?
    Er fügte hinzu: »Also schwingt er jetzt die Peitsche.« Er wandte sich um, als Ozzard mit einem Tablett und zwei Gläsern eintrat.
    Catherine blickte den kleinen Mann an und lächelte: »Ihr Timing ist besser als der Sand in einem Stundenglas!«
    Ozzard betrachtete sie leidenschaftslos. »Danke, M'lady.« Zu Bolitho gewandt, meinte er: »Ich war der Meinung, daß jetzt etwas Wein ganz passend wäre, Sir Richard.«
    Keine Geheimnisse. Die Neuigkeit würde sich bald auf dem ganzen Gut und in der Stadt verbreitet haben. Bolitho reiste ab. Um neuen Ruhm zu erwerben oder einen neuen Skandal zu entfachen, konnte man noch nicht entscheiden. Bolitho wartete, bis sich die Tür schloß, dann drückte er ihr ein Glas in die Hand.
    »Ich leere dieses Glas auf meine liebe Kate.« Dann lächelte er. »Mach dir nicht zu viele Gedanken über Godschales Nachfolger. Ich denke, es ist besser, den Feind zu kennen, als einen Freund zu verlieren.«
    Sie blickte ihn über den Rand des Glases an. »Mußt du es immer sein, Richard? Ich habe das schon oft in der Vergangenheit gesagt, selbst auf die Gefahr hin, dich zu langweilen. Ich weiß, daß du einen Landeinsatz verabscheust … bei der Admiralität vielleicht, wo respektierte Truppenführer wie du rar sind, wie es scheint…«
    Er nahm ihr Glas und stellte es neben das seine, dann nahm er ihre Hände und blickte sie längere Zeit fest an. Sie konnte seine innere Zerrissenheit fast körperlich spüren.
    »Dieser Krieg kann nicht mehr lange dauern, Kate. Wenn sich die Umstände nicht gegen uns wenden, muß er enden. Der Feind wird den Mut verlieren, sobald englische Soldaten auf seinen Straßen marschieren.« Sie wußte, es war ihm sehr wichtig, so wichtig, daß sie ihn nicht unterbrach.
    »Mein ganzes Leben bin ich auf See gewesen, wie es in meiner Familie üblich ist. Seit über zwanzig Dienstjahren kämpfe ich gegen die Franzosen, und egal, was für einen Verbündeten sie auch gerade haben –,
immer gegen die Franzosen.
Ich habe zu viele Männer und Jungen gesehen, die in den Schlachten zerrissen wurden, viele von ihnen gehen auf mein Konto.« Er packte ihre Hände noch fester und sagte: »Es ist genug. Wenn die feindliche Flagge gestrichen wird …«
    Sie starrte ihn an. »Du willst den Dienst quittieren? Das Leben aufgeben, das du immer geführt hast?«
    Er lächelte schwach, später dachte sie, daß sie da zum ersten Mal den wahren Bolitho gesehen hatte. Den Mann, den sie liebte und beinahe verloren hätte, den Mann, den sie mit niemandem sonst teilte.
    »Ich will bei dir sein, Catherine. Es wird nach dem Krieg eine neue Marine sein, mit jungen Offizieren wie Adam, die das Los der Seeleute verbessern werden.« Er lächelte wieder.
    »Wie in Alldays Lied an

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