Daemmerung ueber der See
Hand nahm, wußte sie, warum. Sie war nicht eingeladen.
Sie kniete sich zu ihm. »Was hast du erwartet, Richard? Was immer wir denken oder tun, andere werden es unpassend finden.«
»Ich werde nicht hingehen. Sollen sie verdammt sein!«
Sie betrachtete sein Gesicht und erkannte Adam darin wieder und viele der porträtierten Männer in Falmouth. »Du mußt gehen. Eine Weigerung wäre eine Beleidigung des Königs. Hast du daran gedacht?«
Er seufzte. »Ich wette, daß irgend jemand es getan hat.«
Sie blickte auf die Adresse der Karte. »St. James's Square. Eine
sehr
noble Gegend, glaube ich.«
Bolitho hörte sie kaum. Also begann alles wieder von vorne. Die Versuche, sie zu trennen oder sie begierig zu verdammen, sollte er sie mitnehmen.
»Ich frage mich, ob Sillitoe dort sein wird?«
»Wahrscheinlich. Er hat viele Eisen im Feuer.«
»Aber du scheinst ihn zu mögen.«
Er dachte, daß sie ihn necken wollte, um ihn von der Einladung abzulenken. Aber das war nicht der Fall.
»Ich bin mir nicht sicher, Kate.«
Sie legte ihren Kopf in seinen Schoß und meinte weich: »Dann werden wir abwarten. Aber du kannst sicher sein, daß er kein Rivale für dich ist… niemand kann das sein.«
Er küßte ihre nackte Schulter und fühlte sie erzittern. »Oh, Kate, was wäre ich ohne dich?«
»Du bist ein Mann, mein Mann.« Sie blickte zu ihm auf, ihre Augen leuchteten. »Und ich bin deine Frau.«
Sie nahm ihre Rosen auf und fügte hinzu: »Sie versuchen, dich durch mich zu diskreditieren – oder umgekehrt. Das ist ein Spiel, das ich gut kenne.« Sie berührte ihre Schulter, wo er sie geküßt hatte, ihr Gesichtsausdruck war ruhig, fast entrückt.
»Ich werde Zenorias Einladung nach Hampshire annehmen.« Sie sah die Wolke auf seinem Gesicht. »Nur für diesen einen Tag. Es ist eine weise Vorsichtsmaßnahme, glaube mir.«
Sie gingen ins Haus, wo sie hörten, daß sich Sophie in der Küche mit dem Koch unterhielt.
Sie blickte ihn an und lächelte leise. »Ich glaube, ich habe mir den Rücken verspannt.« Sie bemerkte sein Verständnis und fügte hinzu: »Vielleicht kannst du ihn untersuchen?«
Als sie später in seinen Armen lag, flüsterte sie: »Manchmal, mein Lieber, muß man dich daran erinnern, was wichtig ist…« Sie bog ihren Rücken durch, als er sie wieder berührte.
»Und was nicht…« Der Rest verlor sich in ihrer Umarmung.
Strategie
Kapitän Adam Bolitho parierte den großen Grauen durch und starrte über eine Steinmauer auf das imposante Haus. Die Mauer war neu, wahrscheinlich war sie eine der vielen, die von französischen Kriegsgefangenen gebaut wurden. Er tätschelte die Mähne des Pferdes, während er über die hügelige Landschaft Hampshires blickte, die einen zeitlos friedlichen Eindruck machte, so ganz anders als seine Heimat Cornwall, wo die See niemals weit entfernt war.
Als er auf der alten Poststraße durch die Dörfer ritt, hatten ihn die Menschen neugierig betrachtet. Man sah hier offensichtlich selten einen Seeoffizier, während das Heer überall präsent war.
Er blickte auf seine Hand und hielt sie in den warmen Sonnenschein. Sie war ruhig. Beinahe hätte er laut aufgelacht, denn so fühlte er sich keineswegs. Er bezweifelte, daß es klug gewesen war, hierher zu kommen.
Die
Anemone
lag in Spithead und wartete auf Befehle. Nachdem der Hafenadmiral darauf bestanden hatte, einen Teil seiner Männer auf Schiffe zu versetzen, »die sie dringender benötigten«, konnte die Fregatte nicht vor Ablauf einiger Tage auslaufen. Wie vermutet, hatte er seinen Ersten Leutnant Peter Sargeant verloren. Es war ein trauriger Abschied gewesen, aber Adam hatte ihn nicht zurückgehalten, denn er wußte, wie wichtig es war, jede Beförderungsmöglichkeit zu ergreifen. In Sargeants Fall war es das Kommando auf einem Flottenschoner. In der Marine bekam man selten eine zweite Chance.
Aubrey Martin, der Zweite, war nachgerückt, und stündlich erwarteten sie einen weiteren jungen Offizier und ein paar Fähnriche. Da er seine erfahrensten Unteroffiziere zusammen mit dem Ersten Offizier zum Wohle der Flotte hatte abgeben müssen, wußte Adam, daß ein langer Weg vor ihm lag, bis
Anemone
wieder eine schneidige Fregatte mit einer eingespielten Mannschaft sein würde.
Der Werftkapitän hatte herausgefunden, daß er Ausritte machte, um sich für kurze Zeit der Flut von Befehlen und Anforderungen zu entziehen, die der Fluch eines jeden Kommandanten unter den wachsamen Augen eines Admirals waren. Der
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