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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hätte er nicht deplaziert gewirkt, aber Bolitho wußte, daß Hamett-Parker nur zehn Jahre älter war als er.
    »Es gibt viele Spekulationen darüber, was der Feind tun wird, falls oder, besser gesagt,
sobald
Sir Arthur Wellesly den Krieg in Spanien siegreich beendet. Die Nachrichten von der iberischen Halbinsel klingen erfreulich – man rechnet täglich mit einem dramatischen Umschwung. Aber die Franzosen werden wegen des Verlustes von Spanien nicht kapitulieren.
    Unsere Kräfte sind voll ausgelastet, unsere Werften kommen mit dem Bauen von Schiffen nicht nach. Außerdem fehlen uns kriegstüchtige Männer für neue Schiffe. Der Feind weiß das. Nach der Befriedung der Karibik können wir dort Schiffe abziehen.« Er blickte zur Seite und fuhr scharf fort: »Aber nicht genug!«
    »Ich glaube, daß der Gegner seine Angriffe auf unsere Versorgungslinien verstärken wird.«
    »Ach ja?« Er hob eine Augenbraue. »Das ist höchst interessant. Der Herzog von Portland sagte mir kürzlich auch etwas in dieser Art.«
    Der Premierminister. Bolitho fühlte, daß er lächelte. Er hatte ganz vergessen, wie es war. Er wurde von einem Kriegsschauplatz zum anderen geworfen, sah Männer fallen und Schiffe in die Luft fliegen; wer nach Seiner Britannischen Majestät die letzte Verantwortung dafür trug, schien oft unwichtig zu sein.
    »Das amüsiert Sie?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir James. Ich bin nicht ganz auf der Höhe des Geschehens, wie es scheint.«
    »Macht nichts. Wie ich hörte, ist er etwas kränklich. Eine neue Hand wird bald die Pinne übernehmen, fürchte ich.«
    Bolitho stöhnte, als ein scharfer Sonnenstrahl über die Schulter des Admirals fiel. Er drehte den Kopf zur Seite.
    »Stört Sie das Licht?«
    Bolitho verkrampfte sich. Wußte er es? Wie konnte er davon wissen?
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nichts.«
    Hamett-Parker kam langsam an den Tisch zurück. Seine Schritte waren wie seine Worte, abgemessen und ohne Eile.
    »Sie wundern sich, warum Sie von Ihrem Kommando entbunden wurden?«
    »Natürlich, Sir James.« Er sah zum ersten Mal die Augen des Admirals. Sie waren so hell, daß sie fast farblos wirkten.
    »Natürlich? Das ist seltsam. Wie dem auch sei, wir müssen uns über die mögliche französische Bedrohung unserer Nachschubrouten unterhalten. Eine Fregatte, sogar nur ein Freibeuter, kann Kriegsschiffe mit Beschlag belegen, die wir nicht entbehren können. Es wird allgemein vermutet, daß schon weitere Angriffe geplant sind. Sie werden beschleunigt werden, sobald – wie wir hoffen – Wellesly die französische Armee von der Halbinsel geworfen hat. Der Premierminister wird Ihre Meinung dazu hören wollen, das gilt auch für Sir Paul Sillitoe.« Er sah Bolithos Überraschung und bemerkte ruhig: »Noch etwas, was Sie nicht wissen, wie es scheint. Sillitoe ist der wichtigste Berater des Premierministers und anderer hoher Herren. Sogar Seine Majestät hört auf ihn.«
    Bolitho versuchte Spuren von Ironie oder gar Sarkasmus zu entdecken. Vergeblich. Vor seinem inneren Auge sah er den Mann deutlich vor sich: groß und schlank, mit den sicheren Bewegungen eines Fechters. Ein dunkles, interessantes Gesicht mit tiefliegenden Augen. Er war schnell und scharf wie eine Degenklinge, zu Catherine damals charmant und wohlwollend, als der Herzog von Portland sie auf einem der lächerlichen Empfänge Godschales absichtlich brüskiert hatte. Ein seltsamer, zurückhaltender Mann, den man nicht unterschätzen sollte und dem nicht leichtfertig zu trauen war. Bolitho hatte erfahren, daß Sillitoe die lange Reise nach Falmouth gemacht hatte, um am örtlichen Gedenkgottesdienst nach dem Verlust der
Golden Plover
, bei dem alle an Bord als tot gemeldet worden waren, teilzunehmen. Catherine mußte er nicht vor eventuellen Absichten Sillitoes warnen.
    Er dachte daran, wie sie heute morgen warm in seinen Armen gelegen und ihn festgehalten hatte. Später beobachtete sie, wie Allday ihn rasierte. Dann hatten sie ein kleines Frühstück zusammen eingenommen. Ob unter einem einfachen Überwurf oder in einem glänzenden Seidenkleid wie in der Nacht in English Harbour, sie würde nie irgendwo unbemerkt vorbeigehen können. Nein, Catherine würde jede Anspielung bemerken, egal, ob plump oder versteckt.
    »Sie waren als Fregattenkapitän für Unternehmungen bekannt, Sir Richard«, fuhr Hamett-Parker in derselben kurzen Art fort, »meine Sache waren eher die Linienschiffe.« Er wechselte wieder das Thema. »Ich glaube mich zu erinnern,

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