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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Landedelmann, Großgrundbesitzer und Friedensrichter, der mit einiger Berechtigung den Spitznamen »König von Cornwall« trug, stand am Fuße des Glockenturms der Kirche von King St. Charles the Martyr. Seine Augen tränten wegen der kalten Brise, die von der Reede von Carrick herüberwehte. Neben ihm schwadronierte der Kurat von Falmouth' berühmter Kirche über notwendige weitere Umbauten, die vorgenommen werden mußten, um die Sonntagsschule, die er mitbegründet hatte, zu einer Ganztagsschule erweitern zu können. Doch zuerst mußte das Dach repariert und die fortschreitende Fäulnis im Glockenstuhl bekämpft werden.
    Roxby war sich im klaren darüber, daß es wichtig war, der Kirche und der Gemeinde zu helfen und daß jeder von seiner Großzügigkeit erfuhr. Richard Hawkin Hitchens war seiner Meinung nach ein recht guter Geistlicher, der dafür sorgte, daß die Kirche sich um die Erziehung der Kinder kümmerte. Der eigentliche Gemeindepfarrer von Falmouth besuchte den Ort nur selten, zum letzten Mal bei der Gedenkmesse für Sir Richard Bolitho, den man nach dem Untergang der
Golden Plover
für tot hielt. Roxby erinnerte sich noch an den wilden Tumult, als zwei von Adams Leutnants mit der Nachricht von Bolithos Rettung in den Hof galoppiert kamen. Die Worte des unglücklichen Pfarrers waren im Durcheinander untergegangen, als die Menge in die Kneipen strömte, um zu feiern.
    Er merkte, daß der Geistliche aufgehört hatte zu sprechen und ihn ernst ansah. Roxby räusperte sich: »Nun ja, das scheint sinnvoll zu sein.« Er sah das Erstaunen auf dem Gesicht des anderen und wußte, daß er etwas überhört hatte.
    »Ich werde es mir ansehen. Wie ich vermute, scheint es notwendig zu sein.« Das war offensichtlich passender, denn der Kurat verbeugte sich vor ihm. Roxby drehte sich auf dem Absatz um und war ärgerlich auf sich selbst, denn das würde ihn wieder Geld kosten. Er sah, daß sein Pferd neben dem des Pferdeknechts wartete, und gab sich den fröhlichen Gedanken an den nächsten Jägerball hin, den er veranstalten würde.
    Der Knecht murmelte: »Sie kommt, Sir.«
    Roxby sah, wie Lady Catherine Somervell auf ihrer großen Stute um die Ecke von »The King's Head« geritten kam. Es war ein geschmackloser Name für eine Kneipe, überlegte sich Roxby, besonders wenn man das Ende von König Charles bedachte. Er lüftete seinen Hut und versuchte, sie nicht anzustarren. Sie war von Kopf bis Fuß in grünen Samt gehüllt, die Kapuze teilweise über das Haar gezogen, was die Schönheit ihrer Gesichtszüge nur betonte. Er wollte ihr helfen, aber sie schwang sich leicht aus dem Sattel. Er küßte ihre Hand und roch ihr Parfüm sogar durch den dicken Reithandschuh.
    »Sehr nett von dir, Lewis, daß du gekommen bist.«
    Sogar die Benutzung seines Vornamens ließ ihn erzittern. Kein Wunder, daß sich sein Schwager in sie verliebt hatte.
    »Ich kann mir nichts erfreulicheres vorstellen, meine Liebe.« Er nahm ihren Ellenbogen und führte sie beim Gemüseladen um die Ecke. Er entschuldigte sich für seine Eile und erklärte: »Hitchens hatte so einen gierigen Ausdruck in den Augen. Wahrscheinlich ist ihm eingefallen, was er noch gebrauchen könnte.«
    Sie hielt leicht Schritt mit ihm und wurde nicht langsamer, als sie den Schutz der Häuser verließen und der beißende Wind ihr die Kapuze vom Haar wehte. Roxby war schon außer Atem und versuchte, es vor ihr zu verbergen. Es kam ihm nicht in den Sinn, daß das bei seinem Alkoholkonsum und dem reichlichen Essen nur natürlich war.
    »Ich muß dich warnen, meine Liebe. Dein Vorhaben kann ein teurer Fehlschlag werden.«
    Sie blickte ihn an, ein schwaches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ich weiß, und ich bin dir für deinen Rat und deine Besorgnis dankbar, aber ich will dem Gut helfen, denn welchen Nutzen haben hohe Ernteerträge, wenn die Preise vom Markt bestimmt werden? Es gibt viele Orte, wo Getreide benötigt wird, weil Mißernten die Leute fast verhungern lassen.«
    Roxby beobachtete sie, erstaunt über ihr Engagement. Er wußte, daß sie ein Vermögen für die Güter ihres verstorbenen Mannes bekommen hatte, hätte aber gedacht, daß sie es in Kleidern und Schmuck anlegen würde. Doch er wußte, daß sie sehr bestimmt sein konnte. »Ich habe das gewünschte Schiff gefunden. Es heißt
Maria José
und liegt in Fowey. Ein Freund hat sie begutachtet, er steht mit den Prisengerichten auf gutem Fuß.«
    »Eine Prise?«
    »Sie wurde von Zollkuttern aufgebracht. Ein

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