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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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also besser nicht!«
    »Ich kann Sie nicht zurückhalten, Sir Richard. Sie sind der ranghöchste Offizier hier, wahrscheinlich der ranghöchste südlich des ganzen fünfzehnten Breitenparallels.«
    »Aber meine Anwesenheit auf dem Transporter vor einer endlosen Überfahrt kann Kapitän Williams' Autorität schaden.«
    »Wie ich schon ausführte, Sir Richard, ist Williams ein harter Mann, aber kein Tyrann, und möchte auch nicht durch äußere Umstände dazu gezwungen werden, einer zu werden.«
    »Gut gesagt. Es war unfair von mir, Sie in eine solche Lage zu bringen.«
    Sampson blickte ihn an. Er hatte erwartet, daß ein Admiral – und noch dazu ein so berühmter – ihn jetzt beiseite nehmen und scharf abkanzeln würde.
    Ein Offizier wartete unruhig an der Tür, und Sampson meinte linkisch: »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Sir Richard, ich muß mich um einen Unfall kümmern.« Er zuckte mit den Schultern. »Solange kein Ersatz kommt, bin ich hier auch der Heilkundige. Mein Arzt ist vor ein paar Wochen an einem Schlangenbiß gestorben.«
    »Ich werde Sie nicht länger aufhalten.«
    Sampson war erschrocken. »Ich hatte gehofft, daß wir zusammen speisen.« Er sah Avery an. »Und Sie natürlich auch.«
    »Es wird uns eine Ehre sein.«
    Er wandte sich Avery zu, als der Kapitän forteilte. Es war schrecklich zu sehen, wie dankbar sein Gesicht geleuchtet hatte.
    »Es wird wahrscheinlich kein bemerkenswertes Mahl werden, aber wenn ich diesen Posten hätte, würde ich auch jeden Besucher herzlich begrüßen und seine Abreise verfluchen.«
    Avery beobachtete ihn, als er von seinem Sessel aufstand. Er lernte jeden Tag dazu. Sillitoe mußte gewußt haben, was er ihm offerierte. Hier war ein Mann ohne Dünkel, der seine Zeit damit verschwendete, einem Ausgestoßenen wie Kapitän Sampson den Rücken zu stärken. Offensichtlich machte er sich auch Sorgen um den Mann, der sein Freund gewesen oder immer noch war. Die Frage nach der Post war auch aufschlußreich gewesen. Er mußte daran denken, wie Bolitho sein verschwitztes Hemd vor ihm ausgezogen hatte und er dabei das Medaillon sehen konnte. Das Bild der Frau stand ihm vor Augen, ihr Hals, die hohen Wangenknochen. Bolithos Liebe entschädigte sie für all den Haß, der ihr entgegenschlug, und schützte sie vor denen, die ihr übelwollten. Den Gerüchten nach wäre es nicht das erste Mal in ihrem Leben.
    »Darf ich etwas sagen, Sir Richard, verzeihen Sie mir, falls ich zu persönlich werde.«
    Bolitho sah ihn ruhig an: »Legen Sie los.«
    »Ihr Rang würde auf der
Prince Henry
sofort erkannt werden …« Er verstummte unter Bolithos starrem Blick. »Die Leute mögen Ihren Namen oder Ihren Ruf nicht kennen, aber …« Er hielt inne.
    »Aber ich repräsentiere für sie die höchste Autorität, nicht wahr? In meiner Person würden sie den Richter, Polizeibüttel und Vollzugsbeamten zugleich sehen, oder wer auch immer sie auf das Schiff geschickt haben mag.«
    »Das wollte ich ausdrücken, Sir Richard.«
    Bolitho legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es entspricht der Wahrheit.«
    Avery blickte auf die starke sonnengebräunte Hand, die auf seiner Jacke lag. Es war, als würde ein anderer an seiner Stelle sitzen, der jetzt für ihn sprach. »Ein Leutnant ist etwas anderes, Sir Richard. Ich könnte hinüberfahren und dem Konteradmiral einen Brief übergeben.« Er fühlte, wie sich Bolithos Finger verkrampften.
    »Er wird nicht kommen, das weiß ich.« Avery wartete ab.
    »Aber es war ein guter Vorschlag.« Die Hand wurde zurückgezogen.
    Avery meinte versuchsweise: »Kapitän Sampson könnte ihn auch zum Dinner einladen.«
    In diesem Augenblick kam der Kapitän zurück und ging schnurstracks an seinen Weinschrank. Er zog eine Flasche Cognacheraus und sagte rauh: »Verzeihung, Sir Richard.« Er stürzte schnell ein Glas hinunter und füllte es neu. »Wundbrand ist eine scheußliche Sache. Jede Hilfe kommt zu spät.« Er blickte sie müde an. »So habe ich mir Ihren Besuch nicht vorgestellt, Sir Richard.«
    Avery räusperte sich. »Sir Richard hat sich gefragt, ob Sie Ihre Einladung vielleicht auch auf Konteradmiral Herrick ausdehnen könnten, Sir?«
    Sampson blickte sie an wie ein Ertrinkender, der unerwartet Hilfe kommen sieht. »Ich wäre entzückt, Sir Richard. Ich werde sofort meinen Diener informieren und eine Nachricht mit meinem Boot zur
Prince Henry
schicken.«
    Bolitho studierte seinen Flaggleutnant. »Sie riskieren viel, Sir.« Er sah, daß Avery verwirrt die Augen

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