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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatten.
    Sampson spürte die Spannungen zwischen seinen beiden Hauptgästen nicht, oder gab es zumindest vor. Als sie schließlich bei den Früchten und einigen ausgezeichneten Käsesorten angekommen waren, die ein durchreisender Indienfahrer zurückgelassen hatte, war er kaum noch in der Lage zu sprechen, ohne zu lallen. Bolitho beobachtete ihn; Sampson war zweifellos trotzdem glücklich.
    Herrick erkundigte sich: »Warten große Aufgaben auf Sie, Sir Richard? Sie scheinen immer im Einsatz zu sein, vielleicht sollte ich mich besser auf den Weg in die Kolonie machen.«
    Ein Leutnant blinzelte in die Kabine. »Mit den besten Empfehlungen von Mr. Harrison, Sir. Das Boot des Konteradmirals ist längsseits.«
    Herrick stand abrupt auf und blickte auf seine Uhr. »Jedenfalls pünktlich.« Er blickte auf den Kapitän, aber der war fest eingeschlafen und schnarchte leise. Die roten Weinflecken auf seiner prallen Weste sahen aus wie das Werk eines feindlichen Scharfschützen. »Auf Wiedersehen, Mr. Avery, ich wünsche Ihnen alles Gute. Ich bin sicher, daß Ihre Zukunft so hervorragend sein wird wie Ihre Herkunft.« Bolitho geleitete ihn vor die Tür. In der verhältnismäßigen Kühle des Achterdecks meinte er zu Herrick: »In seinem Fall irrst du dich. Er hat seinen Teil an ungerechter Behandlung schon abbekommen.«
    »Ich verstehe.« Herrick klang uninteressiert. »Nun ich bin sicher, du wirst ihm das leuchtende Beispiel schon geben.«
    »Können wir nicht Freunde sein, Thomas?«
    »Damit du mich später daran erinnern kannst, daß ich dich in der Klemme habe sitzenlassen?« Er machte eine lange Pause, dann fuhr er sehr ruhig fort: »Um es ganz klarzumachen: Ich habe alles verloren, woran ich glaubte, als Dulcie starb. Du hast alles weggeworfen für …«
    »Für Catherine?«
    Herrick blickte ihn im Licht der Gangwaylaterne fest an. Bolitho knurrte barsch: »Sie hat ihr Leben für deine Frau riskiert, und im letzten Jahr hat sie Dinge erlebt, die Narben an ihrer Seele hinterlassen haben, unauslöschlich wie die Spuren der Verbrennung durch die Sonne auf ihrem Körper.«
    »Das ändert nichts, Sir Richard.« Er lüftete den Hut in Richtung der Ehrenwache. »Wir haben beide zu viel verloren, um auf Rettung hoffen zu dürfen.« Dann war er verschwunden. Sekunden später wurde das Boot kräftig von der Bordwand fortgerudert. Nur das leuchtende Heckwasser war noch zu sehen.
    »Nur gut, daß ich hier bin, Sir Richard.«
    Bolitho fuhr herum und entdeckte Allday an der Achterdeckstreppe. »Warum bist du gekommen?« Er wußte es bereits.
    »Hab' so was läuten hören, daß Konteradmiral Herrick zur
Marathon
fährt. Dachte mir, Sie könnten mich gebrauchen.« Bolitho spürte, wie Allday ihn in der Dunkelheit musterte.
    Er berührte seinen Arm. »Nie mehr als jetzt, alter Freund.« Er wäre fast gestrauchelt. Ein Arm in einer scharlachroten Uniformjacke schoß vor, um ihn zu stützen. »Danke.« Bolitho seufzte.
Wahrscheinlich denkt er, ich wäre betrunken.
Sein Auge schmerzte entsetzlich, und er wartete darauf, daß Allday vorausging. Herrick hatte ihn noch nicht mal nach seiner Verletzung gefragt, obwohl er von ihr wußte. Wenn nur ein Brief von Catherine kommen würde, gleich, ob kurz oder lang, er würde ihn wieder und wieder lesen, sich vorstellen, wie sie mit ihrem gelösten Haar in dem Zimmer saß, das auf die See hinausging. Ihren Gesichtsausdruck, wenn sie die Schreibfeder nachdenklich an die Lippen legte.
Ich bin deine Frau.
    Unvermittelt sagte er: »Komm mit nach achtern! Wir beißen einen ordentlichen Streifen ab, wie du es ausdrücken würdest.«
    »Dem Kapitän wird das kaum gefallen, Sir Richard!«
    »Der macht sich heute über nichts mehr Gedanken, alter Freund!«
    Allday grinste erleichtert, froh, daß er gekommen war. Vermutlich gerade rechtzeitig, wie es aussah.
    Sie saßen an der unordentlichen Tafel. Avery meinte: »Ein merkwürdiges Festessen, Sir Richard.« Er schien nervös und unsicher. Bolitho griff nach einer der Flaschen. »Entspannen Sie sich, Mr. Avery, heute nacht gibt es hier keine Offiziere – nur Männer. Freunde.«
    Feierlich hoben sie ihre Gläser.
    Avery sagte: »Dann auf die Freunde! Egal, wo sie sein mögen.«
    Bolitho stieß mit ihm an. »So soll es sein!«
    Er trank und dachte an Herrick in seinem schwarzen Rock. Im nächsten Brief an Catherine würde er ihr das Fiasko ihres Zusammentreffens verschweigen. Sie hatte es sowieso vorhergesagt. Doch es war vorbei.
     

Intrigen
    Lewis Roxby,

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