Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Kommodore Keen zufrieden ist, werde ich ihn anweisen, in See zu stechen.« Er blickte Sillitoe an, kaum in der Lage, seine Abneigung zu verbergen. »Und was ist mit dem Premierminister?«
    Sillitoe zog die Schultern hoch. »Als der Herzog von Portland sich entschloß, diese bedeutende Position aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben, waren wir überzeugt, daß es zu Veränderungen in der Strategie kommen würde. Im nächsten Monat werden wir wieder mit einem Tory, Spencer Perceval, beglückt werden. Wenn man ihm Zeit gibt, wird er vielleicht stärker sein als der Herzog.«
    Hamett-Parker war erstaunt, daß Sillitoe seine Geringschätzung so frei äußerte. Es war gefährlich, sogar unter Freunden. Es sollte noch schlimmer kommen.
    »Ihnen ist klar, Sir James, daß wir ohne fähige Führung allen möglichen Gefahren ausgesetzt sind.«
    »Die Franzosen?«
    Sillitoes tiefliegende Augen glühten, als er erwiderte: »Ausnahmsweise sind es diesmal nicht die Franzosen. Die Gefahr kommt von innen.« Er wurde wieder ungeduldig. »Ich spreche von seiner Majestät. Sieht denn niemand, daß er total verrückt ist? Jeder Befehl, jede Bestallung, ob zur See oder zu Lande, muß ihm vorgelegt werden.«
    Hamett-Parker blickte auf die geschlossene Tür und erwiderte unbehaglich: »Er ist der König. Es ist die Pflicht jedes loyalen …«
    Sillitoe schien ihn anspringen zu wollen. »Dann sind Sie ein Narr, Sir! Sollte die Invasion von Mauritius seiner Winkelzüge wegen scheitern, dann glauben Sie doch wohl nicht, daß er dafür die Verantwortung übernimmt?« Er sah die plötzliche Besorgnis auf dem Gesicht des Admirals. »Gottesgnadentum, Sie erinnern sich? Wie kann ein Monarch verantwortlich gemacht werden?« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Er ist verrückt. Sie werden den Sündenbock abgeben. Aber schließlich kennen Sie sich ja mit Kriegsgerichten aus.«
    Hamett-Parker zischte: »Ich habe genug von Ihrer Impertinenz, verdammt! Was Sie sagen ist Hochverrat!«
    Sillitoe blickte wieder hinaus auf die Straße, wo eine Abteilung Dragoner vorbeiritt, ihre Mäntel schwarz vom Regen. »Sein ältester Sohn wird eines Tages gekrönt werden. Beten wir, daß es dann nicht zu spät ist.«
    Hamett-Parker zwang sich, aufrecht in seinem Sessel zu sitzen. Gleichgültig, wer das Ohr des Premierministers oder gar des Königs hatte, Sillitoe schien vertraut mit ihnen. Er versuchte, nicht an das große Haus zu denken, das Anson gehört hatte. Genau wie Godschale konnte er alles verlieren. Sogar die Lords der Admiralität waren vor Bestrafungen nicht länger gefeit. »Und Sie meinen, daß das Volk seinen König nicht liebt?«
    Sillitoe lächelte nicht. Es mußte den Admiral große Überwindung gekostet haben, diese indiskrete Frage zu stellen.
    »Richtiger ausgedrückt, müßte man wohl sagen, daß dem König das Volk völlig gleichgültig ist.« Er hielt einen Moment inne. »Nehmen wir mal an, daß Sie einen glänzenden Empfang in Ihrem Londoner Haus geben.« Er wußte, daß Hamett-Parker nur dieses Haus hatte, aber jetzt war keine Zeit für neckische Anspielungen.
    »Was soll das bringen?«
    »Für Sie, fragen Sie sich?« Er sprach schnell weiter, bevor Hamett-Parker sich über die freche Bemerkung aufregen konnte. »Laden Sie bekannte Persönlichkeiten ein, die angesehen sind, vielleicht auch verhaßt, aber nicht nur Offiziere des Königs und Beamte, die Vergünstigungen zu vergeben haben.«
    »Aber nächstes Jahr …«
    »Im nächsten Jahr ist der König jenseits von Gut und Böse, dann wird sein Sohn die Verantwortung übernehmen.« Er sah die Zweifel und Ängste auf dem Gesicht des anderen Mannes, von dem man sich erzählte, daß er ein Tyrann war.
    »Ihn einladen, ist es das, was Sie empfehlen?«
    Sillitoe zuckte die Achseln. »Es ist nur ein Vorschlag. Aber ich bin sicher, daß der Premierminister erfreut sein würde.« Er sah, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Es war wie bei einem Duell, wenn man schon dachte, daneben geschossen zu haben und der Gegner dann langsam fiel.
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Sillitoe lächelte. Die Schlacht war fast gewonnen. Freundlich meinte er: »Sie haben die Position erreicht, von der ein Marineoffizier nur träumen kann.« Er zählte die Sekunden.
    »Es würde niemandem etwas nützen, am wenigsten Ihnen, wenn Sie sie jetzt wieder verlieren.«
    »Ich habe niemals jemanden um Protektion gebeten!«
    Sillitoe betrachtete ihn gleichmütig.
Er spricht wie Thomas
Herrick.
Alles, was er sagte,

Weitere Kostenlose Bücher