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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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denke, sie werden Ihnen nichts tun.
    Es klang wie ein Nachruf.
     

Das Entermesser
    Das Haus, das jetzt dem zunehmend stärker werdenden Militär in Kapstadt als Hauptquartier diente, war früher Eigentum eines wohlhabenden holländischen Handelsherren gewesen. Es schmiegte sich an den mächtigen Fuß des Tafelbergs und hatte Blick auf die Bucht, in der die Schiffe und auch die Soldaten auf ihre Befehle warteten.
    Fächer bewegten sich im größten Raum, der zur See hinauslag, hin und her. Über den hohen Fenstern waren Blenden angebracht, doch das reflektierende Licht der See störte trotzdem. Der lachsfarbene Himmel erinnerte an einen frühen Sonnenuntergang, obwohl erst Mittagszeit war. Bolitho bewegte sich in seinem Korbsessel, während der General einen Bericht durchlas, den ihm gerade eine Ordonnanz gebracht hatte.
    Generalmajor Sir Patrick Drummond war groß und kräftig gebaut, sein Gesicht war fast so rot wie sein Uniformrock. Er war während der ersten Zeit des spanischen Krieges ein erfolgreicher Offizier gewesen und auch während vieler anderer weniger wichtiger Feldzüge. Er hatte den Ruf ein »Soldat der Soldaten« zu sein, immer bereit zuzuhören, aber auch immer auf dem Sprung, jeden zurechtzustutzen, der nicht seinen Maßstäben entsprach.
    Bolitho hatte schon einige der Einheiten gesehen, die Drummond zusammenschweißen mußte, wenn er auf den feindlichen Inseln landen wollte. Koste es, was es wolle. Es war keine beneidenswerte Aufgabe.
    Drummond lag halb ausgestreckt im Sessel, seine Füße auf ein kleines Tischchen gelegt. Bolitho stellte fest, daß seine Stiefel schimmerten wie schwarzes Glas. Die prächtigen Sporen waren das Werk eines berühmten Silberschmieds. Drummond blickte auf, als ein Diener den Raum betrat und Wein für den General und seinen Gast einschenkte.
    Bolitho bemerkte: »Wie Sie wissen, sind alle meine Schiffe auf See, und ich erwarte die Ankunft von zwei Briggs.«
    Der General wartete ab, bis der Diener ihm das Glas so hingestellt hatte, daß er es ohne Anstrengung erreichen konnte. »Ich fürchte, daß wir in der Gefahr schweben, Gespenster zu sehen.« Er kratzte eine seiner langen Koteletten, dann fügte er hinzu: »Sie sind ein berühmter und erfolgreicher Marineoffizier, Sir Richard. Das ist doch etwas, wenn einem das ein Stoppelhopser konzediert, nicht wahr? Aber es überrascht mich, daß man Sie hierher geschickt hat. Ein erfahrener Kapitän oder vielleicht ein Kommodore hätten diesen Job auch erledigen können. Es kommt mir vor, als ob man zehn Träger anheuert, um eine Muskete zu tragen!«
    Bolitho kostete den Wein, der köstlich war. Eine Erinnerung blitzte auf: Die Keller in der St. James's Street und Catherine, die eine Bestätigung brauchte, daß der Wein, den sie für ihn kaufte, auch wirklich so gut war, wie der Laden behauptete. Er sagte: »Ich glaube nicht, daß der Feldzug glatt ablaufen wird, wenn es uns nicht gelingt, die feindlichen Seestreitkräfte auszuschalten. Sie werden ihre Basis auf Mauritius haben, aber weitere Stützpunkte auf den kleineren Inseln sind nicht auszuschließen. Wir hätten in Martinique scheitern können, hätte der Feind unsere militärischen Transporte angegriffen.«
    Drummond lächelte trocken: »Ihnen ist es zu verdanken, daß er sich eine blutige Nase geholt hat.«
    »Wir waren damals vorbereitet, heute sind wir es nicht.« Drummond dachte darüber nach. Er runzelte leicht die Stirn, als Geräusche von draußen in diesen langen, schattigen Raum eindrangen. Marschtritte, Pferdehufe und Harnische klapperten, Sergeanten bellten Befehle. »Ich werde wohl Weihnachten hier verbringen, danach müssen wir weitersehen.«
    Bolitho dachte an England. Es würde kalt dort sein, vielleicht würde Schnee liegen, obwohl sie in Cornwall wenig davon abbekamen. Die See vor Pendennis Point würde in Aufruhr sein und mit grauen Brechern um die vertrauten Felsen spülen. Und Catherine … würde sie London vermissen?
Würde sie ihn vermissen?
    Drummond sinnierte: »Wenn Sie mehr Schiffe hätten …« Bolitho lächelte. »So ist es immer, Sir Patrick. Ein Geschwader mit Soldaten und Versorgungsgütern sollte inzwischen auf dem Weg hierher sein.« Er fragte sich, wie sich Keen gefühlt hatte, als er von Zenoria Abschied nehmen mußte. Seinen Breitwimpel als Kommodore zu setzen, mußte ihm nicht schwergefallen zu sein, nach den langen Jahren als Kommandant und Bolithos Flaggkapitän. Wie anders war er doch als Trevenen. Der war draußen auf dem Ozean

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