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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Williams entschloß sich umzukehren, damit wir von dem Zwischenfall Kenntnis bekamen. Sein Steuermann wurde getötet, einige seiner Männer schwer verwundet.«
    Im Raum war es still, so als ob niemand Bolithos Gedanken stören wollte. Später wurde Avery klar, daß Bolitho schon vermutet hatte, was passiert war. Er hatte den Grund für den Angriff geahnt. Bolitho öffnete das Lederetui und fand das Stück Papier. Er hielt es in das Sonnenlicht und erkannte Herricks schwungvolle Handschrift.
Es ist die Tridente, Brigantine, unter brasilianischer Flagge. Aber es ist ein amerikanischer Freibeuter, den ich von früher kenne.
Herrick hatte nicht unterschrieben oder eine andere persönliche Bemerkung hinzugefügt. Er mußte gewußt haben, daß der Angriff ihm galt. Und der trug wieder Barattes Handschrift.
    Drummond fragte: »Was werden Sie unternehmen?«
    »Es gibt wenig zu tun, solange meine Schiffe den Feind nicht aufspüren.«
    »Konteradmiral Herrick war früher Ihr Freund, glaube ich.«
    »Das glaubt Baratte offensichtlich auch.« Er lächelte, sah dabei aber sehr ernst aus. »Er ist mein Freund, Sir Patrick.«
    Drummond blickte auf seine Karten. »Das bedeutet, daß sie mehr über unsere Pläne wissen, als uns lieb sein kann.«
    Bolitho erinnerte sich an Adams Bericht über die große amerikanische Fregatte
Unity.
Ein Zufall? Unwahrscheinlich. Einmischung? Wenn dem so war, könnte das in einen Krieg enden, in dem die Franzosen die englische Blockade durchbrachen und die siegreichen Armeen durch einen unerwarteten Gegner zersplitterten. Er blickte auf, seine Gedanken waren plötzlich klar.
    »Suchen Sie Yovell, ich muß ihm ein paar Befehle diktieren.« Er sah alles kristallklar vor sich. »Ich möchte, daß
Valkyrie
und
Laertes
sofort zurückkehren,
Anemone
patrouilliert alleine weiter. Einer der Schoner soll so schnell wie möglich Trevenen aufspüren. Jenours
Orcadia
und die andere Brigg müssen jeden Tag hier einlaufen.« Er sah sich um, als wäre er in dem Raum eingesperrt. »Ich muß auf See.« Er machte eine Pause, als wäre er von sich selbst überrascht. »Bei nächster Gelegenheit geben wir Nachricht nach Freetown. Ich will James Tyacke hier haben. Wie kürzlich jemand richtig bemerkt hat, bin ich hier der ranghöchste Marineoffizier.« Er blickte in die Schatten, als suche er dort nach den Gesichtern der Verstorbenen. »Vielleicht sind wir keine verschworene Bruderschaft mehr, aber wir werden es Baratte diesmal so besorgen, daß hinterher kein Gefangenenaustausch mehr nötig ist!«
    Nachdem Bolitho und sein Flaggleutnant gegangen waren, dachte der Generalmajor über das nach, was er gerade erlebt hatte. Er war Soldat und nicht nur seiner Meinung nach ein guter. Er hatte nie viel mit der Marine des Königs zu tun gehabt, und wenn, dann war es eher unbefriedigend gewesen. Es gab nichts besseres als die Tradition und die Disziplin der Armee, ganz gleich, welchen Abschaum man ausbilden und ihm dann vorstehen mußte. Nur die Ehre des Regimentes zählte.
    Er hatte von Bolithos Verhalten in England gehört, wo seine Affäre mit der Somervell die bessere Gesellschaft gegen ihn eingenommen hatte. Er hatte auch vom Mut der Lady nach dem Verlust der
Golden Plover
auf dem Riff gehört.
    Bolithos Charisma hatte er eben selber fühlen können, hatte das Feuer in diesem Mann gespürt, die Sorge um seinen Freund, der vielleicht einer seiner Auserwählten gewesen war.
    Später an diesem Tag, als Yovell schließlich seine Feder weggelegt hatte, Avery die Befehle zum Schoner brachte und Ozzard leise summend den Tisch zum Dinner deckte, überdachte Bolitho sein Vorgehen. Ungestüm, ja; gefährlich, vielleicht. Aber es gab keine andere Wahl. Er blickte sich um. Herricks Teleskop, das am Fenster lag, glänzte hell im Kerzenlicht. Es war wie eine ständige Erinnerung – wenn denn eine notwendig war.
    Laut sagte er: »Keine Angst, Thomas, ich werde dich finden, und dann wird es zwischen uns kein böses Blut mehr geben.«
    Unter dichtgeholten Marssegeln und Fock schwebte Seiner Britannischen Majestät Fregatte
Anemone
scheinbar schwerelos über das tiefblaue Wasser, ihr Spiegelbild wurde von der langen ozeanischen Dünung kaum gestört.
    In seiner Kutsche hatte Kapitän Adam Bolitho neben den Überresten seines späten Mittagsmahles eine Karte vor sich. Während er sie studierte, verfolgte er mit einem Ohr die Geräusche an Deck.
    Es war jetzt eine Woche her, daß der Schoner aus Kapstadt und die
Valkyrie
nebst der
Laertes
ihn

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