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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mit seiner mächtigen
Valkyrie,
die anderen Fregatten querab versetzt auf jeder Seite, damit der Suchstreifen nach übelwollenden Schiffen so breit wie möglich war. Für ein schwerfälliges Handelsschiff gab es keinen Unterschied zwischen Kriegsschiff oder Pirat.
    Drummond läutete mit einem Glöckchen. Der Diener erschien wieder und füllte die Gläser neu. Er blickte an ihm vorbei durch die Tür und bellte: »Kommen Sie rein, Rupert! Flattern Sie nicht da draußen herum!«
    Rupert war der Major, den Bolitho schon getroffen hatte. Er schien Drummonds rechte Hand zu sein, eine Art Mischung aus Keen und Avery.
    »Was ist, Mann?« Drummond machte eine Handbewegung in Richtung des Dieners. »Noch eine Flasche! Aber plötzlich!«
    Der Major blickte Bolitho an und lächelte kurz. »Der Beobachtungsposten hat ein weiteres Schiff gesichtet, Sir.« Drummonds Glas verharrte auf halbem Wege in der Luft.
    »Und? Spucken Sie's aus! Ich bin kein Gedankenleser, und Sir Richard ist kein feindlicher Spion.«
    Bolitho unterdrückte ein Grinsen. Es mußte nicht leicht sein, unter Drummond zu dienen.
    »Es ist die
Prince Henry,
Sir.«
    Drummond erstarrte. »Der verdammte Sträflingseimer? Man erwartet ihn nicht in Kapstadt, das würde ich wissen.«
    Bolitho sagte ruhig: »Ich war in Freetown, als sie ankerauf ging. Sie sollte inzwischen gut im Indischen Ozean stehen.«
    Die anderen blickten ihn unsicher an. Bolitho sagte: »Mein Flaggleutnant soll das bitte untersuchen und mir dann Bericht erstatten. Der Wein ist zu gut, als daß ich jetzt gehen möchte.« Er hoffte, daß die lässige Bemerkung seine Besorgnis überspielte. Was war passiert? Die Transporter verschwendeten niemals Zeit. Vollgepackt mit Kriminellen, konnte sich kein Skipper über irgend etwas sicher sein.
    Drummond stand auf und rollte ein paar Karten auf seinem Tisch aus. »Wir können die Zeit überbrücken, indem ich Ihnen zeige, was wir auf Mauritius vorhaben. Allerdings brauche ich dafür ein Minimum an guter Infanterie – und die meisten meiner Männer sind kaum ausgebildet. Der Eiserne Herzog sichert sich die Eliteregimenter für Spanien, verdammt sei er!« Aber in seiner Stimme klang Bewunderung mit.
    Es dauerte fast eine Stunde, ehe Avery und der gestreßte Major zur Berichterstattung erschienen.
    Avery meldete: »Es ist tatsächlich die
Prince Henry,
Sir Richard. Sie bittet mit einem Flaggensignal um medizinische Hilfe.«
    Der Major fügte hinzu: »Ich habe den Feldscher informiert, Sir.«
    Avery blickte Bolitho an. »Der diensthabende Kapitän ist auch benachrichtigt, die Wachboote warten bereits.« Sein Gesicht war unbewegt, aber Bolitho wußte, was er dachte. Medizinische Hilfe konnte bedeuten, daß eine schreckliche Seuche an Bord ausgebrochen war. So etwas war nicht ungewöhnlich. Sollte die Krankheit auf die überfüllten Armeelager der Garnison übergreifen, würde sie wie ein Steppenbrand wüten.
    Der General ging zum Fenster, zog die Blende zur Seite und griff dann nach dem Messingteleskop.
    »Sie dreht auf. Der Wachoffizier hat ihr einen Ankerplatz zugewiesen.« Er stellte das Fernglas sorgfältig ein. »Wie es aussieht, ist sie beschossen worden!« Er gab Bolitho das Fernglas und befahl scharf: »Reiten Sie sofort zum Hafen, Rupert. Wenn Sie wollen, können Sie mein Pferd nehmen.
    Schicken Sie Männer rüber, falls es Ärger geben sollte!« Als sich die Tür geschlossen hatte, knurrte Drummond ärgerlich: »Ich habe das 58th Regiment of Foot hier, aber der Rest? Landwehr und die York Füsiliers. Ihr Konvoi sollte besser bald erscheinen!«
    Als er aus dem Fenster blickte, sah Bolitho, daß der Transporter geankert hatte und schon von Wachbooten und Wasserleichtern umgeben war. Die anderen Hafenboote blieben auf sichere Distanz. Warum griff ein Kriegsschiff oder ein Freibeuter einen alten Transporter voller Sträflinge an? Das war, als ob man in eine Schlangengrube griff. Er berührte sein Auge, als ein Sonnenstrahl wie eine glühende Kohle hineinfiel.
    Am späten Nachmittag kam Avery zum Hauptquartier zurück. Er legte ein ledernes Teleskopetui auf den Tisch. »Das wurde in der Kabine gefunden, Sir Richard.«
    Bolitho nahm es in die Hand und dachte an Herricks sterbende Frau, die von Catherine gepflegt worden war. Avery beobachtete ihn. »Die
Prince Henry
ist von bewaffneten Männern unter dem Kommando eines französischen Leutnants geentert worden. Sie nahmen Konteradmiral Herrick gefangen, dann durfte das Schiff seine Reise fortsetzen. Kapitän

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