Daemmerung ueber der See
erkennen, als sie versuchte, vor dem Wind zu entkommen.
»Sie zeigt keine Flagge, Sir.«
Adam befeuchtete seine Lippen und schmeckte das Salz.
»Das wird sie bald tun. So oder so!«
Er blickte Martin scharf an. »Bald werden sie sehen, wer wir sind, Aubrey.«
Dem Leutnant stockte unter dem Blick fast der Atem, dann fuhr Adam fort: »Sie haben fast meine Figur, nicht wahr?« Er grinste, als ob alles ein toller Witz wäre. »Wir werden die Jacken tauschen. Sie werden kurzzeitig zum Kapitän befördert.«
Verwundert schlüpfte Martin in den angebotenen Rock mit den vom Seewasser angelaufenen Epauletten. Adam nahm die Jacke des Leutnants mit den weißen Aufschlägen.
»Sehr gut.«
Die Männer am Ruder und der Besanschot sahen erstaunt zu.
Adam packte seinen Ärmel. »Ich vertraue Ihnen, Aubrey, aber ich muß mich selbst drüben umsehen.« Er wurde wieder förmlich, sogar kurz angebunden. »Wir werden ein Enterkommando hinüberschicken. Suchen Sie gute Männer aus, auch Seesoldaten. Sergeant Deacon wäre richtig.« Er drehte sich um, als sein Bootssteuerer George Starr mit dem kurzen Kampfdegen über das Deck kam. »Den nehme ich mit.« Er blickte in Starrs ausdrucksloses Gesicht. Kein Allday, aber gut.
Später, als sie auf die Brigg hinunterstießen, befahl Adam: »Lassen Sie das Signal zum Beidrehen setzen, Mr. Dunwoody. Sollte sie darauf nicht reagieren, dann möchte der Stückmeister so freundlich sein, eines der Jagdgeschütze mit eigener Hand zu richten!«
Martin war wieder an seiner Seite und wirkte besorgt.
»Falls die nun das Enterkommando zurückschlagen, Sir?«
»Dann werden Sie sie beschießen, Sir!«
»Wenn Sie an Bord sind, Sir?« Er sah schockiert aus.
Adam sah ihn ernst an, dann klopfte er ihm auf eine der Epauletten. »Was soll sein? Dann werden Sie vielleicht früher als gedacht Kommandant.«
»Keine Bestätigung, Sir.«
»Fallen Sie einen Strich ab, Mr. Partridge.« Adam sah das andere Schiff im Durcheinander der Takelage erscheinen, als das Ruder gelegt wurde. Das würde dem Buggeschütz die Sache erleichtern. Trotzdem würde es kein einfacher Schuß sein. Er sah, wie sich das Sonnenlicht in den Heckfenstern der Brigg und den Ferngläsern reflektierte. Ein schnelles kleines Schiff. Er lächelte. Nicht schnell genug.
»Sobald Ziel aufgefaßt ist!« Ayres, der grauhaarige Stückmeister de r
Anemone,
konnte ihn hören, sah aber, daß die Hand seines jungen Kommandanten nach unten schoß.
Der Abschuß des Achtzehnpfünders ließ die Spanten wie unter einem Volltreffer erzittern.
Ayres erhob sich mühsam neben der rauchenden Kanone und bedeckte seine Augen, als die Kugel durch den Besan der Brigg fetzte. Sie hinterließ ein dunkles Loch. Er war zu alt für diese Arbeit, aber sogar seine Offiziere würden es nicht wagen, ihm das zu sagen.
Gedämpfte Hochrufe erklangen. Adam sah, daß eine Flagge an der Gaffel des anderen Schiffes ausbrach.
Einer der Leutnants stöhnte: »Ein verdammter Yankee! Nach all dem Glück!«
»Sie kürzt Segel und dreht bei, Sir!«
Adam bemerkte kühl: »Würden Sie es nicht tun?«
Er ballte die Faust. »Beidrehen! Den Kutter aussetzen!« Er sah Martin bedeutsam an. »Sie wissen, was zu tun ist. Beobachten Sie alles mit dem Fernglas.« Er wandte sich an den Signalfähnrich. »Sie kommen mit mir.« Dann drehte die Fregatte in den Wind. Auf den Rahen kürzten die Matrosen die Segel, so schnell und sauber wie jede andere Mannschaft. Adam erinnerte sich an die Bemerkung des Kommandanten der
Unity,
die er über
Anemones
halbausgebildete Mannschaft gemacht hatte. Sollten sie sich wiederbegegnen, würde er sie nicht noch einmal äußern.
Als das Boot ablegte, sah er viele seiner Männer aus den Wanten und dem Laufgang herabblicken. Die Ruderer bemühten sich, das Boot unter Kontrolle zu bringen. Die meisten würden nicht wissen, was vorging, schon gar nicht, warum ihr Kommandant den Rock eines Untergebenen trug. Der Wind war auf ihrer Seite, und die Matrosen legten sich in die Riemen. Bald konnten sie die Brigg deutlich erkennen und den Namen an ihrem Heck:
Eaglet
.
»Sie haben eine Leiter gefiert, Sir.« Dunwoody lehnte sich vor, den Dolch zwischen die Knie geklemmt. Er klang rauh, aber nicht ängstlich. Genau wie Martin schien er zu denken, daß man sie als Geiseln an Bord nehmen könnte.
Adam stand in dem schwankenden Boot und rief durch die an den Mund gelegten Hände: »Ich werde an Bord kommen! Im Namen des Königs!«
Er hörte ein paar unterdrückte Rufe,
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