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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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leise gesagt: »Dies Schiff ist alles, was ich habe.«
    Das hätte Adam nach einem Kriegsgericht auch gedacht, hätte man ihm aufgrund seines Vorgehens die
Anemone
weggenommen. Der Gedanke daran ließ jede Sympathie schwinden.
    »Signalisieren Sie dem Schiff, Mr. Dunwoody. Ich benötige ein Prisenkommando. Mr. Lewis kann den Vizeadmiral unterrichten.« Er blickte den Skipper an. »Danach werden wir weitersehen.« Ein Boot legte aus
Anemones
Schatten ab. Das gab ihm Zeit, in Ruhe seine weiteren Schritte zu überlegen, so wie er es von seinem Onkel gelernt hatte. Sergeant Deacon trat den zusammengekrümmten Bootsmann mit dem Stiefel. »Was ist mit diesem Schwein?«
    »Legen Sie ihn in Eisen, und schicken Sie ihn mit dem Kutter hinüber.«
    Der amerikanische Skipper meinte: »Für einen einfachen Leutnant maßen Sie sich eine Menge Entscheidungsfreiheit an!«
    »Ich habe gelogen. Ich kommandiere die
Anemone.
Kapitän Adam Bolitho, zu Ihren Diensten.«
    Er sah die Verzweiflung in den Augen des anderen Mannes und knurrte kalt: »Sagen Sie mir Ihren wahren Bestimmungsort, Kapitän Tobias. Wären Sie ein Feind, würde ich Ihr Schweigen respektieren, aber jeder, der unter dem Deckmantel der Neutralität meinem Land zu schaden versucht, kann keine Gnade von mir erwarten.«
    Er hörte die Rufe vom anderen Langboot und sah, wie der Mann mit sich kämpfte. Der Bootsmann brüllte: »Sagen Sie es ihm, Sie feiger Hund! Ich werde nicht für Sie nach der Flöte des Henkers tanzen!« Er bäumte sich auf, als die Marines ihm Fußfesseln anlegten. »Es ist eine Insel mit dem Namen Lorraine! Dahin geht's!«
    Adam blickte den Skipper an und sah, wie er zusammensackte. »Kapitän Tobias, Sie haben Ihre Chance vertan. Schade.« Mehr Männer schwärmten über das Deck aus, und scharf befahl er: »Nehmt ihn auch mit!«
    Adam sah Lewis, der sich mit schiefem Hut durch die Menge schob. »Entwaffnen Sie diese Männer und lassen Sie sie ständig von den Seesoldaten bewachen!«
    Er blickte auf das sich entfernende Boot und wandte sich ab. Er konnte es nicht ertragen, wie Tobias seinem eben verlorenen Schiff nachblickte.
    »Sie segeln nach Kapstadt und berichten meinem Onkel. Ich gebe Ihnen Befehle mit. Können Sie das ausführen?«
    Er sah, daß Starr den Sergeanten anstieß. Sie wußten natürlich, daß Lewis Prisenkapitän wurde, weil er von den drei Leutnants der Fregatte der unfähigste war.
    »Aye, aye, Sir!«
    »Hören Sie auf Deacons Ratschläge. Er war früher bei einem Sklavenaufstand dabei, er weiß, wie man sich zu verhalten hat.«
    Er legte seine Hand auf die Schulter des Fähnrichs. »Lorraine Islands, Mr. Dunwoody. Ein unwirtlicher Ort, aber nicht weit von Mauritius oder Bourbon. Ich hätte alleine darauf kommen sollen. Ohne Sie …« Er schüttelte ihn leicht. »Nun, denken wir nicht daran, wir kehren zurück auf das Schiff.«
    Die Mannschaft der Brigg wurde entwaffnet und in Wachen eingeteilt. Es gab keinen Widerstand mehr.
    Zurück an Bord der
Anemone,
verlor Adam keine Zeit mit viel Erklärungen an Martin, Dacre, den Zweiten und natürlich den Segelmeister Old Partridge.
    »Sie hat genug Nachschubgüter für ein wesentlich größeres Schiff an Bord, bei einer gründlichen Durchsuchung wären wir vermutlich noch auf andere Beweise gestoßen. Mein Sekretär soll Befehle für Mr. Lewis schreiben. Danach liegt es an uns!«
    Martin stöhnte: »Es kann Wochen dauern, ehe er unser Schiff findet, Sir!«
    Adam blickte in die angespannten Gesichter und lächelte leicht. »Aber wirklich, Aubrey, haben Sie gehört, daß ich etwas von Abwarten gesagt hätte?« Er sah, daß Starr mit dem Entermesser in der Hand nach achtern ging. »Es hing an dieser einfachen Klinge und der schnellen Auffassungsgabe von Fähnrich Dunwoody …« Er grinste plötzlich. »Aber wir haben Probleme genug. Also, auf geht's!«
    Partridge unterdrückte ein Grinsen. Es war, als ob sein Onkel zu ihnen sprach.
     

Vertrauen
    Old Partridge lehnte an der weißgestrichenen Holzwand und beobachtete seinen Kapitän und die Leutnants beim Kartenstudium. Draußen war finstere Nacht, der Himmel war bedeckt mit Millionen Sternen. Einige waren so groß, daß sie gleich über der schaukelnden Mastspitze zu stehen schienen, andere so schwach und weit, daß sie auch zu einem fernen Planetensystem gehören konnten.
    Das Schiff segelte unter stark gerefften Marssegeln, den Stagfocks und dem Besan. Es bewegte sich unruhig, aber stetig, nach Nordosten. Morgen würde es zwei Tage her

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