Daemmerung ueber der See
stehen, seine schrecklichen Narben voll im Sonnenschein.
»Das ist
Krieg
, meine Freunde, ohne Gnade, ohne Pardon, bis es vorbei ist.«
Jemand schrie im Todeskampf. Tyacke wandte sich ab. Niemand sprach.
Vielleicht hatten sie sich alle dort drüben sterben sehen.
Catherine
Sir Paul Sillitoe saß an einem kleinen Tisch vor einem seiner Schlafzimmerfenster. Er schüttelte sich, als eine weitere Regenbö wie Hagel gegen das Glas prasselte. Sein Frühstück war einfach, aber eine Zeit der Muße, während der er sich auf den Tag vorbereiten konnte. Mitteilungen und Zeitungen waren in einer speziellen Anordnung von seinem Kammerdiener Guthrie aufgestapelt worden, die sich sein Herr dann auf einem ausrangierten Notenständer zur Lektüre zurechtlegte.
Er blickte auf die Themse, die direkt unter dem Haus verlief, das im eleganten Teil von Chiswick Reach lag. Es herrschte auflaufendes Wasser, und bei dem Wetter konnte man heute mit einem ziemlichen Hochwasser rechnen.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Seite mit den auswärtigen Angelegenheiten zu, dem kleinen Artikel über bevorstehende militärische Aktivitäten im Indischen Ozean. Sie konnten kein weiteres Jahr warten. Hielt Napoleon seine Verteidigungslinien noch länger, mußte Wellington ein weiteres Jahr dem Konflikt standhalten. So konnte es nicht weitergehen. Er griff nach einem Biskuit, das Guthrie bereits mit Sirup beträufelt hatte, einer kindischen Marotte seines Herren folgend.
Dann war da der Prince of Wales. Scharf darauf, den Platz seines Vaters einzunehmen, aber noch immer auf die Hilfe derjenigen angewiesen, die die Geisteskrankheit des Königs eher als ihren Schutz denn als Bedrohung ansahen.
Sillitoe wischte sich die Finger ab und goß sich Kaffee nach. Das war der schönste Teil des Tages. Allein zu sein und denken und planen zu können. Irritiert blickte er von seinen Papieren auf, als er eine Kutsche vorfahren hörte. Niemand, der ihn gut kannte, würde es wagen, ihn in dieser geheiligten Stunde zu stören. Er läutete eine kleine Glocke, und unverzüglich erschien einer seiner kräftigen Diener in der Tür.
»Schicken Sie ihn weg, wer immer es sein mag!« Der Mann nickte und verließ das Zimmer.
Sillitoe vertiefte sich wieder in die Lektüre und fragte sich kurz, wie Richard Bolitho wohl mit den Armeeoffizieren klarkam. Wie konnte ein Mann sein Leben nur der See verschreiben? So wie der arme Collingwood, der auf der anstrengenden Mittelmeerstation ununterbrochen seit 1803 Dienst tat. Warum verabscheute ihn der König so stark, daß er ihm keine Möglichkeit gab, nach Hause zu kommen? Er hatte sogar Collingwoods Beförderung zum Volladmiral verhindert, obwohl er zehn Jahre älter war als sein Freund und Vorgesetzter Horatio Nelson. Man sagte, daß er im Sterben lag. Keine Belohnung nach all den Jahren.
Der Diener trat wieder ein. Sillitoe sagte kurz: »Ich habe die Kutsche nicht wieder abfahren hören!« Es klang wie eine Anschuldigung. Der Mann sah ihn ungerührt an. Er kannte die scharfe Zunge seines Herren, die gnadenlos sein konnte, wenn es die Situation erforderte. Der Diener räusperte sich.
»Es ist eine Dame, Sir Paul. Sie besteht darauf, vorgelassen zu werden.«
Sillitoe packte die Papiere zur Seite. Der Morgen war verdorben. »So, will sie das? Wir werden sehen.«
»Es ist Lady Somervell, Sir Paul.« Es war das erste Mal, daß er seinen Herren völlig überrascht sah. Sillitoe streckte die Arme nach hinten, damit ihm sein Kammerdiener den Überrock hinhalten konnte; sein Kopf beschäftigte sich noch immer mit der Neuigkeit. »Führen Sie sie in ein Zimmer mit warmem Feuer. Meine beste Empfehlung an Ihre Ladyschaft, ich werde ihr unverzüglich zur Verfügung stehen.«
Es ergab keinen Sinn. Sie hatte ihn nie auch nur im geringsten ermuntert, und das hatte ihn mehr als alles andere aufgebracht. Es mußte Ärger gegeben haben. Es konnte nichts mit Bolitho zu tun haben, da war er sicher, denn sonst hätte irgend jemand den Kopf dafür hinhalten müssen, wäre er nicht als erster informiert worden. Er musterte sich im Spiegel und versuchte, sich zu beruhigen.
Sie wollte ihn sehen, mußte ihn sehen. Er sah sich lächeln. Eine Täuschung.
Sie saß neben dem eben entzündeten Kaminfeuer in einem der Zimmer, die sich an Sillitoes umfangreiche Bibliothek anschlössen.
In Sekundenschnelle nahm Sillitoe das Bild in sich auf. Sie trug einen langen grünen Mantel, die pelzbesetzte Kapuze war zurückgeschlagen. Das hochgesteckte
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