Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
Stapeln von Druckerpatronen und illegal kopierten Software-Paketen. Ein längst vergessenes CAT- 5-Kabel kam aus der Rückseite des Rechners, schlängelte sich hinter Stapeln von Kartons, die wiederum Kartons enthielten, dahin und endete schließlich in einer Fast-Ethernet-Buchse gleich neben einer überfrachteten Steckdose – beides verdeckt durch Kisten mit kommunistischen Propagandabroschüren, die eigens als Requisiten für westliche Themenrestaurants gedruckt worden waren. Der Ethernet-Anschluss führte ins Netzwerkder Firma, das wiederum zum Webserver der Firma führte, der seinerseits in die Welt hinausführte.
    Das Gebläse des Rechners rauschte, während er über RSS jede Minute den Inhalt der immer gleichen 400   Websites scannte. Und genau um null Uhr siebzehn, Greenwich-Zeit, hörte der Computer damit auf.
    Seine Festplatte sprang mühlend an und begann fieberhaft zu tackern – um Datenpakete an Hunderte von I P-Adressen zu senden, ehe sie digitalen Suizid beging, indem sie sich selbst löschte.
    Ein weiteres Daemon-Ereignis war ausgelöst.


    34   Sacculina
    «Was zum Teufel hat es mit diesen Zahlen auf sich?» Russell Vanowen jr. sah von den Gewinn- und Verlustrechnungen in seiner Finanzübersicht auf. Er blickte unwirsch den langen Nussbaumtisch seines holzgetäfelten Boardrooms entlang. Die vertrauten Gesichter von zwei Dutzend Leland-Boardmitgliedern und leitenden Managern blickten zurück. «Hier habe ich sieben Abteilungen, die ihr Budget überziehen, nur die IT ist im Limit. Was ist da los, Herrgott nochmal? Warum habe ich dazu keine näheren Erklärungen vorliegen?»
    Harris Brieknewcz, der Chief Financial Officer, schüttelte langsam den Kopf. «Russ, um es gleich zu sagen, diese Zahlen sind falsch.»
    «Falsch? Was heißt falsch?»
    «Falsch heißt nicht richtig. Hier, schauen Sie   …» Er schob eine offene Mappe über den Tisch. Andere Anwesende gaben sie an Vanowen weiter. «Das sind die Zahlen, die uns unsere Offline-Systeme liefern.»
    «Was soll das, Harris –
Tabellenblätter
? Sie geben mir Tabellenblätter? Warum habe ich fünfzig Millionen Dollar für ein Echtzeit-Buchhaltungssystem ausgegeben, wenn wir ebenso gut Tabellenblätter benutzen können?»
    «Das Buchhaltungssystem liefert falsche Ergebnisse. Sachen werden auf die falschen Cost-Center verbucht.»
    «Vergessen Sie die Cost-Center – wir liegen diesen Monat sechzig Millionen Dollar über Budget. Wie Sie die Posten herumschieben, ist doch egal. Die Summe bleibt die gleiche.»
    «Ja, aber die Beträge werden nicht auf die richtigen Cost-Center verbucht   –»
    «Tja, dann pfuschen Ihre Leute eben bei der Dateneingabe   –»
    «Sie pfuschen nicht bei der Dateneingabe, Russ. Dass wir diesen Monat sechzig Millionen Dollar über den Vorgaben liegen, kommt nicht von Tippfehlern. Ich habe meine Leute diese Aufstellung machen lassen, weil   –»
    «Warum erfahre ich erst jetzt davon?»
    Brieknewcz schwieg einen Moment, rüstete sich innerlich und sagte dann: «Sie haben nicht früher davon erfahren, weil Lindhurst mir gesagt hat, sie würden es in den Griff kriegen. Es ist sein Zuständigkeitsbereich, nicht meiner. Das Buchhaltungssystem ist Sache der IT.»
    Milton Hewitt, der Leiter der Brokerage-Abteilung, beugte sich vor. «Er hat recht, Russ. Unsere Cost-Center sind diesen Monat unter Budget geblieben, und wir haben die Ertragserwartungen übertroffen. Aber die Aufstellungen, die aus dem Buchhaltungssystem kommen, stimmen alle nicht.»
    Mehrere andere äußerten Zustimmung.
    Vanowen warf die Hände empor. «Herrgott im Himmel   … Wo ist Lindhurst?»
    Alle sahen sich theatralisch um. Sie wussten, er war nicht da. Wieder mal.
    Vanowen ließ seine lederne Unterlagenmappe mit einem dumpfen Schlag auf den Tisch fallen. «Verdammt nochmal! Janice!»
    Die körperlose Stimme seiner Sekretärin kam von irgendwo auf den Stühlen an der Wand. «Ja, Russ.»
    «Ist Lindhurst heute im Hause? Wurde er an das Meeting erinnert? Das monatliche
Board-Meeting

    «Ich habe seinen Terminkalender überprüft. Er müsste da sein. Ich habe ihn heute Morgen angerufen.»
    «Und was hat er gesagt?»
    «Anrufbeantworter. Ich habe drei Nachrichten hinterlassen. Und ihm eine E-Mail geschickt.»
    «Verdammt! Haben Sie es auf seinem Handy probiert?»
    «Mailbox. Auf seinem Privat- und seinem Autotelefon ebenfalls.»
    Chris Hempers, der leitende Geschäftsführer, streckte den Finger, um auf sich aufmerksam zu machen.

Weitere Kostenlose Bücher