Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
rätselhaften Mustern und gedruckten Leiterbahnen überzogen. «Man sollte doch meinen, sie müssten sich Fotoausweise leisten können.»
    «Das ist kein Ausweis. Es ist ein Biometrie-Trainingsmarker.» Ross zeigte an die Decke.
    Merritt sah kleine Kameras, die sich den ganzen Korridor entlangzogen.
    «Ihre Bewegungsmuster werden gespeichert, Roy. Das Sicherheitssystem lernt, Sie an Ihrem Gang und Ihren Gesichtszügen zu erkennen.»
    Merritt beäugte die Kameras argwöhnisch.
    Sie kamen ans Ende des Korridors, wo ihnen eine Tür aus durchsichtigem Panzerglas den Weg versperrte. Diesseits wie jenseits der Tür standen Sicherheitsposten mit schussbereiter Waffe. Einer von ihnen nahm Merritt den Trainigsmarker wieder ab.
    «Danke, Agent Merritt. Sie sind Sicherheitsstufe 2.   Bitte beachten Sie die Warnhinweise. Dies ist eine Zone letaler Gewaltanwendung.»
    «Danke.»
    Die Tür glitt auf, und plötzlich drangen lautes Stimmengewirr und das Klappern von Tastaturen auf den Gang heraus.
    Ross führte Merritt in einen hohen, etwa zwanzig mal zwanzig Meter großen Raum, ehedem vermutlich ein Lager für schweres Gerät – über ihnen verliefen noch Laufkatzenschienen. Jetzt befand sich hier eine moderne, offene Bürolandschaft mit jeweils fünf bis sechs Workstations an einer Insel aus Tischen. Der Raum war voll mit jungen Männern vonAnfang bis Mitte zwanzig, die allesamt Headsets trugen und unter lautem Johlen und Brüllen 3 D-Computerspiele spielten. Bunte computergenerierte Szenerien füllten die Zwanzig-Zoll-Flachbildschirme. Alles in allem – eine lebhafte LA N-Party .
    Merritt starrte verblüfft auf das seltsame Bild. «Was ist das?»
    «Die Gaming-Arena. Wir haben Top-Nachwuchsleute von staatlichen und privaten Nachrichtendiensten hier, um sie
The Gate
,
Over the Rhine
und noch ein halbes Dutzend andere Computerspiele spielen zu lassen.»
    Merritt überflog die Gesichter. «Eine Horde College-Kids. Die suchen den Daemon?»
    Ross nickte. «Kommen Sie mit.» Er führte Merritt zu einem breiten Tisch, auf dem Stapel von großen, farbigen Karten lagen. Ein Großformat-Farbdrucker spuckte gerade ein weiteres Exemplar aus. «Das sind Level-Maps, die wir im Netz gefunden haben. Die hier ist eine Custom-Map für
Over the Rhine
. Die da drüben ist der Grundriss eines Schlosses aus
The Gate
. Daemon-Gruppen erstellen diese Maps als Operations- und Trainingsbasen. Die interessantesten sind verschlüsselt – aber Natalies Krypto-Leute verschaffen uns da ziemlich schnell Zugang. Wir haben einige Maps gefunden, die Gebäuden in der realen Welt entsprechen, und ganz riesige, die real existierende Straßenzüge wiedergeben. Unsere Teams spüren die Maps auf und erkunden sie – notfalls gewaltsam. Wir versuchen, den Zweck der Map zu ergründen und dann schließlich die Gruppe zu unterwandern.»
    Merritt studierte den Grundriss mit taktisch geschultem Blick. «Schon Erfolg gehabt?»
    «Noch nicht. Es ist richtig frustrierend. Wir sind immer auf der Suche nach den Rekrutierungsavataren des Daemon –der wichtigste ist Heinrich Boerner in
OTR
.» Ross nahm einen Farb-Screenshot von einer Magnettafel. «Hier ist sein Steckbrieffoto.»
    Merritt sah auf das Bild. Es zeigte Heinrich Boerner mitten in einer Ansprache, eine lange Zigarettenspitze im Mundwinkel. Irgendein Task-Force-Witzbold hatte in großen roten Lettern «WANTED» darübergeschrieben. «Sie jagen einen Zeichentrickfilm-Nazi.»
    «Lachen Sie nicht. Die echten sind wenigstens sterblich.»
    Merritt warf das Bild auf den Stapel. «Und wer bildet diese ganzen Gruppen?»
    «Die Unzufriedenen, die Perspektivlosen, die Entwurzelten und Verbitterten. Weltweit.»
    «Das sind ja einige.» Merritt ließ den Blick wieder durch den Raum schweifen und begriff zum ersten Mal, dass die Welt sich wirklich verändert hatte – dass sich eine Linie durch die Gesellschaft zog und die Zukunft eines jeden davon abhing, auf welcher Seite der Linie er stand. Noch nie war ihm so klar gewesen, dass Technologiebeherrschung ein Survival-Skill war. «Es sieht ganz schön schlimm aus, was?»
    «Das könnte sich jetzt ändern, Roy. Dank Ihres Mitbringsels. Kommen Sie, im Labor warten sie schon auf uns.» Ross führte Merritt durch den Raum und das Stimmenchaos.
    «Verdammt, beiß ins Gras, du hinterlistiges Arschloch!»
    «Verpass ihm einen Feuerball!»
    «Gib mir Deckung!»
    Sie gingen auf eine Stahltür zu, die zwei weitere bewaffnete Posten in Korr-Security-Uniformen flankierten. Eine rote Linie

Weitere Kostenlose Bücher