DAEMON
nur Akademiker hatten. Aber er sah nicht auf Mosely herab – im Gegenteil. Er schien Mosely als jemanden zu betrachten, der sozial über ihm stand.
Mosely straffte sich. «Ich bin der Streiter des Daemon.»
«Dann wird Ihrem Sohn alles offenstehen, was im Bereich seiner Fähigkeiten liegt.»
Mosely nickte. «Das ist das Höchste, was man erwarten kann.»
Mosely zog seine Uniform zurecht, machte auf dem Absatz kehrt und ging zu dem wartenden Wagen. Was die Zukunft für ihn selbst bereithielt, wusste Mosely nicht.
Aber er stellte sich diese Rasenflächen hier in einigen Jahren vor – voller Menschen. Mosely sah im Geist die hoffnungserfüllten Gesichter. Darunter auch das seines Sohnes.
42 G eb ä ude 29
Die Alameda Naval Air Station war ein Relikt aus dem Kalten Krieg – ein stummes Zeugnis dessen, was ein praktisch unbeschränkter Militäretat vermochte. Gleich gegenüber von San Francisco in der Bay gelegen, okkupierte der Marinefliegerstützpunkt Grund und Boden im Wert von Milliarden. Eine vor sich hin alternde Ansammlung von Kasernen, Hangars, Kaianlagen, Verwaltungsgebäuden, Kraftwerken, Start- und Landebahnen, Kinos, Lagerhäusern und ein paar obskuren Forschungs- und Entwicklungsanlagen wuchs aus einer Beton- und Asphaltwüste, die die gesamte Nordhälfte der Insel bedeckte. Hier brauchte man einen Presslufthammer, nur um Geranien zu pflanzen.
Der Stützpunkt war in den 1990er Jahren stillgelegt worden, und seither war die Stadt Oakland mit der Frage beschäftigt, was daraus werden sollte. Nur eine kurze Fährüberfahrt vom Zentrum entfernt, war die Basis theoretisch traumhaftes Bauland. Luxus-Apartmentkomplexe, Einkaufs- und Entertainment-Plazas bevölkerten Dutzende Planvorlagen, die in Aktenschränken vermoderten, während die Stadt mit Bodentoxizitäts- und Asbeststudien rang – Folgeprobleme jahrzehntelanger militärischer Aktivität, die weder Bestimmungen noch Restriktionen unterlag.
Die Basis war im Großen und Ganzen unverändert – abgesehen von der einen oder anderen Filmproduktions- oder Baufirma, die hier Hangarraum anmietete. Wo einst Marinejets nachgerüstet worden waren, saßen jetzt Graphikermit Nasenringen unter gigantisch hohen, betonverstärkten Hallendecken. Die Start- und Landebahnen wurden allenfalls von Modellauto- und -flugzeugfans benutzt. Gleich in der Nähe lagen der außer Dienst gestellte Flugzeugträger US S-Hood und eine Flottille eingemotteter Marine-Transportschiffe. Es war, als ob die Matrosen und Piloten einfach eines Tages verschwunden wären und alles stehen- und liegengelassen hätten.
Jon Ross blickte über das weite Vorfeld einer Start- und Landebahn und stellte sich vor, wie es hier vor vierzig Jahren gewesen sein musste, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Als Amerika der Feind gewesen war.
Er schirmte die Augen gegen die Sonne ab und verfolgte den Anflug eines zivilen Bell Jet Rangers tief über die fernen Hangars. Der Hubschrauber steuerte genau auf ihn zu – und auf Gebäude 29.
Gebäude 29 stand am äußersten Ende des Pistenvorfelds, auf einem aus Deponiegut aufgeschütteten Streifen Land, der in die Bay hinausragte. Eine Viertelmeile um das Gebäude herum war gar nichts – nur Betonflächen, Marschland und offenes Wasser. Das Gebäude selbst war fensterlos, lang und schmal. Ein Bunker aus Schwerbeton. Es sah aus, als wäre es darauf ausgelegt, einem direkten Treffer durch eine 5-Zentnerbombe standzuhalten – was es auch war.
Der Hubschrauber ging immer tiefer, nahm dann die Nase hoch und überflog einen durch Betonpfeiler verstärkten Natodrahtzaun, der den Zugang zu der Landzunge abriegelte. Wachleute patrouillierten am Zaun, der großzügig mit Schildern mit der Aufschrift
«Warnung – Radonkontamination»
bestückt war.
Der Hubschrauber flog noch hundert Meter weiter und setzte dann etwa dreißig Meter von Ross entfernt auf einer unkrautstarrenden Betonfläche auf.
Agent Merritt sprang aus der Kabine. Er trug einen Anzug von der Stange, und sein Billigschlips flatterte im Wind der Rotoren. Die Brandnarben auf Gesicht und Hals waren selbst auf diese Entfernung immer noch sichtbar. Er nickte dem Piloten zu, während er zwei Gepäckstücke von den hinteren Sitzen nahm – einen kleinen medizinischen Kühlbehälter mit einem roten Kreuz darauf und ein neutral schwarzes Kästchen. Merritt entfernte sich schnell aus dem Rotorwind; sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als er Ross sah. Der Hubschrauber hinter ihm stieg wieder
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