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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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    Mosely ließ die Hand sinken. «Na ja, hab’s wohl nicht anders verdient, was?» Mosely betrachtete den verängstigten Jungen. Resigniert begann er seine Körperpanzerung abzulegen, während der Chevy Suburban die Interstate-Auffahrt nahm.
     
    Eine Stunde später hatte Ray sein Gesicht immer noch nicht gezeigt. Mosely betrachtete ihn, während die Landschaft vorbeisauste. Ihm wurde klar, dass noch so viele Worte die frühesten Erinnerungen seines Sohns nicht auszulöschen vermochten. Für Ray war Charles Mosely ein erbarmungsloser, gewalttätiger Mann – ein Mann, den jeder fürchtete. Ein Mann ohne Gefühle für die Familie, die er im Stich ließ und gelegentlich terrorisierte.
    Eine Stimme sagte über die Sprechanlage:
«Wir sind da, Sir.»
    Mosely blickte nach vorn und sah ein mächtiges schmiedeeisernes Tor in einer efeuberankten Mauer. Auf einem Schild neben dem Tor stand in oxidierten Bronzelettern «Holmewood Academy».
    Mosely stieß Ray sachte an und zeigte nach draußen. «Schau mal.»
    Rays Neugier siegte jetzt doch über die Angst. Er hob den Kopf und sah sich vorsichtig um.
    Sie fuhren durch das große Tor, das sich vor ihnen geöffnet hatte. Dahinter lagen zu beiden Seiten der gewundenen Einfahrt große Sportplätze und neogotische Bauten.
    Mosely beobachtete seinen Sohn genau. Es war unverkennbar, dass der Junge so etwas noch nie gesehen hatte. Er lockerte seinen Klammergriff um die Sitzlehne und rutschte ans Fenster.
    Mosely unterdrückte ein leises Lächeln und drehte sich zum Fenster.
    Dann gelangte der Suburban zum riesigen Eingangsportal des Hauptgebäudes. Mosely stieg aus und blickte empor. Mehrere Stockwerke über ihm klebten Türmchen an der Fassade. Eine junge Asiatin, eine schwarze Frau und ein grauhaariger weißer Mann standen vor dem Portal. Offensichtlich erwarteten sie ihn. Sie trugen makellose marineblaue Uniformen mit einem aufgenähten Wappen auf der Brusttasche.
    Mosely beugte sich in den Suburban und sah, dass Ray bereits hinausspähte. Er lächelte und streckte die Hand aus. «Komm, Ray.»
    Einen Moment lang musterte Ray Moselys Hand furchtsam. Sie erkannten beide die verblassten Gang-Tattoos auf den Knöcheln. Ray blickte seinem Vater ins Gesicht, und Mosely gab sich alle Mühe, ihn beruhigend anzusehen.
    Der Junge streckte langsam den Arm aus und ergriff die Hand. Mosely half ihm heraus und hielt ihn dann an der Hand, während sie auf die drei Gestalten vor dem mächtigen Holzportal zugingen.
    Die beiden Frauen kamen ihnen lächelnd entgegen undgingen dann in die Hocke – ganz auf Ray konzentriert. «Hallo, Raymond. Ist das dein Vater?»
    Der Junge erstarrte.
    Die junge Asiatin lächelte und nahm Rays andere Hand. «Wenn dein Dad einverstanden ist, möchte ich dich jetzt mit ein paar neuen Freunden bekannt machen. Magst du Videospiele, Raymond?»
    Ray sah seinen Vater an. Mosely ging neben ihm in die Hocke. Er sah die Frauen an.
    Die spürten, was er wollte, und traten ein Stück zurück. Mosely sah seinen Sohn an. «Ist schon in Ordnung, Ray. Das hier ist jetzt deine Schule. Hier bist du jetzt zu Hause.» Mosely zog seinem Sohn das schmuddlige T-Shirt glatt. «Sie werden sich um dich kümmern. Sie werden dir alles beibringen, was du brauchst, um es im Leben zu was zu bringen.» Mosely betrachtete seinen Sohn noch einmal und drückte ihn schließlich an sich.
    Zuerst versuchte Ray, sich ihm zu entziehen, aber dann schlangen sich seine Ärmchen um den kräftigen Hals seines Vaters.
    Mosely stiegen Tränen in die Augen. «Ich habe mein Bestes für dich getan, Junge. Für dich wird es keine Käfige geben. Für dich nicht.» Er löste sich von dem Jungen und sah ihm ins Gesicht. «Versuch an mich zu denken.»
    Daraufhin nahmen die beiden Frauen den Jungen an den Händen und führten ihn behutsam fort. Mosely und sein Sohn sahen sich noch einmal an, und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass der Junge die Liebe in den Augen seines Vaters erkannte. Obwohl er so etwas noch nie gesehen hatte.
    Dann war er weg, durch das große Portal verschwunden. Mosely richtete sich wieder auf. Der grauhaarige Weiße kam zu ihm und folgte seinem Blick zu der offenen Tür. Im nächsten Moment fiel sie mit einem dumpfen Schlag zu.
    «Seien Sie versichert, dass er in guten Händen ist, Mr.   Taylor. Und frei über seine Zukunft bestimmen können wird. Der Daemon hält sich an seine Vereinbarungen.»
    Mosely wandte sich dem Mann zu. Er hatte so etwas Vornehmes, diese aristokratische Art, die

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