DAEMON
stählernen Händedruck. «Sie sollen ja bei den Daemon-Agenten so eine Art Berühmtheit sein.»
Merritt sagte achselzuckend: «Angeblich, ja.»
«Schön, Sie wieder ganz genesen zu sehen, Agent Merritt.»
Reflexhaft berührte Merritt die Brandnarben an seinem Hals.
Philips zeigte auf die Gruppe von Wissenschaftlern. «Das ist das Forschungsteam, das uns die DARPA ausgeliehen hat. Die Namen sind ebenfalls geheim.»
«Wirklich eine sehr ergiebige Vorstellungsrunde.»
Einer der Wissenschaftler sah jetzt herüber. Es war ein älterer Asiate. «Die Versuchsanordnung ist jetzt so weit, Dr. Philips.»
Philips deutete mit dem Kinn auf einen Hocker. «Setzen Sie sich, Agent Merritt. Ich glaube, das wird Sie interessieren.»
Die Wissenschaftler gingen auseinander, sodass jetzt sichtbar wurde, womit sie beschäftigt gewesen waren – und was Merritt von so weit her mitgebracht hatte: eine Sportbrille mit gelbgetönten Gläsern und einem dicken Metallgestell. Sie war in einer Halterung festgeschraubt. Von der Innenseite des Brillengestells führten Drähte und Kabel zu dem Labortisch hinüber. Zwischen den Bügeln der Sonnenbrille befand sich ein durchsichtiger Glaszylinder, in dem wie eine makabre Olive in einem Glas ein menschliches Auge schwamm. Die durchtrennten Nervenendungen waren mit Krokodilklemmen so fixiert, dass das Auge genau durch das rechte Glas der Sportbrille starrte.
Philips deutete auf die Versuchsanordnung. «Ist es auch wirklich das rechte Auge, Jon?»
Ross nickte. «Ich habe es zweimal kontrolliert.»
Sie musterte den Glaszylinder genauer. «Die Scharfschützenkugel scheint keine Blutgefäße beschädigt zu haben.» Sie sah auf ihre Armbanduhr. «Achtzehn Stunden und sechzehn Minuten seit dem Todeszeitpunkt. Die Uhr tickt. Wir müssen jetzt mit dem Test anfangen.»
Merritt starrte immer noch das Auge an. «Was für ein Test?»
Sie wandte sich ihm zu. «Wir glauben, dass diese Brillen den Daemon-Agenten als Head-up-Display dienen, Agent Merritt.» Sie beugte sich zu der Brille und zeigte auf einen Punkt des Brillengestells. «Ein Faseroptikprojektor wirft ein Bild auf die Innenseite der Gläser.» Sie zeigte auf einen anderen Punkt des Gestells. «Das ist ein Netzhautscanner. Der Daemon weiß, wer diese HU D-Brille trägt. Und das hier ist ein Pulsmonitor – an den wir einen künstlichen Pulsgeneratorangelegt haben. Wir wollen dem Daemon weismachen, dass der Agent noch am Leben und ruhig und gelassen ist. Wenn er dieses Zugangskonto noch nicht gesperrt hat, hoffen wir auf diese Weise Zugang zum Daemon-Darknet zu bekommen.»
Merritt nickte langsam. «Deshalb also die Eile. Sie erhoffen sich, in die Identität dieses Kerls schlüpfen zu können.»
Ross trat ebenfalls heran, um den Versuchsaufbau zu inspizieren. «Wir erhoffen uns noch mehr.»
Der chinesische Wissenschaftler trat auf Philips zu, in der Hand einen dicken Gürtel aus elastischem schwarzem Material, er sah ein bisschen wie ein Geldgürtel aus, aber mit einer kunstvoll gefertigten Löwenkopfschließe. Er hielt Philips den Gürtel hin. «Der hier wird von einer Art Brennstoffzelle gespeist. So was hatten wir noch nicht in der Equipment-Sammlung. Der Daemon steigert die Qualität seiner Produktion rasant.»
Merritt zeigte auf den Gürtel. «Wofür ist der?»
Philips nahm den Gürtel in die Hand. «Es ist ein am Körper tragbarer Computer. Das Gehirn dieser Sonnenbrille. Der Gürtel stellt eine Satelliten- oder Funkverbindung zum Internet her und kommuniziert drahtlos mit der Brille – mit einer 19 2-Bit -Verschlüsselung im Militärstandard. Der Schlüssel scheint alle paar Minuten neu generiert zu werden. Höllisch schwer zu knacken.»
«Und was hat es mit der Löwenkopfschließe auf sich?»
Der Chinese nickte. «Titan mit Diamantaugen. Sehr teuer – möglicherweise ein hohes Rangsymbol. Das Daemon-Equipment weist oft fetischartige Elemente auf. Sie sollen den Leuten wohl das Gefühl geben, mystische Fähigkeiten zu besitzen.»
Philips grinste. «Auch so einer von Sobols Psychohacks.» Sie inspizierte die Brille in der Halterung noch genauer. «DiesesDing hier scheint die Möglichkeiten eines mobilen Fab-Labs weit zu überschreiten. Kristalloptik … möglicherweise gelaserte Leiterbahnen. Können wir den Hersteller identifizieren?»
Ein anderer Wissenschaftler schaltete sich ein. «Vermutlich südkoreanische Fabrikation. Eins-a-Qualität.»
«Wie lange noch, bis wir anfangen können, meine Herren?»
Die
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