DAEMON
unterbrach ihn. «Ich habe die Spurensicherung nach dem zweiten Mord zu CyberStorm abgezogen. Wir wollten das noch vervollständigen.»
«Jetzt ist Ihre Chance, es zu tun.» Decker warf ihm den Bericht, einen Plastikbeutel mit einem Torschlüssel und einer Fernbedienung hin. «Ich will wissen, wann die Winde gekauft wurde und wer sie installiert hat. Vielleicht kann uns derjenige ja sagen, welche Arbeiten noch durchgeführt wurden. Und finden Sie auch heraus, ob es eine Errichtungsgenehmigung gibt. Ich möchte den ergänzten Bericht so schnell wie möglich auf meinem Schreibtisch haben.»
Mantz sah Sebeck an. «Ich fahre zum Bauamt, Pete.»
Sebeck fühlte die Wut über diesen öffentlichen Rüffel heiß durch seine Adern pulsen. Er atmete durch und versuchte, einenklaren Kopf zu bewahren. Er war es nicht gewohnt, so behandelt zu werden. «Gut. Ich wollte sowieso nochmal an den ersten Tatort.»
Das Telefon des Seminarraums klingelte, und Vasquez nahm ab. «Neal. Die NSA», sagte er nach einer Weile an Decker gewandt.
Decker übernahm: «Meine Herren, wer nicht vom FBI ist, möge jetzt bitte diesen Raum verlassen. Chief Eichhorn, richten Sie sich auf die Durchsuchung des Sobol-Anwesens am frühen Nachmittag ein.»
«Geht klar.» Eichhorn und seine Leute fanden sich zügig aus ihrem eigenen Seminarraum eskortiert. Die Tür schloss sich hinter ihnen, und die fünf Männer standen auf dem Flur.
Sebeck wedelte mit dem beanstandeten Bericht. «Reizender Vormittag.»
Eichhorn deutete auf das Schriftstück. «Ich möchte Ihren überarbeiteten Bericht sehen, bevor Sie ihn Decker geben.» Er wandte sich an die anderen. «Burkow, Larson, Sie kommen mit mir. Wir müssen irgendwie Leute zusammentrommeln.» Sie verschwanden in Richtung der Büros.
Mantz klopfte Sebeck auf den Rücken. «Lassen Sie sich von diesem Typen nicht ärgern, Pete. Ich stoße zu Ihnen, sobald ich auf dem Amt fertig bin.» Mantz eilte den Flur entlang.
Sebeck sah ihm nach. In diesem Moment kamen zwei FB I-Agenten aus einem Vernehmungszimmer. Sie geleiteten einen der Verdächtigen von Alcyone-Versicherungen auf den Flur hinaus – einen erschöpft aussehenden Jon Ross. Ross hatte seine Laptoptasche über der Schulter und klappte gerade sein Handy auf. Einer der Agenten wandte sich ihm zu, um ihm die Hand zu geben. «Vielen Dank für Ihre Kooperation, Mr. Ross. Uns ist klar, dass das für Sie beruflich lästig war.»
Ross steckte sein Handy ein. «
Lästig?
Gerade hatte ich aufmeiner Mailbox eine Nachricht der Alcyone-Anwälte. Sie drohen mir mit einer Klage und haben meinen Vertrag annulliert. Außerdem habe ich SMS von zwei weiteren Kunden, die meine Projekte erst mal ausgesetzt haben, was ich zweifellos Ihnen verdanke.»
«Bitte denken Sie daran, uns mitzuteilen, wo wir Sie erreichen können, falls Sie die Stadt verlassen.» Der Agent reichte Ross eine Visitenkarte. «Und die Staaten verlassen Sie bitte gar nicht.»
Ross starrte auf die Karte. «Die
Staaten
nicht verlassen? Ich habe nächsten Monat ein Projekt in Toronto.» Er musterte die ungerührten Gesichter der Agenten, steckte dann die Karte ein. «Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass mich jemand nach Woodland Hills zurückbringt?»
«Fragen Sie beim Sheriff’s Department. Aber schneller dürfte es gehen, wenn Sie ein Taxi nehmen.» Beide Agenten steuerten rasch auf die Tür des Seminarraums zu, klopften zweimal und schlüpften hinein. Ross stand auf dem belebten Flur und starrte ihnen nach.
Sebeck rief ihm zu: «Wie ich sehe, sind die Feds rücksichtsvoll wie eh und je.»
Ross sah ihn misstrauisch an.
Sebeck ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. «Detective Sebeck.»
«Ich weiß, wer Sie sind, Sergeant. Sie waren gestern Abend auch bei Alcyone.»
«Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?»
«Ich rufe mir ein Taxi.»
«Ach, kommen Sie, das ist doch das Mindeste, was ich tun kann. Wie’s aussieht, waren Sie der Pechvogel bei dem Ganzen. Ich fahre sowieso gerade weg.»
Ross zögerte, nickte dann. «Danke.»
Sebeck und Ross fuhren ein paar Minuten schweigend dahin. Ross war ganz mit seinem Smartphone beschäftigt. Er fuhr mit dem Finger mehrere Bildschirmseiten hinunter und las konzentriert. Schließlich blickte er auf. «Interessant.»
Sebeck sah kurz zu ihm hinüber. «Was?»
«Bin endlich dazu gekommen, die Nachrichten zu lesen. Nett zu wissen, was man mir beinah in die Schuhe geschoben hätte.»
Sebeck sagte nichts.
«Ihr Mordfall ist überall in den
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