DAEMON
Mann schon?»
«Ist am Donnerstag gestorben. Wir dachten zuerst, er könnte ein weiteres Mordopfer sein, aber es war ein Gehirntumor. Er litt schon jahrelang daran. Er war der Gründer der Firma. Hatte zu allem Zugang. Passt alles. Bis auf das Motiv.»
Straub übernahm. Die beiden waren wie ein altes Ehepaar. «Seine Sekretärin sagt, Sobol sei dement gewesen. Paranoid und heimlichtuerisch. Mit Fortschreiten der Krankheit sei es immer schlimmer geworden. Letztes Jahr habe er schließlich aufhören müssen zu arbeiten.»
Sebeck blätterte in der Akte. Sie war voller medizinischer und psychologischer Unterlagen. «Hatte er das Know-how, um diese Todesfalle bei CyberStorm zu bauen?»
Decker und Straub wechselten wissende Blicke. Decker nahm die Akte wieder an sich. «Sobol hatte bei einem Intelligenztest im Jahr 1993 einen IQ von 190. Wegen seiner Doktorarbeit über polymorphe Verschlüsselung wollte ihn die NSA direkt von der Stanford-Universität weg rekrutieren. Aber er gründete stattdessen eine Computerspielefirma und machte schon mit Anfang zwanzig Millionen. Er hätte mehr als ausreichende Fähigkeiten gehabt.»
Sebeck wusste, er konnte das entweder schweigend hinnehmen oder den Mund aufmachen. Er überlegte noch einen Moment, ehe er beschloss, sich zum Idioten zu machen, indem er redete. «Aber der Anruf dieses angeblichen FB I-Agen ten ? Da ist doch noch jemand an der Sache beteiligt.»
«Wir haben hervorragende Techniker, Sergeant. Mal sehen, was die finden. Aber ich werde Ihr Handy, Ihr Privat- und Ihr Diensttelefon abhören lassen müssen.» Er wandte sich an Straub. «Sorgen Sie auch dafür, dass Sebecks Provider sämtliche eingehenden Mails an die Forensiker weiterleitet. Ich kann doch mit Ihrer Unterstützung rechnen, Sergeant?»
Sebeck nickte. «Sicher. Ich muss es meiner Frau und meinem Sohn sagen, aber ja, selbstverständlich.»
Straub schrieb etwas in ein kleines Notizbuch. «Ich brauche Ihre Unterschrift unter diversem Papierkram.»
Sebeck trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. «Hören Sie, ich bezweifle ja nicht, dass dieser Sobol ein brillanter Kopf war, aber ich bin nicht überzeugt, dass dieses körnige Video wirklich Matthew Sobol zeigt. Wenn er so ein Genie gewesen ist, hätte er doch sicher was Besseres zustande gebracht. Man kann ja das Gesicht kaum erkennen.»
Zustimmendes Gemurmel ging durch den Raum.
Decker blieb ungerührt. «Wir werden es von Spezialisten analysieren lassen.»
Sebeck gab nicht auf. «Ich glaube, irgendein CyberStorm-Beschäftigter hat diese Morde begangen und will sie jetzt seinem verstorbenen Boss in die Schuhe schieben. Der Mörder hat ja offensichtlich Zugang zum CyberStorm-Netzwerk, und soweit ich es mitgekriegt habe, gibt es dort eine Menge gewiefte Leute. Wenn Sie mich fragen, ist das Video getürkt.»
«Wir sind beide keine Experten, Sergeant. Warten wir ab, was das Forensikteam herausfindet.» Decker sah in die Runde. «Okay, bitte mal zuhören. Wir müssen mehr Fakten in die Hände kriegen. Chief Eichhorn, ich benötige Ihre Kooperation und auch Ihre personelle Unterstützung.»
Eichhorn nickte. «Was immer Sie brauchen.»
«Matthew Sobol hatte hier in der Nähe ein 3 0-Hektar -Anwesen. In einer Stunde etwa müssten wir den Durchsuchungsbefehl haben. Ich werde Leute für die Abriegelung des Grundstücks brauchen.»
Larson kaute immer noch an Deckers erstem Satz. «
Dreißig
Hektar?»
Decker nickte. «Ja. Unser Mr. Sobol verfügte über beträchtlicheVermögenswerte. Insgesamt etwa dreihundert Millionen Dollar.»
Alles pfiff durch die Zähne.
«Detective Sebeck mag durchaus recht haben: Möglich, dass an dieser Sache noch weitere Personen beteiligt sind, aber wir müssen der Sobol-Spur nachgehen. Vasquez, ich muss wissen, ob es zwischen Sobol und den beiden Opfern irgendwelche Unstimmigkeiten oder berufliche Rivalitäten gab. Ich will, dass die Familien der Opfer eingehend befragt werden. Finden Sie heraus, ob vielleicht sonst irgendjemand mit Sobol aneinandergeraten ist. Und jemand von NCAMD soll seine Krankengeschichte genau aufarbeiten. Straub, Sie gehen mit dem Forensik-Team zu CyberStorm. Informieren Sie mich, sobald es irgendetwas Neues gibt.»
Decker nahm einen schriftlichen Bericht von einem der Tische und wandte sich an Sebeck. «Sergeant, in Ihrem Tatortbericht im ersten Mordfall fehlen entscheidende Informationen. Insbesondere zu der Drahtseilwinde. Wir brauchen Hersteller, Modell, Seriennummer –»
Sebeck
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