DAEMON
Sie das nächste Mal anrufe.»
Anderson speicherte die Nachricht. Sollte sie es jemandem sagen? Sollte sie die Polizei benachrichtigen?
Und wenn die Stimme die Wahrheit sagte? Sie dachte nochmal darüber nach: Wenn es nun wirklich stimmte? Sie überlegte noch ein bisschen, schnappte sich dann ihre Wasserflasche und eilte in den Umkleideraum.
12 Das Tor
Von: Eichhorn, Stanley J.
An: Streifenbeamte; Abt. Schwerverbrechen, Sprengstoffkomm.
Betr: Amtshilfe bei
DURCHSUCHUNG@SOBOL-ANWESEN
Das East County SD wird heute dem FBI bei der Ausführung eines Durchsuchungsbefehls auf dem Sobol-Anwesen, 1215 Potrero Road , Amtshilfe leisten. Deputys der zweiten Schicht werden bis 18 Uhr vor Ort gebracht. Alle für die Durchsuchung abgestellten Deputys haben sich eine Stunde vorher in Raum 209 zu einem Briefing einzufinden. Beamte des Sprengstoffkommandos melden sich bitte um 11 Uhr in Raum 202.
Sebeck und Ross fuhren die Potrero Road entlang, vorbei an den Araber-Zuchtfarmen und Neo-Antebellum-Villen, die in den sanften Hügeln verstreut lagen. Es war warm und sonnig. Kalifornische Eichen tauchten die Straße in Schatten und umrahmten schmiedeeiserne Einfahrtstore in weißen Holzzäunen und Grundstücksmauern. Die meisten Villen standen weit von der Straße zurückgesetzt und waren durch Hügel und Hecken abgeschirmt. In der Luft lag würziger Heuduft.
Ross studierte die Szenerie. «Wohin fahren wir, Sergeant?»
«Zu Sobols Anwesen. Das FBI ist schon dort.»
«Ich dachte, Sie bringen mich zu meinem Wagen.»
«Sie müssen dem FBI genau demonstrieren, was Sie mir dort draußen gezeigt haben.»
«Hören Sie, die wissen, wo sie mich finden, falls sie irgendwelche Fragen haben.»
«Das ist es ja gerade. Ich fürchte, das wird nicht passieren. Und ich habe meine Zweifel, ob von den Forensikern jemals jemand Sobols Spiele gespielt hat.»
Die Zentrale meldete sich über Funk. Sebeck nahm sein Sprechfunkgerät. «Hier D-19. Ich bin jetzt vor Ort, 1215 Potrero Road. Ende.» Er sah Ross an. «Wir sind da.»
Hinter zwei Streifenwagen, die das offene Zufahrtstor eines riesigen Anwesens bewachten, bog Sebeck links ein. Er nickte den Deputys zu und fuhr dann die lange, von ausgewachsenen Eichen gesäumte Zufahrt entlang. In einiger Entfernung war ein luxuriöses, mediterran wirkendes Gebäude zu erkennen. Das war kein moderner Nachbau. Es sah aus wie eine Original-Zwanzigerjahre-Villa mit einer Kuppel und schrägen, mit Tonziegeln gedeckten Dachflächen. Das Haus lag gut dreihundert Meter abseits der Straße, in ein kleines Wäldchen aus Manzanitasträuchern eingebettet.
Ross pfiff durch die Zähne.
Sebeck nickte. «Allerdings. Ich wusste gar nicht, dass man mit Computerspielen so viel Geld verdienen kann.»
«Die Branche macht mehr Jahresumsatz als ganz Hollywood.»
Die Zufahrt endete in einem großen, kopfsteingepflasterten Hof zwischen einem Pferdestall, einer Sechsfachgarage und einem Nebengebäude, das wie ein Gästehaus oder Büro aussah. Das Haupthaus lag geradeaus, und gepflegte Rasenflächen öffneten den Hof nach beiden Seiten. Durch diese Lücken hatte Sebeck einen weiten Blick über das zum Anwesen gehörende Gelände.
Über ein Dutzend Polizeifahrzeuge parkten in dem Hof – FB I-Limousinen , Streifenwagen des Sheriff’s Department, ein Wagen der Spurensicherung, ein Krankenwagen und das Bombenentschärfungsfahrzeug des Sprengstoffkommandos. Aber da war immer noch Platz, denn der Hof war riesig.
Sebeck parkte hinter einer Limousine mit weißen Regierungskennzeichen. Er und Ross stiegen aus.
Ein paar Dutzend Beamte standen vor dem Haupthausportal und hörten Neal Decker zu, der auf der Treppe zu der massiven Holztür stand und zu ihnen sprach. Es waren Leute vom Sheriff’s Department und von der kommunalen Polizei sowie Feds in blauen Windbreakern mit der Aufschrift «FBI» auf dem Rücken. Was Decker sagte, war auf diese Entfernung nicht zu verstehen.
Während Sebeck und Ross sich noch umsahen, kam Nathan Mantz zu ihnen. «Hey, Pete. Du kommst gerade rechtzeitig.»
«Wie war’s auf dem Bauamt?»
Mantz schüttelte den Kopf. «Keine Genehmigung für das Windengehäuse. Das Tor wurde von einer großen Baufirma namens McKenser & Söhne installiert. Geprüft und zugelassen, völlig legal. Im Genehmigungsantrag ist jedoch von einer Winde nicht die Rede. Ich habe bei McKenser angerufen, und sie schauen in ihren Unterlagen nach.»
Mantz sah Ross an. «Sie sind doch der Computercrack,
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