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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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rutschte. Er erwischte ihn gerade noch, hielt ihn fest und suchte weiter.
    Kurz darauf sagte Ross lächelnd: «Ja. Ich habe einen Zugangspunkt gefunden.» Plötzlich wurde seine Miene ernst. Er sah zu Sebeck hinüber.
    Sebeck trat zu ihm. «Was ist?»
    «Wenn ich aus Sobols Spielen eines weiß, dann, dass die Zeit gegen einen arbeitet. Man muss schnell handeln, oder man ist tot.»
    «Okay, und   …?»
    Ross drehte das Display zu Sebeck hin.
    Sebeck beugte sich hinab. Der einzige Eintrag im NetStumbler-Fenster stand in einer mit «SSID» überschriebenen Spalte. Er lautete einfach nur:
    DAEMON_63
    «Ich würde sagen, Sie können sich auf noch mehr Probleme gefasst machen, Sergeant.»
    Sebeck zeigte auf den Wagen. «Steigen Sie ein.»

11   Die Stimme
    DailyVariety.com
     
    Beim Netzwerk-Sender KTLZ in San Francisco löst Hu Linn Chi mit einem Zweijahresvertrag die altgediente Lifestyle-Reporterin Anji Anderson ab. Der Wechsel gilt als Teil der Bestrebungen des Senders, ein jüngeres, szenebewussteres, ethnisch gemischteres Publikum zu erreichen.
     
    Anderson war jetzt schon fast vierzig Minuten auf dem Stepper. Ihr Workout-Musikmix übertönte alles außer dem Schmerz. Schweiß und Wut brachen ihr aus jeder Pore.
    Wie konnte man sie ersetzen? Sie war doch nicht alt. Noch nicht.
    Sie ackerte weiter.
    Der Bay Club war teuer und exklusiv, voll von hochkarätigen Medienleuten und Trophäenfrauen. Mehr als einmal glaubte Anderson, sie tuscheln und mit dem Finger auf sie zeigen zu sehen. Ihr beruflicher Absturz hatte im Business längst die Runde gemacht. Die Demütigung war ein brennender Schmerz.
    Sie hatte nichts auf der hohen Kante. Sie war nie auf den Gedanken gekommen, dass ihre Zukunft anders als erfolgreich sein könnte. Ihre bescheidene Herkunft hatte sie immer zu verbergen versucht, sogar vor sich selbst. Jetzt brach ihre künstliche Welt über ihr zusammen. Sie würden es Eitelkeitnennen. Niemand würde verstehen, dass es mehr war. Ehrgeiz. Die Bereitschaft, alles zu riskieren. War das nicht bewundernswert?
    Andersons Handy auf der Ablage vor ihr leuchtete auf und vibrierte. Sie hielt inne, zog ihre Kopfhörer heraus, versuchte, ruhig zu atmen, und dachte kurz darüber nach, nicht dranzugehen. Es vibrierte wieder.
    Das konnte Melissa sein, mit einem neuen Jobangebot. Sie sah aufs Display. Ein unbekannter Anrufer.
    Anderson ließ das Handy noch einmal vibrieren, nahm dann ab. «Ja? Anji.»
    «Ist da   … Anji   … Anderson?»
Die Stimme sprach seltsam abgehackt und langsam. Eine Frau. Britin.
    «Höchstpersönlich.»
    «War das ein Ja?»
    Es klang wirklich eigenartig. Bestimmt ein Anruf aus Übersee. «
Ja.
Hier ist Anji Anderson. Wer ist denn da?»
    Pause.
«Ich rufe an, um Ihnen einen Tipp wegen einer Nachrichtenstory zu geben. Einer Sache, die demnächst passieren wird.»
    «Hören Sie, ich weiß nicht, woher Sie diese Nummer haben   –»
    «Sie haben gerade Ihren Job verloren. Ich kann Ihnen zu einer richtig großen Nachrichtenstory verhelfen. Sind Sie interessiert?»
    Anderson stand einfach nur da und überlegte. Was war das, irgendein neuer Telefonwerbungstrick? Wieder ein Stalker?
    «Ich habe Sie nichts sagen hören. Wollen Sie die Information? Sagen Sie einfach nur ‹ja› oder ‹nein›.»
    Sie versuchte sich vorzustellen, was Christiane Amanpour tun würde. «Okay, ich höre.»
    «Okay ist nicht ‹ja› oder ‹nein›. Bevor wir weitersprechen,
müssen Sie wissen, dass hier keine Person ist, sondern ein interaktives Voice-System. Es kann nur bestimmte Antworten verstehen.»
    Anderson legte auf. Verdammte Werbeanrufe.
    Sofort klingelte ihr Handy wieder. Sie ließ den Anruf auf die Mailbox gehen.
Die haben sie ja nicht mehr alle, diese Telefonwerber.
Sie sah sich um, ob jemand herstarrte. Niemand schien sie zu beachten.
    Ihr Handy piepte, und auf dem Display erschien der Hinweis «Mailbox-Nachricht». Sie starrte darauf, wartete, dass das Handy wieder klingelte. Was es nicht tat.
    Sie wählte die Kurzwahlnummer ihrer Mailbox, hielt sich das Handy ans Ohr, nahm es dann wieder herunter und tippte ihr Mailbox-Passwort ein. Hielt das Handy wieder ans Ohr.
    Die vertraute Computerstimme sagte:
«Sie haben   … eine   … neue Nachricht.»
    Die Nachricht lief ab. Wieder diese langsame britische Stimme.
«Schauen Sie heute Abend die Nachrichten, Anji. Die größte Nachrichtenstory der Welt wird sich demnächst in Thousand Oaks, Kalifornien, ereignen. Vielleicht werden Sie ja zuhören, wenn ich

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