DAEMON
Sie auf ‹Anmelden›.»
«Okay.» Sebeck wartete.
«Wenn es Benutzernamen und Passwort will, geben Sie Folgendes ein …» Ross sprach langsam. «Benutzername: CLXSOLL3, Passwort: 39XDK_88».
Mit seinem Zeigefinger tippte Sebeck mühsam die Zeichen ein und klickte dann auf «Weiter». Eine ihm unbekannte Bildschirmseite erschien. Ein gepanzerter, muskulöser Mann, der im Raum rotierte. Wie eine Gestalt aus Leonardo da Vincis Skizzenbuch, nur schwer bewaffnet. Am oberen Rand des Bildschirms stand in großer Schrift: «Charakter-Name: Sir Dollus Andreas». Dutzende von Spielstatistiken und Hyperlinks erschienen neben dem Rahmen mit dem rotierenden Krieger. «Was in aller Welt ist das?»
«Ihr neuer Charakter.»
«Der Kerl sieht gefährlich aus.» Sebeck klickte auf dem Charakter-Sheet herum. Es war ähnlich aufgebaut wie das seines Barbaren – nur dass alle Kategorien viel umfangreicherwaren. Er klickte sich durch eine Waffenliste. «Was ist ein
Vorpal-Schwert
?»
«Etwas, was ich wiederhaben will. Wir müssen jetzt erst mal an Informationen kommen.»
«Okay, was soll ich tun?»
«Klicken Sie auf Spawnen. Wir treffen uns vor Ihrem Sitz.»
«Sitz?»
«Sie sind ein Ritter. Sie haben eine Manse von Ihrem Grundherrn verliehen bekommen.»
«Was ist eine Manse?»
«Das ist ein Stück Land, von dessen Erträgen Sie als Ritter leben können. Klicken Sie jetzt bitte einfach auf Spawnen.»
Sebeck seufzte und tat es. Der Bildschirm wurde dunkel. Seine Festplatte arbeitete wie wild.
«Sind Sie schon drin?»
«Ist in Arbeit.» Auf dem Schirm erschien ein geräumiges mittelalterliches Schlafgemach, das von rauchigem Fackelschein erhellt war. Sebecks Perspektive war die aufs Fußende seines Betts. Da standen drei Männer. Die Graphik war ganz schön beeindruckend – und ebenso die Bewegungen der Männer, als sie jetzt unruhig von einem Fuß auf den anderen traten und einer seine beiden Kollegen in die Rippen stieß, um sie zur Ordnung zu rufen.
Der Boss verbeugte sich. Die anderen beiden taten es ihm nach. «Guten Morgen, Herr.»
Sebeck bemerkte zwei Bewaffnete, die an der Tür des Schlafgemachs Wache standen. Er sagte in sein Headset: «Okay, Jon, bin drin. Hier sind ein paar Männer, die mit mir reden.»
«Wahrscheinlich Ihre Bediensteten. Um herauszufinden, was Sie mit Leuten machen können, müssen Sie mit der Maus draufgehen und rechtsklicken. Dann erscheint ein Menü.»
Sebeck zeigte auf den Oberbediensteten und rechtsklickte. Ein Menü erschien:
Folge mir
Bewache mich
Bring mir …
Lass mich allein
Hör auf
Geht mir alle miteinander aus den Augen, ihr mutterlosen Hunde!
Sebeck wählte den letzten Befehl, und alle wichen zurück und eilten schleunigst aus dem Raum – einschließlich der Wachen an der Tür. Die Tür fiel knallend hinter ihnen zu. Sebeck gluckste vergnügt. «Das ist ja genau wie im Department.»
Ross’ Stimme kam über das Telefon. «Sie haben sie mutterlose Hunde genannt, stimmt’s?»
«Wie hätte ich dem widerstehen können?»
«Kommen Sie jetzt bitte raus. Ich warte.»
Sebeck drückte den Aufwärtspfeil, um sich in Bewegung zu setzen. Er entdeckte schließlich die Tastenkombination, um Türen zu öffnen, und ging dann durch die Flure seines Hauses. Bedienstete eilten hin und her, offenbar mit irgendwelchen Aufgaben beschäftigt. Wenn er an ihnen vorbeikam, verneigten sie sich. Das war ja ganz nett, aber Sebeck fragte sich doch, was es einem brachte. Man konnte ja die Annehmlichkeiten dieses Ortes nicht wirklich genießen. Es war ja alles nur Computergraphik.
Er gelangte in die Eingangshalle, und sah von da aus ein zweiflügliges Portal, das von vier Mann bewacht wurde. Als er darauf zuging, traten von der Seite zwei Männer in edel aussehenden Gewändern und mit schweren Halsketten an ihn heran.
«Mylord, auf ein Wort bitte. Ich hoffe, Ihr habt unser Angebot überdacht. Es ist ein fairer Preis. Was sagt Ihr, Mylord?»
Sebeck war verwirrt. Wenn das hier sein Haus war, werzum Teufel waren dann diese Typen? «Jon, hier sind zwei Beutelschneider, die mich in meiner eigenen Diele bedrängen.»
«Könnte ein Deal sein, den der Vorbesitzer des Charakters laufen hatte.»
«Im Ernst? Dieses Spiel merkt sich, was man tut?»
«Sehen sie wichtig aus?»
«Irgendwie schon.» Sebeck rechtsklickte auf den Mann. Eine Auswahl an Antworten erschien:
Für 500 verkaufe ich
Bietet mehr
Nein, ich verkaufe niemals
Ich werde darüber nachdenken
Sebecks Mauszeiger verrutschte
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