Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
Hauses Peduin und einer der einflussreichsten Kaufleute. Er hat viele Freunde, und er hat den hiesigen Adel mit einem Gutteil der nötigen Liquidität – sprich Kohle – versorgt. Das hier ist eine Agrargesellschaft, da kommt man nicht so leicht an Bares. Selbst mein Charakter hat seine Dienste in Anspruch genommen.»
    «
Sie
haben ihn doch getötet.»
    «Aber mich hat dabei niemand
gesehen
. Kapieren Sie, wie das läuft? Genau wie in der realen Welt. Nachdem Sie Ihren Männern erst mal Befehl gegeben hatten, ihn zu töten, war es unumgänglich, sämtliche Zeugen zu beseitigen. Aber selbst so könnten Sie Spitzel im Haus haben.»
    «Na und? Ein paar Digitalgraphiken sind sauer auf mich. Wen juckt’s?»
    «Ich habe Ihnen diesen Charakter gekauft, weil er nützlich war. Er hatte Rang und Namen, Land und Einkünfte aus seinem Besitz. Das alles hätte uns da, wo wir jetzt hingehen, sehr nützlich sein können – vor allem Ihre bewaffneten Gefolgsleute und Ihre möglichen Allianzen mit Adligen dort in der Gegend. Aber jetzt sind Sie geächtet und werden Ihre Ländereien und Ihren Adelstitel verlieren.»
    «Okay. Ich schulde Ihnen einen Charakter. Sollen wir einen neuen kaufen?»
    Ross lachte. «Sie werden ja langsam ein richtiger Profi.» Er seufzte. «Nein, erst mal sehen, ob wir lebend aus der Stadt kommen.»
    «Stadt? Wir sind in einer Stadt?»
    «Ja. Das hier ist Ihr Herbstpalais. Sie bewohnen es während der Marktzeit. Es liegt mitten in Gedan.»
    «Dem Gedan mit den Schenken?»
    «Genau. Obwohl wir dank Ihrer diplomatischen Art keine Schenken aufsuchen werden. Kommen Sie.»
    Ross’ Meuchler ging vor und wartete ungeduldig, während Sebeck vergeblich versuchte, seinen Charakter zur Tür hinauszumanövrieren.
    «Sie sind wie ein spastischer Sir Lancelot.»
    «Hören Sie, im Gegensatz zu Ihnen habe ich ein Leben und nicht Hunderte von unausgefüllten Stunden, um dieses Spiel spielen zu lernen.»
    Schließlich waren sie draußen, und Sebeck konnte sich endlich mal richtig umschauen. Es war eine verblüffend komplex wirkende Welt. Sie standen auf einer engen, kopfsteingepflasterten Straße in einer malerisch-mittelalterlichen Stadt. Ein Glockenturm erhob sich über einer Art Platz, und die Glocke läutete. Über den Morgenhimmel flogen sogar Vögel. «Muss zugeben: Das sieht gar nicht mal so übel aus.»
    «Da kommt jemand   …»
    Eine Horde bewaffneter Männer lief die ansonsten leere Straße entlang. Die Männer sahen nicht gerade freundlich aus.
    «Verdammt, eigentlich wollte ich das hier nicht benutzen, aber wir haben nun mal was vor.» Ross’ Charakter vollführte ein paar lebhafte, auf den ersten Blick nicht deutbare Gesten.
    «Was wird das? Ein Zauber oder was?»
    «Jein, ich bediene mich einer magischen Waffe.»
    Plötzlich öffnete sich aus dem Nichts mitten auf der Straße ein schimmerndes Portal. Dahinter lag ein Tunnel, der in irgendeinen außerdimensionalen Raum zu führen schien.
    «Warum bestreuen Sie die Jungs nicht einfach mit Feenstaub?»
    «Ich bestreue
Sie
gleich mit Feenstaub. Das hier ist eine Fantasywelt. Ob Sie das cool finden oder nicht, ist irrelevant.Etliche Millionen Menschen finden es cool, und der Daemon benutzt diese Welt, um sich in der realen Welt fortzupflanzen – also hören Sie auf zu spotten und verfrachten Sie Ihren digitalen Arsch durch dieses Portal.»
    «Okay, okay.» Sebeck steuerte seinen Charakter in das seltsame Wurmloch. Sofort war er auf einem windumwehten Hügel in kniehohem Gras. Der Hügel erhob sich über einer Felsküste. Das Meer glitzerte in algorithmischem Sonnenschein. Es war wunderschön. Er drehte sich um und sah Ross’ Meuchler durch das Portal stürzen, einen schreienden Mob auf den Fersen. Ross ließ das Portal zufallen, als die Verfolger es gerade erreichten. Jetzt waren sie beide allein auf dem Hügel. Es war still bis auf das Rascheln des Windes im Gras.
    «Wo sind wir?»
    «Etwa hundert Meilen weiter nördlich.»
    «Hey, das ist praktisch. Und was suchen wir hier?»
    Ross’ Ninja-Avatar zeigte mit dem Finger. «Drehen Sie sich um und schauen Sie aufs Meer.»
    Sebecks Charakter bewegte sich rückwärts.
    Ross blaffte: «Linke Pfeiltaste.»
    «Oh.» Sebeck suchte auf seiner Tastatur die linke Pfeiltaste. Sein Sichtfeld drehte sich, bis er wieder aufs Wasser blickte. Dort in der Ferne erkannte er eine schroffe kleine Insel – vielleicht eine Meile weit draußen und teilweise von Nebel verhüllt. Ganz oben auf dem Inselchen thronte ein Schloss aus

Weitere Kostenlose Bücher