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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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sehen hatte.
    Talias Anspannung wuchs mit jedem Schritt. Hier waren zu viele Menschen, dicht zusammengepfercht, drängelnd und rempelnd. Es wäre viel zu leicht, seinem Nachbarn ein Messer in die Rippen zu stoßen. Das Gedränge der Masse würde das Opfer aufrecht halten, und ehe jemand etwas merkte, wäre der Täter verschwunden.
    Sie tat ihr Bestes, um Danielle und Gerta im Auge zu behalten, und trieb jeden, der auch nur entfernt bedrohlich wirkte, mit wenig sanften Stößen ihrer Ellbogen und Fäuste weg. Ihre Verfolger konnte sie nicht mehr sehen, aber angesichts der Fähigkeiten der Sturmkrähen hatte das nicht viel zu bedeuten. Magisch verkleidet könnten sie direkt neben Talia gehen, und ohne ihren Umhang würde sie es nie merken.
    Der Dunkeling hatte die Gestalt verändert und war zu etwas zusammengeschrumpft, was einer Amsel glich, wenn man nicht zu genau hinsah. Er flog neben ihnen über die Dächer.
    Dem Tuscheln um sie herum nach zu gehen, wussten die Leute, dass Allesandria angegriffen worden war, jedoch nicht, von wem. Einige behaupteten im Brustton der Überzeugung, König Laurence sei tot und in ebendiesem Moment würden hiladische Soldaten auf die Stadt zumarschieren. Andere erklärten, der Angriff sei von Morova ausgegangen und dass Laurence Odelia nie hätte heiraten dürfen. Ein Mann brachte vor, es handele sich um eine Rebellion von innen, dass nämlich die Sturmkrähen des Königs versuchten, die Macht an sich zu reißen.
    »Denkt an meine Worte!«, sagte er. »Es sind die Todeskrähen, Königin Roses persönliche Killer. Sie haben auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, sich zu erheben und den Usurpator zu vernichten. Es ist die zweite Säuberung!«
    Talia konnte jetzt die Mauer sehen, von der die Flammen höher schlugen als die Bäume. Gepanzerte Sturmkrähen spähten durch die Fenster der Türme zu beiden Seiten des Tors.
    Unter den Menschen, die sich dem Tor am nächsten befanden, wurden wütende Rufe laut. Eine Sturmkrähe rief vom linken Turm herunter: »Auf Befehl von König Laurence ist die Stadt abgeriegelt. Kehrt in eure Häuser zurück!« Seine Stimme trug deutlich durch die Proteste der Menge, viel zu laut, um natürlichen Ursprungs zu sein.
    Talia warf einen Blick auf den Dunkeling, der träge auf einem Schornstein hockte. Er schien den Rauch, der durch seinen Körper zog, nicht zu bemerken. »Wir könnten versuchen, uns den Weg hinaus mit Gewalt zu erkämpfen.«
    »Den Turm stürmen?«, fragte Danielle. »Mit einem Meißel?«
    »Ich hab noch einen Hammer!«, bot Gerta an.
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«, fragte Talia, wobei sie Danielles Tonfall von zuvor imitierte.
    Danielle blickte finster drein. »Gerta, kannst du das Tor öffnen?«
    Gerta schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht bedienen. Ich käme vielleicht durch die Flammen, aber nichts könnte die Sturmkrähen daran hindern, mich zu töten, wenn ich auf der anderen Seite herauskomme.«
    Eine Veränderung im Tonfall der Menge warnte sie. Talia hatte sich an das gedämpfte Gemurmel gewöhnt, an die geraunten Beschwerden, das Weinen der Kinder und die gequälten Tröstungen ihrer Eltern und Verwandten. Hinter ihr wurden die Stimmen lauter, furchtsamer. Talia drehte sich um und fluchte.
    Die vier Sturmkrähen waren ausgeschwärmt. Jeder trug einen Holzstock, der blau im Feuerschein glitzerte. Vor aller Augen schlug einer von ihnen einem Mann damit geistesabwesend ins Gesicht. Der Mann taumelte zurück, und aus den Schnittwunden, die die Waffe der Sturmkrähe hinterlassen hatte, begann Blut zu quellen.
    »Die Knüppel sind mit Glasstaub von Schnees Spiegel überzogen«, sagte Gerta. »Daheim in Lorindar hat es gedauert, bis der Dämon seine Opfer beherrschte. Inzwischen ist er so stark, dass es fast sofort so weit ist.«
    Die Leute schrien jetzt und stießen sich gegenseitig aus dem Weg, um wegzukommen. Die Sturmkrähen bewegten sich ohne Hast und schlugen dabei jeden in ihrer Bahn. Der Mann, der als Erster infiziert worden war, war bereits der Macht des Dämons unterlegen: Er packte eine Frau am Arm und zerrte sie zu den Sturmkrähen hin.
    Die Menge wogte vorbei und versuchte zu entkommen. Einige hämmerten an die Turmtüren, andere flohen durch die Straßen.
    »Na schön!«, blaffte Talia. »Ihr stürmt den Turm! Findet einen Weg, dieses Tor zu öffnen, und seht zu, dass ihr hier rauskommt!« Sie nahm Danielle den Meißel aus der Hand. »Den werd ich brauchen.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Gerta.
    Talia quetschte sich

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