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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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»Ich wusste noch, dass die Verzauberungen benutzt wurden, um den Palast mit dem Eishaus zu verbinden. Ich habe unser Gefängnis umgebildet, um diese Verzauberung nachzuahmen, aber das ging nicht, ohne dass Laurence es merkte. Er wird seine Sturmkrähen schicken, um uns zu suchen.«
    »Na prima.« Talia wandte sich an den Dunkeling. Ohne den roten Umhang hatten sie ihren magischen Schutz verloren. »Kannst du uns vor magischen Blicken verbergen?«
    Der Dunkeling nickte stumm, und einen Moment lang schien der Raum sich zu verdunkeln.
    Talia schob sich an ihnen vorbei und eilte die Treppe hoch, um sich einen der Meißel an der Wand zu schnappen. Der Griff war zu dick und die Klinge dreimal so schwer wie jeder Dolch, aber es war besser als gar nichts. Gerta folgte ihrem Beispiel und nahm sich einen kleinen Hammer; einen zweiten Meißel reichte sie Danielle. »Dein Schwert …«
    »Ist weg.« Danielles Worte waren ausdruckslos.
    »Wir könnten uns wieder reinschleichen«, fing Talia an, »Laurence finden und versuchen, ihn …«
    »Nein.« Danielle ging an die Tür und öffnete sie einen Spalt weit. »Dazu ist keine Zeit. Schnee hat den Palast unter Kontrolle. Wir müssen aus Kanustius fliehen.«
    Schritte von unten kündeten das Eintreffen von Schnees Sklaven an. Talia stieß die Tür weit auf und schob Gerta ins Freie. Der Dunkeling glitt an ihr vorbei und verschwand praktisch im Schatten. Talia und Danielle folgten den beiden hastig und schlugen die Tür hinter sich zu.
    Talia klemmte ihren Meißel darunter, um sie zu blockieren, aber das würde ihre Verfolger nicht lange aufhalten.
    Die Sonne war untergegangen, aber die Straßen waren so voll wie ein Markt um die Mittagszeit. Familien drängten sich zusammen und schleppten Bündel oder zogen Lastkarren auf den blauen Schein in der Ferne zu, wo die Stadtmauer immer noch brannte. Talia nahm Danielle und Gerta bei der Hand und zerrte sie an einem Pferdewagen vorbei. Eine Abdeckplane war über den Wagen gebunden, auf dem ganz hinten zwei kleine Kinder mit ihrer Mutter saßen.
    »Sie müssen den Kampf am Palast gesehen haben«, sagte Gerta. »Es ist über hundert Jahre her, dass jemand eine Bresche in die Mauern von Kanustius geschlagen hat.«
    Hinter ihnen stieg weiter schwarzer Rauch aus dem Innern der Stadt auf. »Und jetzt brennt der Palast.« Talia blickte einen Jungen, der sich ihnen zu sehr genähert hatte, finster an. »Nehmt euch vor Taschendieben in Acht!«
    »Wohin gehen die Bewohner?«, fragte Danielle.
    »Die meisten werden nach Süden ziehen, vorausgesetzt, die Wachen erlauben jemandem, die Stadt zu verlassen«, antwortete Gerta. »Einige werden versuchen, die Berge zu überqueren. Die meisten Straßen sind eingeschneit, aber zwei Pässe lässt der König den ganzen Winter über frei halten.«
    »Spielt das eine Rolle?« Talia hielt sich dicht am Straßenrand, um der drängelnden Menge möglichst aus dem Weg zu gehen. »Schnee hat die Hauptstadt Allesandrias in weniger als einem Tag eingenommen. Bei diesem Tempo wird sie das ganze Land zerstört haben, bevor der Monat vorüber ist.«
    »Allesandria hat schon öfter im Krieg gelegen«, wandte Gerta ein, »sowohl gegen Elfen als auch gegen Menschen. Der Kreis wird wissen, dass der König gefallen ist. Sicher schicken sie bereits ihre Streitkräfte nach Kanustius, um zu versuchen, den Palast zurückzuerobern.«
    »Vielleicht ist das ihr Plan«, grübelte Danielle: »Allesandria in den Bürgerkrieg stürzen, damit es sich selbst zerstört.«
    Ein lautes Krachen entlockte denjenigen, die dem Eishaus am nächsten waren, Schreie. Als Talia einen Blick über die Schulter warf, sah sie vier Sturmkrähen aus der zertrümmerten Tür kommen. Sie blickten sich um, aber soweit schien der Schutz des Dunkelings zu funktionieren.
    Mit gesenktem Kopf beschleunigte Talia ihre Schritte und versuchte, den Wagen zwischen sich und die Sturmkrähen zu bringen. Direkt vor ihnen trug ein Mädchen einen kleinen Jungen auf den Schultern. Er war in eine Felldecke gewickelt, die nur sein Gesicht frei ließ, und drehte sich immer wieder um und zeigte hinter sich. Er weinte und wischte sich in einem fort die Nase an der Decke ab. Was Talia aber am meisten beunruhigte, war der Gesichtsausdruck des Mädchens – vielmehr das Fehlen eines solchen. Sie stierte einfach vor sich hin, während sie sich vorwärtsschleppte. Keine Sklavin der Zauberei des Dämons, sondern ein anderes Opfer, ratlos und unter Schock, nachdem sie ihren Palast brennen

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