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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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dem im Baum. Davon ausgehend, dass noch ein paar im Hintergrund lauerten, mochten es insgesamt etwa ein Dutzend sein. Sie sahen eher verkühlt und elend als gefährlich aus. Die meisten hatten sich in Jacken und Felle gewickelt, sodass es praktisch unmöglich war, Männer von Frauen zu unterscheiden. Der offenkundige Anführer fuchtelte mit einem glänzenden Jagdmesser herum, das doppelt so groß wie Talias Klinge war.
    »Tu das weg, Mädchen.« Eine Frau, mittleren Alters, so wie es sich anhörte.
    Mit einem flüchtigen Blick über die Schulter vergewisserte sich Talia, dass Danielle und Gerta hinten blieben. Sie waren abgestiegen und standen hinter den Rentieren. Guter Einfall.
    »Niemand wird euch wehtun«, fuhr die Räuberfrau fort. »Nicht, wenn wir nicht müssen.«
    »Ich will die da, Mutter«, sagte ein Mädchen, das einen Ziegenlederumhang trug. »Die Rothaarige mit den hübschen Stiefeln und der bunten Jacke.«
    Talia lächelte und nahm eine kleine Börse heraus. Die zwei Räuber, die ihr am nächsten waren, hoben die Waffen, der eine einen kleinen Speer, der andere eine Steinschleuder, und so, wie Letztere herunterhing, hatte er schon einen Stein oder eine Metallkugel geladen. Talia drehte die Börse nur hin und her, sodass es darin klimperte, und warf sie dann auf den Boden. »Ihr könnt gern all unser Gold haben. Ihr braucht es euch bloß zu holen.«
    Sie warf Gerta einen Blick zu, diese nickte und drehte sich in die andere Richtung. Gertas Zauberkraft sollte dafür sorgen, dass ihnen niemand in den Rücken fiel. Talia richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Mann mit der Schleuder.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Der Schleuderträger sah seine Anführerin an, und die Schleuder sank leicht herab.
    Talia ließ das Messer durch die Luft wirbeln; es versenkte sich in seinen Unterarm, und mit einem Aufschrei wich er zurück. Bis der Speermann warf, war sie schon dabei, sich zur Seite zu drehen. Sie schlug den Speer weg und verzog das Gesicht: Das würde einen blauen Fleck am Arm geben.
    Tagelang hatte sie sich Dämonen und Zauberern gegenübergesehen. Sie hatte ihre beste Freundin verloren und hilflos dagestanden, als der Prinz in Gefahr war. Sie hatte mitangesehen, wie die Hauptstadt Allesandrias gefallen war, und während all dem hatte sie nichts mehr gewollt als einen Gegner, gegen den sie offen und ehrlich kämpfen konnte. Jetzt hatten ihr die Räuber diese Gelegenheit gegeben.
    Der Kampf war enttäuschend kurz. Bis Talia sich die Anführerin vorknöpfte, waren die meisten Räuber schon gefallen oder geflohen. Von den fünf, die noch übrig waren, waren drei bewusstlos oder hatten sich dafür entschieden, so zu tun; die anderen beiden suchten kriechend das Weite. Talia grinste und ließ ein einschneidiges Schwert rotieren, das sie einem der Männer abgenommen hatte. »Das ist ein hübsches Messer, das du da hast …«
    Bald darauf waren Talia, Danielle und Gerta damit beschäftigt, ihre frisch erworbenen Vorräte zusammenzupacken. Die Räuber hatten nicht viel mit sich geführt, aber die Freundinnen verfügten jetzt über zusätzliche Umhänge und Decken, nicht zu vergessen bessere Waffen.
    »Das hat dir Spaß gemacht!« Danielle klang, als habe sie sich noch nicht entschieden, ob sie verärgert oder amüsiert sein sollte. Sie schnallte sich ein Kurzschwert an den Gürtel. »Wo hast du überhaupt diese Börse her?«
    »Das willst du nicht wissen.« Talia steckte das Messer der Räuberfrau in den Gürtel und versteckte einen zweiten, kleineren Dolch im Stiefel. »Außerdem, immer noch besser, wenn ich mich um sie kümmere, als unser dunkler Freund.« Sie rieb sich den Arm.
    »Lass mich das mal ansehen!«, verlangte Gerta.
    »Mir geht es gut.«
    »Fleisch und Knochen gegen einen Speer?« Gerta hob eine Hand voll Schnee auf. »Klar geht’s dir gut! Drück dir das auf den Arm gegen die Schwellung.«
    Talia zischte, als Gerta ihr den Schnee auf den Bluterguss legte, zog den Arm aber nicht weg. »Es ist nur eine Quetschung.«
    »Da hast du Glück gehabt.«
    »Glück hatte damit nichts zu tun.« In Wirklichkeit war ihr Timing jedoch daneben gewesen. Sie hatte sich im Lauf der Zeit zu sehr daran gewöhnt, sich auf die zusätzliche Kraft und Schnelligkeit zu verlassen, die ihr der Umhang verlieh.
    »Kommt jetzt!«, forderte Danielle sie auf. »Wenn ihr mit dem Spielen fertig seid – wir haben ein paar Elfen zu finden!«

*
    Die nächsten anderthalb Tage, während der der Dunkeling sie höher ins Gebirge

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