Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Dunkeling fand. Er hatte wieder die Gestalt angenommen, die sie für seine natürliche hielt, und hockte wie ein Affe in einer schneebestreuten Kiefer.
    Als die Straße sich der Hügelkuppe näherte, drehte Talia sich um und schaute auf Kanustius. Noch immer stieg Qualm vom Palast auf, und sie konnte kleinere Rauchfahnen erkennen, wo weitere Feuer sich in der Stadt ausgebreitet hatten. Waren diese auch von den Sklaven des Dämons entfacht worden, oder stellten sie bloß Anzeichen für das um sich greifende Chaos dar?
    »Schnee hätte die Stadt in jedem Fall eingenommen«, sagte Danielle.
    »Es ging so schnell!« Weniger als ein Tag, um den Palast zu infiltrieren, sich der königlichen Familie zu bemächtigen und ihre einzige Hoffnung zu zerstören, den Dämon wieder einzusperren. »Sie hat jetzt eine Armee.«
    »Ihre Macht hat Grenzen«, sagte Gerta. »Die Sturmkrähen haben hart gekämpft, und viele von Schnees Spiegelfragmenten sind zerstört worden.« Ihre Stimme stockte, und ihr Blick wanderte zur Stadt.
    »Was ist?«, fragte Danielle.
    »Sie hat mich erschaffen, um das alles zu verhindern, aber ich war nicht stark genug. Ich habe den Kreis im Palast erst gefunden, als es zu spät war. Ich konnte sie nicht daran hindern, Laurence und Odelia in ihre Gewalt zu bringen.«
    »Du hast uns aus dieser Gefängniszelle gebracht«, entgegnete Talia bestimmt. »Wir leben, und wir sind frei!«
    »Fürs Erste.« Gerta schüttelte sich. »Es tut mir leid. Du hast recht. Wir sollten weiterziehen. Wir wissen, dass der Dämon anfällig für Elfenmagie ist. Die Herzogin hat gesagt, ihr Dunkeling würde uns zu Bellum und Veleris führen; sie könnten uns helfen, Jakob und Schnee zu retten.«
    Ein kleines Stück weiter hielten sie an einer Kreuzung an. Der Großteil der Menschenmassen stapfte nach Süden, doch eine kleinere Zahl wandte sich auch nach Norden Richtung Hafen. Talia beobachtete den Dunkeling, der wieder auf seine Amselform zurückgegriffen hatte. Er flog geradeaus, auf die Berge zu.
    Talia wartete, bis sie die anderen Flüchtlinge hinter sich gelassen hatten, und rief den Dunkeling dann zu sich. »Wo genau führst du uns hin?«
    Der Dunkeling stieß herab und landete geräuschlos im Schnee. »Nach Speas Elan .«
    Die Worte taten Talia in den Zähnen weh. Noch nie zuvor hatte sie einen Dunkeling sprechen gehört. Seine Stimme war wie Stahl, der über Knochen schabte, hoch, irgendwo zwischen Mann und Frau.
    »Wie lange wird diese Reise dauern?«, wollte Danielle wissen.
    »Ich werde euch tragen. «
    Talia bedachte den Dunkeling mit einem skeptischen Blick.
    »Selbst wenn du uns alle tragen könntest, so würde deine Berührung uns töten«, wandte Danielle ein.
    »Nur wenn ich es wünsche. «
    Talia schnaubte. »Wie beruhigend!«
    Der Körper des Dunkelings war bereits in Bewegung und dehnte sich zur Gestalt eines großen Rentiers aus. Unter Talias Augen teilte es sich, bis ein zweites Rentier neben dem ersten stand. Sie wirkten … dünner ; sie konnte die Umrisse der Bäume durch ihre Körper sehen.
    »Sie sind identisch«, sagte Gerta. »Man kann den Faden aus Dunkelheit sehen, der sie verbindet.«
    Talia kniff die Augen zusammen, bis sie den Schatten entdeckte, der sich vom Rücken des einen Rentiers zu den Hörnern des anderen zog. Was würde passieren, wenn diese Leine gekappt würde? Würde es das Wesen verletzen, oder würden einfach zwei kleinere Dunkelinge dabei herauskommen?
    Niemand bewegte sich auf die Rentiere zu. Der Dunkeling sagte nichts, sondern wartete einfach.
    »Es war deine Idee, das Ding zu rufen«, raunte Talia Danielle zu.
    Danielle schnitt eine Grimasse, ging aber näher heran und streckte vorsichtig die Hand aus, als ob sie sie über ein offenes Feuer hielte. Beide Rentiere drehten synchron den Kopf, um sie zu beobachten. Ihre Finger berührten den Hals des ersten. Als nichts passierte, legte sie eine Hand auf den Rücken des Rentiers, hielt sich mit der anderen unten am Geweih fest und zog sich hoch.
    Talia verzog das Gesicht und folgte ihrem Beispiel. Das Rentier fühlte sich kühl an, aber so solide wie jedes Pferd. Bei der Berührung kribbelte ihre Haut. Gerta stieg zu ihr hoch und setzte sich vor sie. Der Dunkeling schien gegen das zusätzliche Gewicht nichts einzuwenden zu haben.
    »Also, wo genau befinden sich diese Elfendamen, die uns helfen sollen?«, fragte Talia, während sie versuchte, sich dem Rhythmus des sonderbaren, federnden Gangs des Dunkelings anzupassen und zu

Weitere Kostenlose Bücher