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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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trug, vergingen ohne Zwischenfall. Die Luft war hier so kalt, dass Talias Nasenlöcher bei jedem Einatmen innen gefroren. Weil es weniger Bäume gab, die den Wind abschwächten, war sie dazu übergegangen, mit dem Kopf nach unten und der Kapuze des gestohlenen Umhangs tief im Gesicht zu reiten.
    Ohne Warnung hielt der Dunkeling an, und die Zwillingsrentiere schüttelten synchron den Kopf. Als er sich weigerte, sich weiterzubewegen, ließ Talia sich auf den Boden gleiten und streckte sich. Der Schnee war knöcheltief und wirbelte im Wind wie der Wüstensand zu Hause. »Was ist das für ein Ort?«
    »Wir sind auf einer alten Grubenstraße«, klärte Gerta sie auf. »Die Berge sind von Minen durchlöchert.«
    Die Rentiere stellten sich nebeneinander und verschmolzen zu der humanoiden Form des Dunkelings.
    »Und hier werden wir Hilfe finden?« Talia inspizierte die Landschaft, entdeckte jedoch nichts außer schneebedeckten Felsvorsprüngen, knorrigen Bäumen und der überwucherten Andeutung der alten Straße.
    »Sie beobachten uns.« Gerta drehte sich langsam im Kreis. »Ich kann euch nicht sagen, woher es kommt. Es könnte irgendein Zauber sein. Wenn ich meine Spiegel hätte …« Sie zuckte zusammen. »Schnees Spiegel, meine ich.«
    Danielle blies sich in die Hände, um sie warm zu bekommen, bevor sie sie wieder unter die Arme klemmte. Sie richtete sich auf und rief: »Ich bin Danielle von Lorindar. Die Herzogin von Elfstadt hat gesagt, Ihr würdet uns helfen.«
    »Die Herzogin geht viel zu freigiebig mit den Geheimnissen anderer Leute um.« Die Stimme kam von einer orangefarbenen Erhebung im Fels zu ihrer Linken, von der anscheinend ein Teil weggehauen worden war, um Platz für die Straße zu machen. Mit dem Messer in der Hand bewegte sich Talia vorsichtig auf den Felsen zu.
    Aus der Schneeverwehung am Fuß der Erhebung schaute grün angelaufenes Metall heraus. Talia kniete sich hin, wischte den Schnee weg und legte einen Kupferkegel frei, der mit der Spitze voran in den Stein getrieben worden zu sein schien. Der Rand war von Korrosion zerfressen, und als sie ihn berührte, blätterte Metall ab. Aus einem kleinen Loch hinten im Kegel strömte warme Luft.
    Danielle kauerte sich neben Talia. »Wir wünschen mit Bellum und Veleris zu sprechen.«
    »Und das habt Ihr nun.« Es war eine neue Stimme, tiefer als die erste. »Wir haben Euch Euren Wunsch erfüllt. Jetzt geht weg!«
    »Bitte!«, sagte Danielle. »Wir brauchen Eure Hilfe!«
    »Verlange ihr noch schlagendes Herz!«, sagte die zweite Stimme kichernd. »Mal sehen, ob sie es ernst meint!«
    »Pscht!« Das war wieder die erste Sprecherin. »Hier sind alle willkommen, Prinzessin. Rechts von Euch müsstet Ihr eine kleine Tür sehen können.«
    Talia und Gerta schaufelten noch mehr Schnee weg, bis sie eine kleine rechteckige Tür fanden, die in die Erde gebaut und von übereinandergeschichteten Steinen eingefasst war. In ihrer Mitte hing ein rostiger Ring. »Diese Tür war vor einem Moment noch nicht da«, sagte Talia.
    »Doch, war sie.« Gerta blickte die Tür stirnrunzelnd an. »Wir konnten sie nur nicht sehen.«
    Danielle griff nach dem Ring, aber Talia fiel ihr in den Arm. »Lass mich. Wir wissen nicht, was auf der anderen Seite ist.«
    Talia zog an dem Ring, und die Tür öffnete sich knarrend und gab den Blick auf einen Tunnel frei, der sich in die Finsternis hinabsenkte. Nebel quoll ins Freie wie der Atem des Berges. In die Erde waren Holzbalken gedrückt, die primitive Stufen formten.
    »Steht nicht den ganzen Tag da rum!«, sagte die zweite Stimme. »Ihr lasst die Wärme raus!«
    »Und was erwartet uns am Ende dieses Tunnels?«, fragte Talia. Es war genug Platz, um ihn zu betreten, aber sie würde kriechen müssen. Das hieß, jeder auf der anderen Seite hatte leichtes Spiel mit unerwünschten Eindringlingen.
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Aus dem Metallkegel folgte ihr Gelächter. »Wir haben gemeint, was wir gesagt haben: Jeder darf gerne hereinkommen. Ob man Euch erlauben wird, wieder zu gehen, das steht auf einem anderen Blatt.«

Kapitel 18
    Die Stufen waren ausgetreten, aber trocken. Wie weiße Fäden ragten Wurzeln durch Wände und Decke des Tunnels. Danielle kroch auf Händen und Knien und streifte mit den Schultern Erde und Bretter auf beiden Seiten.
    »Meinst du, sie werden uns helfen?«, fragte weiter vorn Gerta. Sie hatte ein kleines Licht aus der untergehenden Sonne beschworen, eine weiche orangefarbene Flamme, die vor ihnen

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