Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
herhuschte wie eine flackernde Maus.
»Die Herzogin will Jakob haben.« Die Worte auszusprechen nährte die Verzweiflung, die Danielle von sich fernzuhalten versucht hatte. Sie biss die Zähne zusammen und schluckte die Furcht herunter, bis sie die Selbstbeherrschung wiedererlangte. »Solange wir ihn nicht retten, bekommt sie gar nichts.«
Schweiß lief ihr an der Augenbraue vorbei über die Wange. Sie hielt kurz inne, um die Jacke zu öffnen. Nur ein kleines Stück in den Tunnel hinein, und schon fühlte es sich wie im Sommer an. Die trockene Luft roch schwach nach Rauch und Öl.
Der Dunkeling zog die Tür hinter ihnen zu. Im Augenblick machte sich Danielle seinetwegen mehr Sorgen als wegen der Herzogin. Dieser hier war älter als die, gegen die sie schon gekämpft hatte, und schien weniger … wild . Bisher hatte er den Befehl der Herzogin, Danielle und ihre Gefährtinnen zu beschützen, befolgt, aber deshalb war ihr nicht weniger unwohl, als er lautlos hinter ihr herkroch.
Der Tunnel mündete in einen kleinen, rechteckigen Raum, der mit dicken Vierkanthölzern und Bohlen verstärkt war. An der gegenüberliegenden Wand führte ein offener Durchgang ins Dunkel. Gerta schnalzte mit der Zunge, und ihr Licht huschte näher an einen der Balken heran. Sie betrachtete eine Reihe von einfachen Bildern, die ins Holz geschnitzt waren. »Das hier wurde einmal als Vorratsraum benutzt. Essen, Wasser, frische Werkzeuge.«
»Und jetzt ist es der Eingang zu einem verdammten Elfenbau«, brummte Talia.
Eine Hand voll Kies kam aus der Dunkelheit geflogen. Das meiste davon traf Talia, aber etwas erwischte auch Danielle im Gesicht und an der Schulter. Mit einem Satz stand Talia neben der Türöffnung, das Messer in der Hand.
»Hüte deine Zunge, Mensch! Hier wird nicht geflucht!«
Ein pulsierender goldgelber Schein näherte sich von der anderen Seite der Öffnung. »Oder lassen Menschen jeden Anschein von Höflichkeit fahren, wenn sie das Zuhause eines anderen betreten?«
»Wir bitten um Entschuldigung«, sagte Danielle, ehe Talia etwas erwidern konnte. »Ihr versteht unsere Sprache?«
»Jawohl. Veleris findet, es ist wichtig, dass wir die Oberflächensprachen lernen.« Der Schein kam näher; er erinnerte Danielle ein bisschen an die Esse eines Schmieds. »Ich werde euch persönlich zu unseren Königinnen bringen. Doch zuerst macht dieses magische Licht aus, oder wollt ihr uns etwa die Elfenjäger auf den Hals hetzen?«
Gerta beendete ihren Zauber. »Ich wusste nicht …«
»Keine Zauberei! Nichts, was von der Oberfläche entdeckt werden könnte!«
»Was ist mit eurem Zauber am Eingang?«, wandte Gerta ein.
»Elfenmagie ist natürlich. Subtil. Leichter zu verheimlichen. Aber trotzdem machen wir nur Gebrauch von dem, was zum Überleben notwendig ist.«
Danielles Augen hatten sich inzwischen so weit an die veränderten Lichtverhältnisse angepasst, dass sie die Umrisse ihres Führers und seines Reittiers ausmachen konnte. Sie trat zurück, als sie in dem ohnehin schon beengten Raum erschienen. Automatisch griff sie nach ihrem nicht vorhandenen Schwert. »Ist das ein Drache?«
»Sie eignen sich am besten, um in den Minen herumzureiten.« Der Drache war so lang wie ein Pferd vom Kopf bis zum Schwanz, aber sein Körper hing viel tiefer über dem Boden. Die Schuppen waren schmutzig rot, fast braun. Der goldgelbe Schein, den Danielle gesehen hatte, kam aus dem Maul des Drachen und wurde bei jedem Atemzug heller. Die Flügel waren kaum mehr als Stummel, die hinter den Vorderbeinen wuchsen, was Danielle vermuten ließ, dass es sich um einen jungen Drachen handelte.
Der Reiter war ein schmuddeliger Mann, der Danielle aufrecht stehend höchstens bis ans Knie gereicht hätte. Er trug einen runden Helm und schwere, oft geflickte Kleider, die so dreckig waren, dass man die ursprüngliche Farbe nicht einmal ansatzweise erraten konnte.
»Er ist wunderschön!« Gerta kauerte sich vor den Drachen und streckte die Hand aus. »Wie heißt er?«
»Vorsicht!« Der Mann zog an einem silbernen Seil, das um den Hals des Drachen lag. »Ich habe Koren hier vom Ei an großgezogen, aber wenn man ihn erschreckt, ist man trotzdem seine Finger los.«
»Und wer bist du?«, fragte Talia.
Er hob eine kleine Schaufel und salutierte mit dem Blatt tönend an seinen Helm. »Ihr könnt mich Tommy nennen.«
Danielle legte den Kopf schräg. »Du heißt Tommy?«
»Nein. Ich sagte, ihr könnt mich Tommy nennen.« Er steckte die Schaufel in ein übergroßes
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