Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
schweigend im Schatten, ebenso wie Gerta.
Danielle betrachtete die Riesin genauer. Bellum erwiderte ihren Blick gereizt; die gelben Augen forderten Danielle zum Streit heraus. Veleris hingegen starrte einfach in die Ferne, und ihr Gesicht trug den Ausdruck müder Traurigkeit.
»Ihr lebt schon lange Zeit hier unten«, sagte Danielle.
»Seit mehr als einem Jahrhundert.«
Die Gesetzesänderungen in Allesandria hatten erst ein gutes Stück später stattgefunden. Rose Curtana war nur eine in einer langen Reihe ambitionierter Herrscher gewesen, die das Elfengeschlecht fürchteten oder hassten. »Es tut mir leid.«
»Leid?«, brüllte Bellum. Veleris’ Augen hefteten sich auf Danielle.
»Und seit wann regiert Ihr Speas Elan?«, fragte Danielle.
»Seit jenem Tag, da wir unter die Erde geflohen sind«, sagte Bellum. »Bis dahin hatten wir uns immer in kleinen Scharen versteckt. Immer in Bewegung. Immer untertauchen. Die Menschen haben uns zum Zeitvertreib gejagt, habt Ihr das gewusst?«
Danielle dachte daran, was Tommy über Kasten gesagt hatte. Riesen gehörten der Dienerkaste an, nicht der Herrscherkaste. »Ihr habt nicht damit gerechnet, zu herrschen, als Ihr unter die Erde geflohen seid, nicht wahr? Ihr wart dazu nicht ausgebildet. Ich weiß, wie es ist, plötzlich und ungewollt die Führung übernehmen zu müssen.«
»Die königliche Kaste befahl uns zu kämpfen«, sagte Bellum mit argwöhnischer Stimme. »Sie versuchten, eine Elfenarmee gegen eure Hexen und Zauberer aufzustellen. Die meisten meiner Sippe schlossen sich ihnen an. Sie fielen.«
»Der Dämon wird Menschen wie Elfen gleichermaßen jagen.« Danielle winkte Gerta nach vorn. »Diese Frau ist eine Verwandte König Laurences. Wenn Ihr Euch dafür entscheidet, uns zu helfen, stünden sowohl Lorindar als auch Allesandria in Eurer Schuld.«
Veleris lächelte. Wortlos griff sie hinüber und nahm Bellum das Stirnband ab. Das Band war das Zeichen dafür, welcher Kopf gerade das Sagen hatte, wurde Danielle klar, allerdings war sie sich nicht ganz sicher, wie sie entschieden, wann es übergeben wurde. Tommys Warnung fiel ihr wieder ein: Versucht, sie nicht zu verärgern. Vielleicht dominierte Bellum in Angelegenheiten von Wut und Konflikt, während Veleris bei friedvolleren Themen das Zepter führte.
Beide Köpfe der Riesin wandten sich Gerta zu. »Was bist du?«, fragte Veleris. »Du hast eine Aura, die mich an einen Elfenwechselbalg erinnert, aber deine Magie ist menschlich.«
»Sie ist wie ein Wechselbalg, nur frischer«, sagte Bellum. »Sie stinkt wie ein Neugeborenes!«
»Eine Beschwörung, so viel ist sicher«, fuhr Veleris fort. »Hastig entworfen, ein Gemälde, das noch nicht trocken ist.«
Gerta rümpfte die Nase. »Wie bitte?«
»Typisch menschliche Schludrigkeit«, schloss Bellum ihre Beobachtungen ab.
»Ich bin nicht …«
Danielle drückte Gertas Arm. »Ärgere sie nicht!« Zu Veleris sagte sie: »Sie ist unsere Freundin. Und es muss doch irgendeinen Weg geben, wie Ihr uns helfen könnt! Ich gebe Euch mein Wort, dass wir im Gegenzug tun werden, was in unserer Macht steht, um Euch und Euerm Volk zu helfen.«
»Die Hilfe einer toten Frau nutzt uns wenig«, brummte Bellum.
»Kommt mit uns!«, sagte Veleris. »Wir werden euch an Hilfe zukommen lassen, was wir können – in gewissen Grenzen. Die Sicherheit unseres Volkes werden wir nicht aufs Spiel setzen.«
»Das verstehe ich«, sagte Danielle. »Danke.«
»Das war’s?«, fragte Talia misstrauisch. »Keine Kosten, kein Handel? Was für eine Art von Elfe seid Ihr?«
Veleris lächelte. »Die Art, die erkennt, dass es nicht in eurer Macht steht, mir das zu geben, was ich will.«
»Oder die Art, die nicht damit rechnet, dass ihr lange genug am Leben bleibt, um eure Seite irgendeines Handels zu erfüllen«, ergänzte Bellum kichernd. »Kommt mit, o Kurzlebige!«
Die Riesin führte sie durch einen neuerlichen Tunnel zu einer großen rechteckigen Tür, die von einem Drachen bewacht wurde, einem dunkleren und größeren Exemplar als Koren. Von seinem Lederhalsband lief eine dicke Kette zu einem Bolzen im Boden. Er lag zusammengerollt auf der Seite an der Wand und beäugte sie misstrauisch, als sie sich näherten. Offenbar beschloss er für sich, dass sie harmlos waren, denn er rekelte sich und bog dann den Hals nach unten und fing an, kleine Flammenstöße gegen sein eigenes Hinterteil zu speien.
»Was macht er da?«, fragte Gerta.
»Sich säubern.« Veleris hämmerte dem Drachen im
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